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Die Habsburgerprinzessin Leopoldine Josepha Caroline von Österreich (1797-1826), eine Urenkelin Maria Theresias, wird als 20-jährige mit dem portugiesischen Kronprinzen Dom Pedro verheiratet und folgt ihm in die Kolonien. Inmitten politischer Umwälzungen und privater Intrigen kämpft sie als Kaiserin von Brasilien mutig für die Befreiung vom Joch der Kolonisation und führt das brasilianische Volk in die Unabhängigkeit von Portugal.

 

Dona Leopoldina 

Autor: Gloria Kaiser
Verlag: Seifert Verlag
Erschienen: 12. November 2015
ISBN: 978-3902924438
Seitenzahl: 320 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Leopoldine von Österreich ist die einzige Habsburgerin, die je außerhalb Europas verheiratet wurde. 1807 besetzten Napoleons Truppen Portugal und das regierende Königshaus Braganza floh in die brasilianischen Kolonien. Leopoldine reiste – nach einer Trauung durch Stellvertretung in Wien – 1817 als Kronprinzessin von Portugal und Brasilien nach Rio de Janeiro. Gloria Kaiser schildert ihr bewegtes Leben und ihren Einsatz für die Unabhängigkeit ihrer neuen Heimat und hält sich dabei sehr genau an die tatsächlichen historischen Begebenheiten.


Stil und Sprache
Der Verlag bezeichnet dieses Buch als biografischen Roman. Die Autorin hat sich auch sehr intensiv mit der Person der Erzherzogin und ihren Lebensumständen befasst und vermittelt dies ihren Lesern in einem fast dokumentarisch anmutenden Stil. Man erfährt sehr viel über die Probleme, vor die sich die junge Frau gestellt sah: der unbekannte Ehemann, die neue Familie, das ungewohnte Klima und die schwierige politische Situation in ihrer neuen Heimat. Letztere nimmt einen sehr breiten Raum ein und ist manchmal nicht ganz einfach zu durchschauen, dazu ist das Thema  zu komplex.
Hier sind auch die eingestreuten Brief- und Tagebuchauszüge nicht hilfreich, denn es bleibt leider offen, ob es sich dabei um authentisches Material handelt, da die Autorin das im Nachwort nicht anspricht und es keinerlei Hinweise darauf gibt. Auch ob Leopoldines Begegnungen und Gespräche mit den jeweiligen Diplomaten wirklich stattgefunden haben, ist nicht ersichtlich. Die in der Danksagung genannten „Forschungsquellen“ lassen auch keine Rückschlüsse zu.

Für eine „echte“ Biografie wären Fußnoten und Quellenangaben unerlässlich, aber auch von einem biografischen Roman - der hier durch Dialoge zwischen den Ehegatten und ein paar Einblicke in das private Leben der Kaiserin praktisch nur angedeutet wird - erwarte ich ein gewisses Maß an Information darüber, was Dichtung und was Wahrheit ist.


Figuren
Alle wichtigen Personen dieses Buches  sind historisch. Leopoldine wuchs in einer großen Familie auf, das Verhältnis zu den Eltern - später auch zu den beiden Stiefmüttern - war vertrauensvoll und harmonisch. Es wurde Wert auf eine gute Erziehung und Ausbildung gelegt, aber die Kinder durften auch ihren Neigungen – wie hier Musik und Mineralogie – nachgehen. Die enge Beziehung zu ihrer Lieblingsschwester Marie Louise endete zunächst, als diese den Erzfeind Napoleon heiraten musste. Später wurde die Korrespondenz mit ihr durch die große Entfernung und den monatelangen Postweg erschwert.

Leopoldines Ehe scheint anfangs recht partnerschaftlich verlaufen zu sein. Pedro war sehr ungebildet und verließ sich zunächst auf seine Frau. Wahrscheinlich hatte er auch unter der zerrütteten Beziehung seiner Eltern gelitten und war daher ein guter Vater. Die privaten Probleme des portugiesischen Königspaares werden zwar erwähnt, bleiben aber für den Leser ziemlich undurchschaubar. Durch den Schwerpunkt auf dem politischen Aspekt sind mir die meisten Figuren recht fremd geblieben. Einzig Leopoldine hat mein Interesse und Mitgefühl erweckt. Ihr Kampf gegen Armut und Sklaverei, ihre Sehnsucht nach Europa, das Opfer, das sie durch den Verzicht auf eine Heimkehr bringt, um ihrem Mann den Thron von Brasilien zu erhalten und das Land in die Unabhängigkeit zu führen, nötigen mir den größten Respekt ab.


Aufmachung des Buches
Das goldfarbene Hardcover trägt auf dem Buchrücken in weißer Schrift Titel, Autorin, Verlag und die Bezeichnung „Romanbiografie“. Die Handlung beginnt mit einem kurzen Vorwort zur Person Dona Leopoldinas. Daran schließen sich 12 Kapitel an, deren erstes mit „Kindheit und Jugend in Wien“ betitelt ist, während die weiteren von  1816 – 1826 datiert sind und die Ereignisse des jeweiligen Jahres - von der Verlobung bis zu ihrem frühen Tod - schildern. Im Nachwort geht die Autorin noch einmal auf die Bedeutung der Kaiserin für die Unabhängigkeit Brasiliens, sowie das weitere Leben ihrer Familie ein. Es folgen eine Liste ihrer Kinder, Leopoldines eigene Lebensdaten und ein sehr kurzer Dank an 6 namentlich aufgeführte „Forschungsquellen“. Vier Abbildungen beschließen das Buch, darunter das Portrait der Erzherzogin von Josef Kreuzinger, das in einem Ausschnitt auch auf dem goldenen Schutzumschlag zu sehen ist. Auch dort wird noch einmal darauf hingewiesen, dass es sich um eine „Romanbiografie“ handelt.  


Fazit
Die Einordnung als Romanbiografie ist mir einigermaßen schwer gefallen. Meiner Meinung nach wäre eine „richtige“ Biografie mit ausführlichen Quellenangaben und Anmerkungen angebrachter gewesen. Trotzdem habe ich das Buch mit Interesse gelesen, weil es ein Thema behandelt, über das ich wirklich wenig wusste und weil Leopoldina in Brasilien sehr viel bewegt hat und noch heute dort sehr verehrt wird.


3 5 Sterne


Hinweise
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