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Sorg dafür, dass dein Vater sich wieder verliebt. Iss jeden Tag Gemüse. Trau keinem Mann mit übermäßigem Bartwuchs. Tanz auf meiner Beerdigung zu Dean Martin. Nacht für Nacht bringt Stella diese und andere Zeilen zu Papier. Doch es sind nicht ihre eigenen Gedanken und Wünsche. Die Hospizschwester schreibt Abschiedsbriefe im Auftrag ihrer schwer kranken Patienten und überreicht deren Nachrichten, nachdem sie verstorben sind. Bis sie einen Brief verfasst, bei dem sie keine Zeit verlieren darf. Denn manchmal lohnt es sich zu kämpfen: um die Menschen, die wir lieben. Und um die Momente, die das Leben so unglaublich lebenswert machen.

 

Zwanzig Zeilen Liebe 

Originaltitel: We are all made of stars
Autor: Rowan Coleman
Übersetzer: Marieke Heimburger
Verlag: Piper
Erschienen: August 2015
ISBN: 978-3492060172
Seitenzahl: 416 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
„Zwanzig Zeilen Liebe“ schildert sieben Nächte in einem Hospiz aus vier verschiedenen Perspektiven und durch unzählige Abschiedsbriefe. Rowan Coleman wendet sich dabei den Themen Krankheit, Tod und Abschied ebenso zu wie den Themen Lebensziele, Wagnis und Liebe. Sie findet eine bunte Mischung, die den Leser berührt und nachdenklich stimmt. Unter der Flut der derzeit erscheinenden Krankheits-Romane sticht ihr Buch somit durchaus positiv heraus – vor allem durch die abgedruckten Briefe – auch wenn das Thema und einige Ereignisse im Roman so sicher schon ein paar Mal gelesen wurden.


Stil und Sprache
Rowan Coleman schildert die Geschichte in „Zwanzig Zeilen Liebe“ aus mehreren Perspektiven jeweils in der ersten Person. Da ist zum einen die Hospizschwester Stella, dann die Patientin Hope und schließlich zwei weitere Personen, die erstmal in keinem Zusammenhang mit dem Hospiz zu stehen scheinen. Dazwischen werden immer wieder Abschiedsbriefe von schwer kranken Patienten abgedruckt. Erstaunlicherweise sind diese nicht alle todtraurig – auch wenn man bei dem einen oder anderen durchaus weint – sondern zeigen viel Humor. Das war für mich mit das Erstaunlichste an „Zwanzig Zeilen Liebe“ und eine wirklich positive Überraschung: der Roman enthält unglaublich viel Humor. Teilweise findet sich dieser in den Briefen, oft in den Abschnitten aus Hopes Sicht und ab und zu auch einfach zwischen den Zeilen in der jeweiligen Situation. So ist der Roman trotz seines ernsten Themas ein sehr humorvoller und lebensbejahender, der zusätzlich noch eine durch und durch positive Botschaft vermitteln will. So ganz neu ist das natürlich nicht, aber ich fand die von Rowan Coleman gewählte Darstellung gelungen und anders.

Der Spannungsaufbau erfolgt langsam und wird während der Handlung nur selten in kurze Spitzen getrieben. Erst zum Schluss steuert alles auf einen beeindruckenden Höhepunkt zu, der ein wenig vorhersehbar war, aber trotzdem bewegen kann. Die Autorin hat ein realistisches Ende gewählt und gleitet nicht in allzu kitschige Dramatik ab. Insbesondere der letzte Brief hat mir als Abschluss ganz großartig gefallen.

Ein weiterer Pluspunkt des Romans ist der überzeugende Schreibstil von Rowan Coleman. Sie gibt den drei Ich-Erzählern glaubwürdige, eigene Erzählstimmen und findet auch in den Briefen die richtigen Worte. Bei dem Thema bleibt die eine oder andere Taschentuch-Szene natürlich nicht aus, aber im gleichen Maß habe ich zwischendurch immer mal wieder gelacht. Ein paar Schätze für die eigene Zitatsammlung findet sich auch, sodass der sprachliche Gesamteindruck rundum gelungen ist.


Figuren
Stella wird uns von Beginn an als aufopferungsvolle, gewissenhafte Hospizschwester präsentiert. Sie sorgt für und sie sorgt sich auch um ihre Patienten, versucht ihnen den Abschied aus diesem Leben so einfach wie möglich zu machen und vor allem sie nicht auch noch mit ihren eigenen Problemen zu belasten. Denn von diesen gibt es jede Menge. Dass die Arbeit eine Flucht ist, weiß Stella selbst und für den Leser ist es interessant und berührend zu lesen, wie sie irgendwann aufhört zu fliehen und sich ihrer eigenen Vergangenheit und vor allem ihrer möglichen Zukunft stellt. Während ihrer Entwicklung blieb sie stets glaubwürdig und herrlich sympathisch, gerade durch die auftretenden Schwächen und Fehler.

Neben Stelle gibt es eine Vielzahl gelegentlich auftauchender Nebencharaktere und auch einige, die einen größeren Einfluss auf den Roman haben, teilweise sogar mit eigenen Abschnitten aus ihrer Perspektive. Besonders Hope, eine junge Mukoviszidose-Patientin, die zur Reha im Hospiz ist, hat mir dabei sehr gut gefallen. Sie hat einigen Humor in die Geschichte gebracht und mich mit ihrer störrischen, ironischen Art so manches Mal zum Lachen gebracht. Natürlich ist bei der Flut an Krankheits-Romanen im Moment so mancher Charakterzug schon bekannt und mehrfach gelesen, aber mich konnte die Autorin mit ihren Charakteren trotzdem überzeugen.


Aufmachung des Buches
„Zwanzig Zeilen Liebe“ erschien als broschiertes Buch und ist mir durch das ungewöhnliche Cover sofort ins Auge gefallen. Sanfte Wolken im Hintergrund und davor Zeichnungen, die sowohl auf das Briefthema als auch das Trauerthema zu verweisen scheinen. Im Buchinneren finden sich die Zeichnungen vom Cover zu Abschnittsanfängen und bei den abgedruckten Briefen wieder. Eine wirklich schöne und sehr passende Gestaltung.


Fazit
Rowan Coleman hat mit „Zwanzig Zeilen Liebe“ einen berührenden Roman geschrieben, der gerade durch den Umgang mit dem Tod lebensbejahend ist und den Leser nachdenklich stimmt. Automatisch überdenkt man, was man selbst noch unbedingt erledigen, erleben oder sagen möchte und wofür es sich zu kämpfen lohnt. Ein absolut empfehlenswertes Buch!

 
4 5 Sterne


Hinweise
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