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Kategorie: Homoerotische Literatur

Ben erinnert sich noch gut an den jungen Mann, der ihn vor zwei Jahren verführt und anschließend eiskalt hat sitzen lassen. Als er Haydn überraschend auf der Bühne eines Rockkonzerts wiedersieht, wallen all die Gefühle erneut auf. Im Backstagebereich tut Haydn, als hätte er Ben nie zuvor gesehen, sucht jedoch immer wieder seine Nähe. Langsam wird klar, welches Geheimnis Haydn mit sich herumträgt – seine Fans dürfen niemals erfahren, dass der Sänger von Broken Symphonies schwul ist …

 

Broken Symphonies 

Autor: Abbi W. Reed
Verlag: Romance Edition
Erschienen: Oktober 2015
ISBN: 978-3902972699
Seitenzahl: 250 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Mitgeschleift auf ein Konzert, auf das er gar nicht will, trifft Benn unverhofft auf Haydn, jenen jungen Mann, der ihn in der Vergangenheit nach einem heißen One-night-Stand sitzen ließ. Haydn, der als Frontsänger der Band Broken Symphonies für die Fans auf keinen Fall homosexuell sein darf, leugnet zunächst seine Bekanntschaft mit Ben. Als Ben enttäuscht eine boshafte Kritik schreibt, nimmt das Drama seinen Lauf und Ben und Haydn treffen erneut aufeinander. Die frühere Anziehungskraft beider ist nicht versiegt und so schlagen ihre Herzen schnell im gleichen Rhythmus.

Der in der Musikbranche und den damit verbundenen Problemen spielende Roman transportiert das Dilemma um den Frontsänger Haydn, von dem nicht bekannt werden darf, dass er homosexuell ist. Die Gefühle beider Männer werden sehr plastisch und gut dargestellt, zuweilen war die Dramatik etwas hoch, wurde aber gut eingebettet.


Stil und Sprache
Das Buch ist in der ersten Person Präteritum geschrieben, die Ereginisse werden dem Leser aus der Sicht und Innenwelt Bens erzählt. Ben wird sympathisch rübergebracht, anders als Haydn zunächst. Der Stil ist an sich locker, Ben nimmt teilweise kein Blatt vor den Mund. Man merkt, dass die Autorin kein Problem hatte, sich in ihre Figuren einzufinden, sie „reden“ passend, es wirkt nicht gestelzt. Die Geschichte rund um den Frontsänger, der nicht schwul sein darf, wird gut eingebaut, das Drama wird dadurch ins Rollen gebracht. Gleichzeitig hätte man sich als Leser aber zuweilen weniger Aufregung durchaus gewünscht. Manche Szenen wirken fast übertrieben, man sieht aber aufgrund des Stils und der Thematik darüber hinweg, zudem fesselt die Story auf ihre Art.

Die Konzerte, auf die Ben von seiner besten Freundin Christin mitgeschleppt wird, sind plastisch dargestellt. Man kann richtig die Drums und Beats fühlen, zu denen gesungen und von den Fans extasisch gegröhlt wird. Die Atmosphäre auf der Bühne sowie die Empfindungen der Fans werden sehr klar dargestellt. Auch die erotischen Szenen zwischen Ben und Haydn bzw. die Anziehung der beiden ist plausibel, nicht zu kitschig oder weichgespühlt beschrieben. Dass Ben besonders unter Haydns Ablehnung bzw. seiner Haltung, so zu tun, als kenne er Ben nicht, leidet, ist zu merken und wird auch ausreichend verbalisiert. Man sympathisiert mit Ben. Zugleich lacht man über seine in Alkohollaune getippte Kritik, die er auf seinem Musikblog veröffentlichen will. Man merkt das Zögern seinerseits, was an dieser Stelle eine gewisse Spannung erzeugt. Die Folgen des absichtlich (oder auch nicht) abgeschickten Posts werden schnell nicht nur dem Leser, sondern auch Ben klar. Passend zum Lebensstil der Figuren werden Social Media erwähnt, die Zielgruppe ist somit eindeutig eine junge und moderne. Sprachlich unterscheiden sich die Figuren nur geringfügig, es tanzt keiner verbal aus der Reihe, wenngleich einige Nebenrollen und sogenanntes Kanonenfutter auftauchen.

Als spannungsgeladene Thematik hat sich die Autorin nicht nur die Sexualität Haydns, die ein Problem darstellt, ausgesucht, sondern auch Haydns Verhalten, nachdem er Sex mit Ben hatte, ist ein Konfliktpunkt. Dass beides miteinander zu tun hat, erkennt der Leser bald. Neben dieser emotionalen Baustelle werden kleine weitere Spannungsbögen eingebaut, so z.B. Christins Vernarrtheit in Haydn oder Pauls Verliebtheit für Ben, die weitere Konsequenzen hat. Letzteres ist durchaus storyweiterführend, die Episode um Christin allerdings etwas unnötig und sie wirkt etwas aufgesetzt. Nichtsdestotrotz geben die Nebenhandlungen der Story eine gewisse Würze, die sie zwar nicht gebraucht hätte, die aber auch nicht derart störend ist, dass sie komplett das Lesevergnügen stört.


Figuren
Durch die Wahl in erster Person zu erzählen, liegt der Fokus ganz eindeutig auf Ben und seinen Gefühlen. Diese werden dem Leser verständlich und nachvollziehbar präsentiert. Seine Enttäuschung über Haydn wird schnell klar und man leidet mit ihm. Ben ist ein sympathischer Hauptcharakter. Er wirkt sehr gewöhnlich, zugleich sticht er aber mit seiner Liebe zur Musik hervor. Man merkt ihm sofort an, dass das Arbeiten im Plattenladen seine wahre Passion ist. Optisch wird er dem Leser als fast unscheinbar, solide und attraktiv beschrieben, wenngleich nicht so schillern wie Haydn und mit braunen Haaren.

Haydn ist im Vergleich zu ihm mit einem hübschen Gesicht gezeichnet, blonde Haare kräuseln sich leicht an den Spitzen und sind kinnlang. Alles wirkt wie einem Gemälde entsprungen, sein Name, angelehnt an den Komponisten Haydn, ist dazu passend gewählt.

Neben den beiden Protagonisten tauchen diverse Nebenfiguren auf, die Ben und Haydn teilweise unterstützen, oft aber auch für das Drama des Buches sorgen.
Christin als Bens langjährige beste Freundin ist eine attraktive Frau, die alles darauf anlegt, von Haydn auf den Konzerten und Backstage erkannt zu werden. Ihre Naivität ist zuweilen etwas schwierig zu verstehen, denn sie merkt nicht, dass Ben und Haydn eine gemeinsame Vergangenheit haben. Daneben sind mit Helena und Jake zwei Figuren aus Hadyns Leben involviert. Insbesondere Jack legt Ben viele Steine in den Weg und man findet ihn als Leser eher unsympathisch. Paul, auf Seiten Bens, sorgt auch für eine Menge Drama durch seine Einmischung und man fragt sich, ob beide Figuren, sowohl Jake als auch Paul, nötig gewesen wären.
Daneben gibt es noch den Besitzer des Plattenladens, der Ben herzlich und fast wie einen Sohn behandelt, wenngleich sein Äußeres eher an Rocker erinnert.
Alles in allem runden die Figuren die Story ab, sie wirken – trotz des Dramas – nicht deplatziert oder unpassend. Es sind durch Bens und Hadyns Alltag verschiedene Lebensstile, die aufeinander prallen - das wird mithilfe der Nebenfiguren deutlich, zudem sorgen sie für Spannung und auch Unterhaltung.


Aufmachung des Buches
Auf dem Cover sieht man einen Musiker, der auf einer Guitarre spielt. Leider passt die Darstellung des Mannes nicht wirklich zum äußeren Erscheinungsbild Haydns, dennoch wird durch das Cover gleich klar, um was für ein Buch es sich handelt. Das blau-violett gehaltene Cover spricht an und es werden beide Seiten gut gezeigt: die Fans, die jubelnd im Publikum stehen und der melancholische, gefühlvolle Sänger mit Guitarre.
Die Broschur ist im Softcover gehalten, es sind keine Extras enthalten.


Fazit
Mit Broken Symphonies präsentiert der Romance Edition Verlag einen Roman im Genre Gay Romance. Genau dieser Aspekt ist plausibel und ansprechend ausgearbeitet von der Autorin, denn die Szenen und Interaktionen der beiden Männer wirken nicht gestellt. Durch die eingebaute Dramatik durch ihre Freunde müssen Ben und Haydn zusätzlich, neben ihrer frührer Bekanntschaft, diverse Aspekte bewältigen, bevor eine gemeinsame Zukunft möglich ist. Ein ansprechender, wenn auch ausbaufähiger Roman, der auch für Anfänger des Genre sehr gut geeignet ist.


4 Sterne


Hinweise
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