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Ein großer historischer Roman um Leidenschaft, Ehre und Verrat
Das Deutsche Reich um 1260: Nach dem Mord an seinen Eltern wächst der junge Ritter Simon von Montfort als Waise auf und wird von Johann von Sponheim als Ziehsohn aufgenommen. Schon als Knabe wird er von dessen Bruder Heinrich schikaniert. Dann verliebt er sich auch noch in dessen Verlobte Christina, die seine Gefühle erwidert. Diesmal kann ihm auch Johann nicht helfen, schließlich ist die Verlobung seines Bruders sein Werk. Schlimmer noch: Christina wird zur Ehe mit dem ungeliebten Heinrich gezwungen. Wird Simon jemals die Chance bekommen, um sein Glück zu kämpfen?

 

Blut und Seide 


Autor: Marita Spang
Verlag: Knaur TB
Erschienen: November 2015
ISBN: 978-3426517178
Seitenzahl: 832 Seiten

 


Die Grundidee der Handlung
Rhein-Nahegau Ende des 13. Jahrhunderts: Simon von Montfort entkommt als Kleinkind dem Massaker an seiner Familie und wächst bei seinem Paten Johann von Sponheim auf der Kauzenburg auf. Dessen Bruder Heinrich neidet Simon die Zuneigung des Grafen und nutzt jede Gelegenheit, den Jüngeren zu schikanieren. Später erhalten beide auf Burg Rheinfels ihre Ausbildung zum Ritter, wo Simon als Page dem 5 Jahre älteren Knappen Heinrich weiterhin ausgeliefert ist. Christina von Katzenelnbogen - die Tochter des Burgherrn – ist schon als Kind mit Heinrich verlobt worden, aber sie verabscheut den gewalttätigen Bräutigam zutiefst und verliebt sich in Simon, der ihre Gefühle erwidert. Wird es für die Beiden eine gemeinsame Zukunft geben ?


Stil und Sprache
Das Deutsche Reich Mitte des 13. Jahrhunderts: Im sogenannten Interregnum - der „Zwischenkönigszeit“ - nach dem Tode Kaiser Friedrichs II. (1250)  gab es eine Reihe von Königen und Gegenkönigen, die nur den Titel trugen, das Reich selbst aber versank im Chaos. Der Adel, dem kein starker König Einhalt gebot, bekämpfte sich untereinander, das Raubrittertum entstand. Erst mit der Wahl Rudolf v. Habsburgs zum deutschen König (1273) endete diese Zeit. Marita Spang entwickelt ihre Geschichte vor diesem sehr gut recherchierten historischen Hintergrund.
Der Leser erlebt sie als Beobachter von aussen, aus der Sicht der verschiedensten Personen und von ständig wechselnden Schauplätzen, z.B. vom Rhein nach Wien und Prag und bis auf das Schlachtfeld von Dürnkrüt.

Man erfährt sehr viel über das alltägliche Leben im Mittelalter, sowohl das der einfachen Menschen, als auch  das der Edelleute. Ob die Ausbildung der Ritter, die Beschäftigung adliger Frauen – beten und handarbeiten – die Sorgen und Nöte der „kleinen Leute“, die Beschreibung von Burgen, Waffen, Kleidung, Nahrung oder Heilpflanzen, alles das gibt die Autorin so farbig und anschaulich wieder, dass man sich jederzeit ein gutes Bild dieser Epoche machen kann. Die Personen agieren und sprechen im Stil der damaligen Zeit, besonders die Dialoge wirken dadurch sehr authentisch. Altmodische Begriffe werden im Glossar am Ende erklärt.

Das Buch lässt sich flüssig lesen, aber „leicht“ ist es stellenweise wahrlich nicht. Bei manchen Szenen kann die Sprache oft nicht anders, als brutal und grausam sein. Schonungslos, aber ohne Effekthascherei, berichtet Marita Spang von blutigen Schlachten und räuberischen Überfällen, von Gewalt gegen Frauen, Kinder und Mönche, sodass man sich manchmal am liebsten schaudernd abwenden möchte und zeitweise zwischen Ekel und Mitleid schwankt.
Der Spannungsbogen liegt von Anfang an sehr hoch. Ständig geschieht etwas Neues, Unvorhergesehenes, sodass keine Längen aufkommen und die über 800 Seiten nur so verfliegen.


Figuren
Die Autorin hat alle ihre Figuren sehr liebevoll und mit großem Einfühlungsvermögen gestaltet. Es sind lebendige Menschen mit Stärken und Schwächen, die beim Leser die unterschiedlichsten Gefühle wecken, aber ihn niemals kalt lassen.
Simon und Christina sind durchaus nicht das „ideale“ Liebespaar. Ihre Beziehung wird auf eine harte Probe gestellt, die ihnen alles abverlangt und sogar tiefe Verbitterung und Zweifel an den Gefühlen des jeweils anderen mit sich bringt. Beide machen im Laufe der Jahre eine Entwicklung durch und wachsen an den Schwierigkeiten ihrer Lage. Marita Spang schildert das alles sehr glaubhaft und nachvollziehbar, wobei sie aber niemals ins Kitschige abgleitet.

Auch das damalige Frauenbild wird in der Figur Christinas, aber auch in ihrer ältlichen „Aufpasserin“ Agathe sehr gut dargestellt. Selbst adlige Frauen hatten keine Rechte und keinen freien Willen. Sie waren als arme Verwandte auf die Gnade der Familie angewiesen oder sie gingen von der Vormundschaft des Vaters oder Bruders in die des Ehemannes über, der ihnen nur zu oft aufgezwungen wurde und dem sie fortan zu gehorchen hatten. Er hatte jedes Recht über sie, sogar das der körperlichen Züchtigung, was Christina leidvoll erfahren muss.
Heinrich – schon als Zehnjähriger ein Sadist gegenüber dem kleinen Simon – zeigt sich auch im Verhältnis zu seiner Braut und späteren Frau von erschreckender Grausamkeit. Der Leser leidet und fürchtet mit ihr, kann sich dem aber genauso wenig entziehen, wie Christina selbst.

Simon ist von Geburt ein Edelmann und von daher seine Ausbildung zum Ritter selbstverständlich. Aber er muss bald sehr schmerzlich erkennen, dass die Ideale, die er damit verbindet – ein angehender Ritter muss geloben, die Schwachen zu schützen und die Frauen zu ehren – mit der rauen Realität nicht in Einklang zu bringen sind. Raub, Mord, Plünderung und Vergewaltigung sind an der Tagesordnung. Die Hauptleidtragenden sind die kleinen Leute, die Bauern und Handwerker, die die Fehden ihrer Herren ausbaden müssen und dabei Hab und Gut oder sogar das Leben verlieren.

Die historische Figur des Michel Mort ist der Autorin besonders gut gelungen. Als Mann aus dem Volk – ein Metzgerssohn – begleitet er zunächst Heinrich von Sponheim und später Simon als Waffenknecht. Durch seine Redlichkeit und Treue, aber auch durch seine tragische Liebesgeschichte und seine Tapferkeit in der Schlacht von Sprendlingen gewinnt er ganz besonders das Herz des Lesers.


Aufmachung des Buches
Das dunkelblaue Taschenbuch zeigt auf der Rückseite eine mittelalterliche Burganlage und auf dem vorderen Cover eine Ansicht des alten Bad Kreuznach, die – obwohl aus einer späteren Epoche – sehr gut zum Ort der Handlung passen. Die junge Frau im Vordergrund dagegen wurde für die „Schönheitengalerie“ des bayerischen Königs Ludwig I. Mitte des 19. Jahrhunderts von J.K. Stieler gemalt und hat keinerlei Bezug zum Inhalt des Buches.

Zwischen dem Prolog von 1259 und dem Epilog von 1281 gliedert sich der Roman in 7 Teile und 47 datierte und überwiegend mit Ortsnamen versehene Kapitel. Das Personenverzeichnis am Anfang enthält auch einige historische Persönlichkeiten, die mit einem Sternchen gekennzeichnet sind.
Zur weiteren Ausstattung gehören: Die Abbildung einer Löwenskulptur, die an Michel Mort, den Lebensretter des Grafen von Sponheim erinnert;
2 Landkarten vom Deutschen Reich, und von den Burgen und Klöstern an Rhein und Nahe, die Schauplätze der Handlung sind, sowie ein Glossar und ein Quellenverzeichnis. In ihrem Nachwort gibt die Autorin Auskunft über „Wahrheit und Fiktion“ des Buches und beendet es mit einer Danksagung.


Fazit
Die Zusammenfassung der Handlung auf der Rückseite lässt den Leser eine eher seichte, romantische Liebesgeschichte im Rittermilieu erwarten. Ich gestehe, dass ich persönlich allein daraufhin wohl nicht zu diesem Roman gegriffen hätte. Da mir der Schreibstil der Autorin aber bereits in ihrem Erstling „Hexenliebe“ ausnehmend gut gefallen hat, war ich sehr gespannt auf das Buch und ich wurde nicht enttäuscht. Marita Spang hat mich auch mit „Blut und Seide“ wieder voll überzeugt.

 

4 5 Sterne


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