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Kategorie: Dystopien

In einer Welt, die dich belügt, musst du selbst zum Lügner werden. Darrows Welt ist brutal und dunkel. Wie alle Roten schuftet er in den Minen des Mars, um ein Leben auf der Oberfläche des Planeten möglich zu machen. Doch dann wird seine große Liebe getötet, und Darrow erfährt ein schreckliches Geheimnis: Der Mars ist längst erschlossen, und die Oberschicht, die Goldenen, leben in dekadentem Luxus. Darrow schleust sich in ihr sagenumwobenes Institut ein, in dem die Elite herangezogen wird. Er will einer von ihnen werden – um sie dann vernichtend zu schlagen …

 

Red Rising 

Originaltitel: Red Rising
Autor: Pierce Brown
Übersetzer: Bernhard Kempen
Verlag: Heyne
Erschienen: 09/2015
ISBN: 978-3-453-53441-4
Seitenzahl: 558 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Darrow gilt als der beste Höllentaucher, den die Roten seit Langem gesehen haben. Er riskiert tagtäglich sein Leben in den Helium Gruben, um es für sich und sein Volk etwas besser zu machen. Doch als der Erzgouverneur Nero aus Augustus, ein Goldener, seine Frau eiskalt hinrichten lässt, nur weil diese mit ihrem Mann einen Ort aufgesucht hat und ein Lied der Hoffnung singt, beginnt ein Wandel in seinem Inneren. Und als er dann auch noch erfahren muss, dass der Traum, für den er und seine Leute tagtäglich schuften und der angeblich noch so weit entfernt ist, an der Oberfläche längst gelebte Realität ist, ändert Darrow sein Leben. Er lässt sich auf einen waghalsigen und äußerst gefährlichen Plan ein und beginnt in einem tödlichen und riskanten Spiel, langsam aber sicher die bestehende Gesellschaft durcheinanderzubringen und mit ihren eigenen Waffen zu schlagen.

Pierce Brown beschreibt auf eindrucksvolle Weise eine Welt, die an das Römische Reich und das indische Kastensystem erinnert und so kalt wie berechnend ist. Da trifft blumige Sprache auf derben Straßendialekt und Rachegefühle und der Wunsch nach einem besseren Leben auf die Dekadenz und Ignoranz der Mächtigen und Reichen.


Stil und Sprache
Aus der Ich-Perspektive von Darrow nimmt der Leser an einem Leben teil, dass von Verzicht, Hunger und Hoffnung inmitten der rauen Welt der Helium-3 Gruben des Mars geprägt ist. Keiner der Roten hat je die Oberfläche gesehen, denn diese ist noch nicht erschlossen. Dafür kämpfen und schuften Darrow und seine Clanleute jeden Tag, um den Traum von einer lebenswerten Marsoberfläche und somit einer Zuflucht für die verzweifelten Erdbewohner zu erschaffen, deren Planet im Sterben liegt. Dass das alles eine einzige Lüge ist, bekommt Darrow nur durch einen Zufall mit. Ein Zufall, der seine Frau das Leben kostet und in ihm die Flamme der Rache entzündet.

Pierce Brown hat eine fantastische Art Dinge zu beschreiben. Sein Tonfall ist stets ruhig und klingt besonnen, selbst wenn es grausam und blutig wird und seine Figuren durch das reinste Gemetzel müssen. Die Sprache eine gelungene Mischung aus einfach, derb und dann wieder blumig und fast schon hochtrabend. Je nach Figur, gesellschaftlicher Stellung und Lebensort. In Red Rising verbindet er Elemente aus dem einstigen Römischen Reich mit denen des noch immer existierenden Kastensystem Indiens und erzeugt so eine Welt, in der Armut und dekadenter Reichtum neben Arroganz und Demut ganz dicht beieinanderliegen. Zusammen mit starken Charakteren und einem Plot, der nichts zu wünschen übrig lässt, bildet dieser Roman ein Lesevergnügen der ganz besonderen Art.


Figuren
Unter Tage bei mörderischer Hitze im eigenen Saft über Stunden ackern, nie einen Sonnenstrahl oder gar einen freien Himmel sehen und trotzdem nie den Lebensmut verlieren. Wer auf dem Mars überleben will, der sollte sich nicht nur an die dort herrschenden Regeln und Gesetze halten, sondern auch akzeptieren, dass eine bestimmte Sorte Mensch immer gewinnt, egal ob die Förderzahlen es bestätigen oder nicht.

Für eine Figur ist das nicht akzeptabel: Darrow. Darrow ist ein junger Mann, eigentlich noch ein Teenager, doch in seinem Volk gelten andere Maßstäbe. Als junger Ehemann will er seiner Frau ein besseres Leben bieten und tut alles, um den kargen Alltag und das Wenige, was sie haben, ein bisschen aufzustocken. An der Oberfläche des Mars war er noch nie und viele Tiere, bis auf die, die tief unten im Planeten leben, hat er noch nie gesehen. Sterne sind für ihn genauso exotisch wie ein Swimmingpool. Enge, Dunkelheit, räumliche Grenzen und Hitze – das ist sein Leben. Aber sein Wille, seine innere Stärke und sein Drang, etwas zu verändern, sind unermesslich groß. Und als er die Chance bekommt, am System etwas zu ändern, Rache für den sinnlosen und eiskalten Tod seiner Frau zu nehmen, ergreift er sie. Und nimmt Schmerzen und Qualen in Kauf, nur um in einer Welt zu überleben, die nicht die Seine ist.

Cassius ist ein Goldener durch Geburt und entsprechend aufgewachsen. Die richtigen Verbindungen, ein prestigeträchtiger und machtvoller Name, der Einfluss seines Vaters und der Druck, die Aufnahme am Institut zu schaffen und die Ausbildung zu bestehen – das sind die Dinge, die ihm von klein auf eingetrichtert wurden. Er ist ein Schönling, eine hübsche Hülle die eine arrogante Seele beherbergt. Als er schon kurz nach seinem Eintreffen im Institut erkennen muss, dass sein Bruder einen bestimmten Teil der Aufnahmeprüfung offensichtlich nicht bestanden hat, tut er alles, um den Täter zu finden. Und als er erfährt, wer ihn auf dem Gewissen hat, ist eine Feindschaft geboren und eine Blutfehde in Gang gesetzt, die nicht schlimmer sein könnte.

Der Autor präsentiert in diesem Buch zwar die unterschiedlichsten Figuren, Charakterzüge und Eigenschaften, er zeigt aber auch, dass alle einen Grund für das haben, was sie tun und wie sie es tun. Dass oftmals nur ein Einziger nötig ist, um einen Stein ins Rollen zu bringen und Risse in eine ansonsten perfekte Oberfläche zu setzen. Schwäche, Machthunger, unterschiedliche Leidenschaften und Hass gibt es genauso wie echte Freundschaft, Loyalität und der Hunger nach Veränderungen.


Aufmachung des Buches
Diese Klappenbroschur ist optisch dem Original relativ ähnlich. Ein von Flammen ummantelter Teil eines roten Flügels brennt sich dem Leserauge durch den schwarzen Hintergrund buchstäblich entgegen. Dadurch, dass der Buchtitel am linken Rand des Covers in weißen Großbuchstaben senkrecht nach oben geschrieben ist, bekommt das Buchcover eine ganz eigene Dynamik. Hält man den Titel dann noch leicht schräg, merkt man, dass Flügel und Buchtitel leicht glänzen. Wirkt dramatisch aber nicht übertrieben. Im Inneren sorgt eine Schwarz-Weiß Karte des Planeten zu Beginn und am Ende des Buches für geografische Hilfe.


Fazit
Das ist das Beste was ich bis dato aus dem Genre Si-Fi und Dystopien gelesen habe. Ein fantastischer Roman mit einer unglaublich starken Hauptfigur, einem begeisternden Plot und einer absolut ausdrucksstarken Handlung. Klasse, einfach nur klasse! Lesen.


5 Sterne


Hinweise
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