KOCHEN FÜR DEN KLIMASCHUTZ!
Ganz einfach und einfach nötig. Denn durch unsere Ernährungsgewohnheiten wird die Atmosphäre stärker erwärmt, als durch den Straßen- und Flugverkehr. Die besten Zutaten für den kulinarischen Klimaschutz sind: Bio-Lebensmittel aus der Region, weniger Fleisch- und Milchprodukte und saisonales Obst und Gemüse statt Importware und Fertigprodukte. Wie das genussvoll gelingt, zeigt dieses Buch!
- Mit 48 Rezepten und vielen vegetarischen und veganen Alternativen.
- Mit 16 Infotexten, die erklären, wie wir mit unserer Ernährung tatsächlich das Klima beeinflussen können.
- Mit vielen Tipps zum nachhaltigen Einkaufen, Kochen und Genießen.
Autor: Jenny Blekker; Julia Balz, Boris Demrovski; Judith Keller; Christian Noll; Christoph Zinsius (Hrsg.) |
Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Zu allererst halte ich es für notwendig, die Zielgruppe zu klären: Die Autoren wenden sich an junge, urbane Singles, für die Essen auch etwas mit Lifestyle zu tun hat, und die bereits ein gewisses Bewusstsein für den menschengemachten Klimawandel entwickelt haben. Sie können die allgemeinen Empfehlungen für ein klimabewusstes Leben auch am ehesten umsetzen, denn sie verfügen über die Infrastruktur, die dazu nötig ist; aber natürlich kann jeder regional und saisonal einkaufen und auf Ökostrom eines seriösen Anbieters umsteigen, wie auf Seite 11 in den 10 Tipps zur klimafreundlichen Ernährung empfohlen.
Das Buch gliedert sich in gut lesbare kurze Artikel verschiedener Autoren, die viele Informationen zum Thema bereitstellen, und den Rezeptteil. Obwohl beide zur Auflockerung ineinander verwoben wurden, halte ich eine separate Besprechung für sinnvoll.
Die Rezepte können nur als beispielgebend verstanden werden und das liegt an ihrer geringen Anzahl; dennoch bieten sie eine gute Auswahl dessen an, was möglich ist, wobei der Schwerpunkt eher auf vegetarischen und trendigen veganen Gerichten liegt. Darüber hinaus ist von einfacher bis zu gehobener Küche alles dabei. Die Zutaten werden selten chronologisch zu den Arbeitsanweisungen aufgeführt. Das ist kein Manko, denn die Anweisungen lassen sich mit durchschnittlicher Erfahrung gut nachvollziehen. Die Zubereitungszeit ist immer, evtl. Ruhezeiten sind meistens angegeben. Viele Rezepte werden darüber hinaus noch durch Zusatzinformationen (z.B. für Allergiker oder zur Herkunft einer Zutat) ergänzt.
Der Informationsteil enthält viele Fakten, die z.T. anschaulich durch Grafiken dargestellt werden. Die Autoren beschränken sich auf die Beschreibung von CO2 und dessen Folgen für das Klima. Diese Einengung führt dazu, dass sich Ungereimtheiten und (scheinbare) Widersprüche ergeben: Die Reihenfolge beim Ausstoß von Co2 lautet: Flugzeug, LKW, Bahn, Schiff - wobei Schiffe die geringsten Emissionen produzieren. Deshalb favorisieren die Autoren den Transport von Lebensmitteln per Schiff. Dabei lässt man völlig außer Acht, dass Schiffe durch die Verbrennung von Schweröl schwere Umweltschäden verursachen; der entstehende Ruß wird inzwischen auch für das Abschmelzen der Polkappen mitverantwortlich gemacht. Auch pauschale Empfehlungen wie "weniger Fleisch [essen]" (Seite 11) helfen nur bedingt weiter, denn Boris Demrovski weist im Kapitel "Mein Auto, mein Haus, mein Steak" darauf hin, dass der nachlassende Fleischkonsum in Deutschland zu mehr industrieller Massentierhaltung führt, weil nur dies Tiefpreise, die den Absatz fördern sollen, möglich macht, und sich somit letztendlich die CO2 Emissionen nicht reduzieren. An diesen Beispielen konnte ich hoffentlich aufzeigen, dass es bei der Komplexität des Themas nicht genügt, einen Aspekt zu beleuchten, ohne ihn in den Gesamtzusammenhang einzuordnen, was leider viel zu selten geschieht.
Gestört hat mich am meisten, dass vieles nicht konsequent zu Ende gedacht wurde – weshalb sonst fehlen Tipps zum energiesparenden Kochen? Man scheint die Kochkiste nicht zu kennen und stellt auch keine Alternativen zu elektrischen Kleingeräten, wie die z.B. die "Flotte Lotte", vor. Vorschläge zu intelligenter Resteverwertung und Hinweise auf "vorausschauendes Kochen" (z.B. heute zwei Portionen Nudeln kochen, obwohl man eine davon erst am nächsten Tag für einen Salat braucht) – beides wäre für die Zielgruppe der Single-Haushalte von besonderem Interesse gewesen – sucht man vergeblich.
Zum Schluss möchte ich noch einen Aspekt beleuchten, den ich bisher nicht erwähnte: Obwohl man betont, dass es weniger um Verzicht, als um ein Mehr an Lebensqualität geht, vermochten die Autoren mich nicht wirklich zu überzeugen, weil die Angst, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen nicht ausreichen und zu wenige Menschen ihren Lebensstil ändern werden, so dass sich der Klimawandel noch begrenzen ließe, wie Mehltau über dem ganzen Buch liegt. Insofern unterscheidet sich "Das Klimakochbuch" nicht von der Mehrzahl der Publikationen zu diesem wichtigen Thema.
Aufmachung des Buches
Das Cover des gebundenen Buches (mit Fadenheftung) ist auf keinem Büchertisch zu übersehen. Bereits die Farben besitzen Fernwirkung und die Idee die Weltkugel mit Gemüseblättern zu modellieren finde ich sehr passend. Die darüber gelegten Isobaren stellen die Verbindung zum Wetter/Klima her. Das Layout wurde ähnlich fantasievoll gestaltet und spricht die Zielgruppe punktgenau an. Die Fotos zu den Rezepten fallen zwar nicht aus dem üblichen Rahmen, wirken aber sehr appetitlich und so soll's ja auch sein. Am Ende des Buches findet man eine Saisontabelle, die gängige Obst- und Gemüsesorten und ihre Verfügbarkeit (Freiland, Lager, Konserve) auflistet. Lobend möchte ich noch erwähnen, dass das Buch klimaneutral gedruckt wurde und somit seinem Anspruch gerecht wird.
Fazit
Ein Fazit fällt mir aufgrund der oben aufgeführten Kritik, speziell am Info-Teil und seinen Empfehlungen, schwer; und die Rezepte sprühen auch nicht gerade vor Originalität. Da wären mehr als 2 Sterne eigentlich nicht drin. Ich möchte aber die Zielgruppe berücksichtigen und mich nicht zum Maß aller Dinge machen, denn an Personen meines Alters richtet sich das Buch nicht. Wenn ich dies, einschließlich der gelungenen Aufmachung berücksichtige, kann ich noch 3 Sterne vergeben.
Hinweise
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