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Er trat von hinten an sie heran. Das Rauschen der Bäume wurde lauter, fast ohrenbetäubend.
Seine Haut, seine Haare leuchteten in einem immer helleren Glanz. Auf dem Boden vor ihr war plötzlich ihr eigener Schatten zu sehen.
„Bitte. Lass sie die sein, die ich suche“, flüsterte er.

Sommerlicht auf ihrer Haut, der Duft von wilden Blumen: Wann immer der junge Mann in Ashs Nähe ist, spürt sie seine Gegenwart bis in jede Faser ihres Körpers und ist verzaubert von seiner überirdischen Schönheit.
Wäre da nicht dieses wachsende Gefühl von Bedrohung – wer ist er, und warum folgt er ihr, wohin auch immer sie geht?
Ashs alter Freund Seth wird ihr wichtigster Vertrauter, ihre Zuflucht. Und er ist der einzige Mensch, vor dem sie ihr Geheimnis lüftet: Von klein auf kann sie Elfen sehen, menschengroß, unheimlich, manchmal zudringlich – und von klein auf ist sie daran gewöhnt, diese Gabe geheim zu halten. Gemeinsam entdecken Seth und sie eine Welt voller seltsamer Regeln und Gefahren: Ash ist von ihrem Verfolger, dem schönen Elfenkönig Keenan, auserwählt und wird sich einer Prüfung unterziehen müssen. Sie beginnt, um eine Zukunft mit Seth zu kämpfen – denn auch ihre Gefühle für ihn haben sich verändert…


 Autor: Melissa Marr
Verlag: Carlsen Verlag
Erschienen: 03/2007
ISBN: 978-3-551-58168-6
Seitenzahl: 348 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Ashlyn Foy, von ihren Freunden kurz Ash genannt, könnte ein unbeschwertes Leben führen. High School, Freunde, Partys… Doch die Realität sieht leider anders aus. Ash hat eine besondere Gabe, wie schon ihre Mutter und auch ihre Großmutter zuvor. Ash ist in der Lage Elfen zu sehen und zu hören. Das darf natürlich keiner erfahren und schon gar nicht die Elfen! Es gibt eine Reihe von Regeln, die strikt zu befolgen sind. Eigentlich hat sich Ash bisher an alle Vorgaben gehalten. Dennoch steht sie plötzlich im Interesse zweier Hofelfen. Insbesondere Keenan scheint ein Auge auf sie geworfen zu haben. Wie Ash erst nach und nach erfährt, ist er nicht nur einer der mächtigsten Elfen, sondern gar der Sommerkönig höchstpersönlich! Und er ist auf der Suche nach der Einen, nach der Richtigen. Doch so einfach, wie es klingt, ist es nicht. Denn auf Keenan lastet ein Fluch. Einige Mädchen fielen diesem Verhängnis schon zum Opfer. So auch Donia, das Wintermädchen, deren Aufgabe es nun ist, die potentielle Richtige vor Keenan zu warnen.
Auch der Winterkönigin und Mutter Keenans, Beira, liegt dieses mal auffallend viel daran, dass Keenan und Ash nicht zusammenfinden. Ist Ash möglicherweise tatsächlich das Mädchen, das Keenan zu seiner vollen Macht verhelfen und somit auf lange Sicht sowohl der Menschheit als auch den Sommerelfen eine Zukunft in Eis und Schnee unter dem Einfluss Beiras ersparen könnte?


Stil und Sprache
Melissa Marr hat mit „Gegen das Sommerlicht“ ein zauberhaftes Debüt präsentiert, das gemäß Verlagsangabe ab dreizehn Jahren empfohlen wird.
In einer mehr als gelungenen Symbiose aus Märchen, Fantasy und Moderne entführt sie den Leser in eine Welt der Elfen parallel zum ganz normalen Alltag junger Menschen.
Das Besondere an Marrs Elfen ist jedoch, dass sie längst nicht die bewundernswerten Fabelwesen gängiger Literatur sind. Denn diese Elfen haben es faustdick hinter den Ohren und stellen mitunter eine echte Gefahr füreinander und für die Menschheit dar.
Über 30 Kapitel zuzüglich Pro- und Epilog spinnt die Autorin in dritter Person Singular eine Geschichte, um Sterbliche und Elfen, in der man sich als Leser im Nu verliert. Der Fokus der Kapitel liegt wechselnd auf den Hauptfiguren Ash, Seth, Keenan und Donia. Aus jeweiliger Sicht nimmt das Geschehen zunehmend Gestalt an, wird aus kleinen Informationen schließlich ein großes Ganzes.
Melissa Marrs Schreibstil wirkt sehr ruhig und entspannt. Gleichwohl vermag sie, kontinuierlich Spannung zu erzeugen. Eine bildhafte Sprache sorgt für eine intensive Atmosphäre. Die Geschichte wirkt insgesamt erfrischend natürlich und lässt sich angenehm flüssig lesen.


Figuren
Die Geschichte „Gegen das Sommerlicht“ wird getragen von sterblichen Menschen und einer überwältigenden Vielfalt an Elfen.
Sleagh Maith, das Gute Volk, seien es Sommerelfen, Winterelfen oder Dunkelelfen, Waldgeister, Wichtelmännchen, Ebereschenmänner, Borkenmänner, Fuchselfen, Knochenmädchen, Elfenbeinschwestern, Nixen oder Hexen… Sie sind entweder mit unsagbarer Schönheit gesegnet, unerträglich hässlich oder beides zugleich. Elfen sind in der Regel äußerst musikalisch, haben unvergleichlich reine Stimmen oder beherrschen ein göttergleiches Spiel von Instrumenten. Sie können sich nach Belieben sichtbar oder unsichtbar machen und sogar ihre Gestalt verändern.
Manche von ihnen wirken verletzlich oder gar unschuldig, doch keiner von ihnen ist es!
Elfen lieben es, Unruhe zu stiften und Menschen zu ärgern. Sie übertreten Gesetze, begehen Unrecht und Sünden… Ihr Verhalten ist unberechenbar, man kann und vor allem darf ihnen nicht trauen.
So lernt die siebzehnjährige Ashlyn sehr früh, sich an gewisse Vorschriften zu halten: Errege niemals die Aufmerksamkeit von Elfen, antworte niemals unsichtbaren Elfen, schaue unsichtbare Elfen nicht an! Es fällt Ash nicht leicht, ihr Leben in steter Konzentration und Beherrschung zu führen. Sie wünscht sich nicht selten, von den alltäglichen Einschränkungen befreit zu sein.
Doch nachdem Keenan, der Sommerkönig, ein Auge auf sie geworfen hat und kaum noch von ihrer Seite weicht, ist es schlimmer denn je. Ash steht im Zentrum des Interesses scheinbar sämtlicher Elfen in ganz Huntsdale.
Zusammen mit Seth, ihrem stets hilfsbereiten und zuvorkommenden Freund, versucht sie die Ursache für diese unverhoffte Aufmerksamkeit zu finden. Sie schenkt ihm volles Vertrauen und wagt zum ersten Mal offen über ihre Fähigkeit, Elfen wahrzunehmen, zu sprechen. Und Seth nimmt ihre Probleme sehr ernst, ist voller Sorge um sie. Ganz nebenbei knistert es zweifelsohne zwischen Ash und Seth. Ash befürchtet zunächst durch einen One-Night-Stand, für die Seth geradezu berühmt-berüchtigt ist, ihre Freundschaft zu verlieren und scheut vor ihm zurück. Die gegenseitige Anziehungskraft ist jedoch nicht zu leugnen.
Währenddessen buhlt Keenan weiter um Ashs Gunst und das Wintermädchen Donia versucht, ermutigt durch die grausame Beira, eine Zusammenkunft der beiden zu verhindern.
Melissa Marr hat sich sehr viel Mühe gegeben, ihre Figuren, Sterbliche wie auch Elfen, lebensnah und glaubwürdig zu gestalten. Die Charaktere wirken weder übertrieben, noch künstlich. Sie beleben die Geschichte und sorgen für abwechslungsreichen Lesespaß.


Aufmachung des Buches
„Gegen das Sommerlicht“ ist gebunden mit Schutzumschlag im Carlsen Verlag erschienen.
Sehr praktisch und beim Leser immer gern gesehen, ist das enthaltene Lesebändchen.
Das Cover ist vorwiegend in Grün- und Beerentönen gehalten. Zu sehen ist ein junges Mädchen das in einem wehenden Kleid durch Blattwerk läuft, vielleicht sogar tanzt. Licht und Schatten lassen die Szenerie verschwimmen und mit diversen Blattranken und Andeutungen von Blüten ineinander übergehen. Ein Motiv, das Natur und Dynamik erfolgreich miteinander kombiniert.
Sehr auffällig ist die Gestaltung des Titels. Während die Worte ‚Gegen das’ in zarter Schreibschrift auch farblich perfekt mit dem Cover harmonisieren, sticht der Begriff ‚Sommerlicht’ in harten, etwas größeren Druckbuchstaben hervor und bildet einen deutlichen Kontrast.
Im Inneren des Buches steht jedem Kapitel ein kleiner Einblick in Volks- und Aberglaube bezüglich der Elfen voran, der wissenswerte Informationen liefert.


Fazit
„Gegen das Sommerlicht“ ist ein leichter Hauch von Freundschaft und Liebe.
Romantisch, spannend – einfach nur schön.
Dieser erste Band der Sommerlicht-Serie ist vom Grundsatz her in sich abgeschlossen. Dennoch gibt es ein Wiedersehen mit Ash und ihren Freunden in „Gegen die Finsternis“.



Hinweise
Rezension von Patricia Merkel

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