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Kategorie: Krimis

Ohne ersichtlichen Grund und ohne emotionale Regung springt Marlene Adamski vom Balkon ihres Hauses in die Tiefe. Sie überlebt, spricht seither jedoch kein Wort mehr. Psychologin Ina Bartholdy findet keine Erklärung für das Verhalten der 62-jährigen Bäckersfrau, doch der Fall lässt sie nicht los. Sie fährt ins mecklenburgische Prerow, um nach ihrer Patientin zu sehen.

Marlene wird scheinbar liebevoll umsorgt. Doch das Verhalten ihres Ehemanns macht Ina stutzig. Keine Sekunde lässt er sie mit Marlene allein, will offensichtlich verhindern, dass sie mit Ina spricht. Was hat dieser Mann zu verbergen? Und was hat er mit den merkwürdigen Vorfällen zu tun, die sich in Prerow häufen?

 

Die Schattenbucht 

Autor: Eric Berg
Verlag: Limes
Erschienen: Februar 2016
ISBN: 978-3809026426
Seitenzahl: 416 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Da „Die Schattenbucht“ ebenso wie die anderen Kriminalromane von Eric Berg von Beginn an so manche Überraschung für den Leser parat hält, möchte ich nicht mehr vorweg nehmen, als die obenstehende Verlagszusammenfassung verrät. Die Handlung spielt diesmal größtenteils auf der Halbinsel Darß und Eric Berg wählt eine Protagonistin, die man bereits aus „Das Küstengrab“ kennt. Dort ist Ina Bartholdy die Psychologin, die anfangs die Protagonistin betreut, diesmal ist Ina selbst sozusagen die Ermittlerin. Da die Bücher ansonsten aber vollkommen unabhängig voneinander sind, kann man „Die Schattenbucht“ problemlos lesen, ohne „Das Küstengrab“ zu kennen. Ich kann allerdings nur empfehlen, alle Kriminalromane von Eric Berg zu lesen, denn sie garantieren beste Leseunterhaltung und Spannung bis zum Schluss.


Stil und Sprache
Wie man es von Eric Berg gewohnt ist, lässt er seinen Kriminalroman auf zwei verschiedenen Zeitebenen spielen. Zum einen haben wir die Gegenwart, in der Ina Bartholdy versucht, das Geheimnis ihrer Patientin Marlene zu lösen und die Handlung aus Inas Perspektive in der dritten Person erzählt wird. Zum anderen werden die Ereignisse vor 14 Monaten aus wechselnden Perspektiven ebenfalls in der dritten Person geschildert. Die jeweilige Kapitelüberschrift macht deutlich, welche Zeitebene gerade beschrieben wird, sodass man nicht durcheinander kommt. Die beiden Zeiten verknüpft Eric Berg geschickt, um den Fall nach und nach aufzuklären.

Der Schreibstil von Eric Berg liest sich gewohnt angenehm und sorgt von Beginn an für die richtige Stimmung. Diese ist trotz des ausklingenden Sommers auf der wunderschönen Ferien-Halbinsel Darß düster und bedrohlich. Entsprechend betont der Autor in seinen Beschreibungen auch eher die Abgeschiedenheit der Region, die Leere der Landschaft, jetzt wo die Touristen schon weniger werden, und nicht zuletzt die Emotionen der Menschen. Das alles wird sehr anschaulich beschrieben und zieht den Leser emotional in die Handlung.

Erstaunlicherweise dauert es trotz der düsteren Grundstimmung recht lange, bis tatsächlich Spannung aufkommt. Das liegt für mich daran, dass direkt sehr viele Charaktere auftauchen und nicht mal bekannt ist, um was für ein Verbrechen es sich handelt. Sobald man dann aber beginnt zu ahnen, wie alles begann und was geschehen ist, zieht die Spannung merklich an und das Buch entwickelt die Art Sog, die man von anderen Kriminalromanen von Eric Berg kennt. Bis zum Schluss kann der Autor dabei überraschen und erst ganz am Ende begreift man, wie welche Tat zusammenhängt und was für ein schreckliches Verbrechen wirklich begangen wurde. Das Ende selbst ist mir ein bisschen zu übertrieben, aber im Großen und Ganzen schließt es die Handlung zufriedenstellend ab.


Figuren
Ina Bartholdy ist Psychologin und vor kurzem von Schwerin an die Küste gezogen. Für sie ist die Arbeit mit den Patienten nicht einfach nur ein Job, sondern sie fühlt sich für sie verantwortlich und so freut sie an ihrer neuen Arbeitsstelle vor allem, dass sie die Patienten auch nach ihrem Klinikaufenthalt weiter betreuen kann. Dabei versucht sie zwar die emotionale Distanz zu wahren, aber schon bald zieht sie der Fall rund um ihre Patientin Marlene so in seinen Bann, dass sie sämtliche Distanz vergisst und sich selbstständig auf die Suche macht. Der Leser begleitet diese sympathische Protagonistin dabei gerne, zumal sie gerade durch einige kleine Schwächen überzeugt. Sie ist eben keine perfekte, unabhängige Ermittlerin, sondern mitten drin in der Geschichte und immer mal wieder auch durchaus unüberlegt oder unvorsichtig.

Die Nebencharaktere konnten mich ebenfalls überzeugen. Vor allem die verschiedenen Personen, die an dem Verbrechen beteiligt waren, werden vom Autor großartig charakterisiert und er zeigt sehr realistisch, wie es überhaupt zum Verbrechen kommen konnte. Die unterschiedlichen Möglichkeiten, mit dem Geschehen umzugehen werden ebenso beleuchtet wie die allgemeinen menschlichen Verhaltensweisen in außergewöhnlichen Stresssituationen. Lediglich einen der anderen Patienten von Ina fand ich zum Schluss des Romans zu extrem und abgebrüht, das wirkte trotz der vorangegangenen Erlebnisse auf mich nicht mehr realistisch.


Aufmachung des Buches
Der Limes Verlag hat „Die Schattenbucht“ als broschiertes Buch veröffentlicht und dem Krimi ein zur Handlung passendes Cover verpasst. Zwar findet sich die abgebildete Windmühle nicht im Roman wieder, aber der düstere Himmel sowie die einsame Dünenlandschaft passen wunderbar zum Handlungsort und der Stimmung des Romans. Entsprechend bin ich mit der Aufmachung absolut zufrieden und freue mich einen weiteren so hübsch gestalteten Roman von Eric Berg in meinem Bücherregal aufnehmen zu können.


Fazit
Trotz kleinerer Schwächen ist auch Eric Bergs neuster Kriminalroman „Die Schattenbucht“ für Fans des Genres voll und ganz zu empfehlen. Mit einer höchst sympathischen Protagonistin enthüllt man das düstere Geheimnis, das vor vierzehn Monaten das Leben mehrerer Menschen zerstörte und einige von ihnen nun nach und nach einholt. Beste Krimi-Unterhaltung!

 

3 5 Sterne


Hinweise
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