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Er ist zynisch. Er ist brillant. Und er hat nichts zu verlieren.

Rocco Schiavone ist nicht gerade das, was man einen vorbildlichen Polizisten nennen würde. Er ist unverschämt, er verabscheut seinen Beruf - und es ist keine gute Idee, ihn vor seinem morgendlichen Joint anzusprechen. Seit der Römer in das verschneite Aosta-Tal strafversetzt wurde, ist seine Laune so düster wie der Himmel über den Bergen. Aber als eine junge Frau erhängt in ihrer Wohnung aufgefunden wird, ist Roccos Spürsinn geweckt. An Selbstmord glaubt er nicht: Blaue Flecken und Schürfwunden legen nahe, dass Ester Baudo gequält wurde. Ein Fall, der dem abgebrühten Ermittler unter die Haut geht. Und ihn zwingt, sich dem zu stellen, was er am meisten fürchtet: seiner Vergangenheit.

 

Die Kaelte des Todes 

Originaltitel: La Costola di Adamo
Autor: Antonio Manzini
Übersetzer: Anja Rüdiger
Verlag: rowohlt
Erschienen: 01/2016
ISBN: 978-3499269417
Seitenzahl: 320 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Der Rückentext beschreibt schon recht gut, worum es in diesem zweiten Fall für Rocco Schiavone geht: Ein vermeintlicher Selbstmord, der aber auf den zweiten Blick keiner ist. So weit, so gut. Aber was dann kommt, nämlich ein Polizist, der weder Vorschriften noch sonst irgendwelche Grenzen zu kennen scheint, der alle seine Mitmenschen regelmäßig und nachhaltig vor den Kopf stößt, mitten in einer Mordermittlung nach Rom fliegt und dort einen alten Fall „auf seine Art“ regelt, naja. So eine Story findet sicher nicht allzu viele Liebhaber, mich konnte sie jedenfalls nicht sehr begeistern, auch wenn es zum Ende hin noch den einen oder anderen geschickten Schachzug gibt.


Stil und Sprache
Der Fall beginnt nicht mit Rocco Schiavone, sondern der Haushälterin Irina, die in der Wohnung ihrer Arbeitgeberin einen entsetzlichen Fund macht: Ester Baudo hat sich augenscheinlich umgebracht und hängt an einem Haken von der Decke. Ab diesem Zeitpunkt wechselt die Perspektive immer mal wieder, allerdings hat Rocco Schiavone den weitaus größten Erzählanteil. Dieser ist durch seine Persönlichkeit geprägt und klar, präzise und schonungslos gegenüber seinen Mitmenschen. Wenn man aber genauer liest, findet sich doch die eine oder andere Stelle, an der es etwas bildhafter wird, wo Atmosphäre transportiert wird und auch beim Leser ankommt. Insgesamt liest sich die Geschichte aber trocken, oft zynisch und wenig poetisch.

Zu einem Krimi gehört einerseits ein guter Fall, andererseits ist ein noch so raffinierter Fall nichts ohne Spannung. An ersterem mangelt es hier nicht, das Problem liegt eher bei letzterem. Lange, sehr lange, plätschert das Ganze vor sich hin, bevor endlich gegen Ende ein bisschen Drive entsteht. Das Ende versucht zu versöhnen, aber ein schaler Beigeschmack ob Rocco Schiavones Verhalten bleibt.


Figuren
Warum denkt sich ein Autor einen Typen wie Rocco Schiavone aus? Selten habe ich einen derart unsympathischen Protagonisten kennengelernt, da fällt mir eigentlich nur einer ein, aber das ist eine andere Geschichte…Rocco jedenfalls ist nicht nur traurig bis zur Depression nach dem gewaltsamen Tod seiner großen Liebe, er lässt seinen Frust über die Strafversetzung von Rom ins Aosta-Tal an allen aus, die ihm über den Weg laufen. Er kann nur mit seiner täglichen Dosis Dope arbeiten und ist trotzdem noch vollkommen ungenießbar. Grenzen kennt er weder im Privatleben noch im Polizistenberuf und die Konsequenzen seiner Handlungen sind ihm völlig egal.

Da tun einem als Leser Roccos Kollegen schon fast leid, seine Geliebte Nora erst recht. Sie haben neben Rocco kaum Platz zur Entfaltung und bleiben auch nicht länger in Erinnerung, ja ich konnte mir kaum ihre Namen bis zum Schluss merken. Das sagt wohl alles, oder?


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch zeigt sich ganz in Weiß und erst auf den zweiten Blick bemerkt man, dass das Coverbild eine Schneelandschaft zeigt, in der ein schwarz gekleideter Mann einen Weg schräg durch das Bild geht. Titel und Autorenname sind ebenso schräg und in orange gedruckt, eine für italienische Krimis nicht eben durchschnittliche Aufmachung. Innen sind die Kapitel recht lang und nach Wochentagen gegliedert.


Fazit
Rocco Schiavone lässt mich gespalten zurück: Ein wirklich ungewöhnlicher, aber nicht eben sympathischer Ermittler mit einem verzwickten, aber nicht wirklich spannenden Fall. Da bleibt nur eine Durchschnittswertung übrig…


2 5 Sterne


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Backlist:
Band 1: Der Gefrierpunkt des Blutes

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