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Die Schwestern Magali, Jacqueline und Colette haben schon lange nichts mehr von ihrem Vater gehört. Seit dem Tod ihrer geliebten Mutter vor vielen Jahren herrscht Eiszeit in der Familie. Als ihr Vater sie einlädt, Weihnachten mit ihm zu feiern, sind sie alles andere als begeistert. Dennoch fahren die Schwestern nach Hause, im Gepäck nichts als ihren Groll und das alte Familienrezept für Mousse au Chocolat. Sie ahnen nicht, dass ein lang gehütetes Geheimnis darauf wartet, gelüftet zu werden ...

 

Winter und Schokolade 

Originaltitel: Christmas Chocolate
Autor: Kate Defrise
Übersetzer: Julia Walther
Verlag: Heyne
Erschienen: Oktober 2015
ISBN: 978-3453418950
Seitenzahl: 448 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Grundsätzlich ist die Verlagszusammenfassung schon richtig, sie vermittelt allerdings ein ziemlich falsches Bild von „Winter und Schokolade“. Es entsteht der Eindruck, dass Fokus der Handlung das gemeinsame Weihnachtsfest ist, aber dieses nimmt lediglich einen kleinen Teil des Romans ein. Auch das Familiengeheimnis taucht erst am Ende kurz auf. Stattdessen dreht sich der Roman eigentlich um die drei Schwestern, die an verschiedenen Wendepunkten in ihrem jeweiligen Leben stehen. Sie alle müssen aktuell Rückschläge verkraften und gewähren dabei Einblick in die verworrenen Familienzusammenhänge und die individuellen Probleme, die jede von ihnen zu bewältigen hat. Kate Defrise gelingt dabei eine durchaus abwechslungsreise Mischung, die auf Grund verschiedener Schwächen aber leider nicht so ganz überzeugen kann.


Stil und Sprache
Da die drei Schwestern Magali, Jacqueline und Colette die Protagonistinnen in „Winter und Schokolade“ sind, wird die Handlung auch in der ersten Person abwechselnd aus ihren Perspektiven erzählt. Sie führen völlig unterschiedliche und weitestgehend voneinander getrennte Leben. Das hat den Vorteil, dass die Autorin viele verschiedene Themen in ihren Roman einarbeiten kann. Gleichzeitig erschwert es aber auch den Einstieg und den Spannungsaufbau. Jede der Schwestern hat einen Mann, beste Freunde, verschiedene Bekannte und berufliche Kontakte. Bei all den Personen verliert man schnell den Überblick und gleichzeitig konnte ich mich durch die schnellen Perspektivenwechsel nicht wirklich in die einzelnen Protagonisten einfühlen.

Der Spannungsaufbau klappte phasenweise ganz gut, flachte aber dann schnell wieder ab. Das lag zum einen an den bereits erwähnten Perspektivwechseln. Zum anderen passiert aber auch einfach nicht bei allen Schwestern so sonderlich viel. Über weite Teile weiß man nicht, worauf das Ganze hinauslaufen soll. Nach der Verlagszusammenfassung  rechnet man eigentlich mit dem Familiengeheimnis, aber das lässt wie oben beschrieben auf sich warten. Stattdessen gibt es Teilplots, die für sich ganz interessant sind, sich aber in meinen Augen einfach nicht zu einem stimmigen Ganzen zusammenfanden. Der Roman gipfelt schließlich im großen weihnachtlichen Finale und hier hat die Autorin mich dann endgültig verloren. Die vorher aufgebauten Subplots werden zu Randerscheinungen degradiert und nicht wirklich entschieden. Stattdessen kommt es zu einer fast schon lächerlich wirkenden Aussprache und das große Geheimnis war dann ziemlich enttäuschend. Wirklich schade!

Was den Roman trotz all der Kritik durchaus lesenswert macht, ist der Schreibstil der Autorin in Kombination mit ihrer offensichtlichen Leidenschaft für das Kochen und Backen. Die eindringlichen Beschreibungen der Kochkünste von Magali machen geradezu hungrig und werden so glaubwürdig beschrieben, dass man meint, den Geschmack selbst auf der Zunge zu haben. Wenn die Autorin sich auf diese Stärke besonnen und die Subplots reduziert hätte, wäre es ein wirklich schöner, weihnachtlicher Roman geworden.


Figuren
Wie bereits erwähnt hat Kate Defrise eine Vielzahl von Figuren in ihren Roman gepackt. Da sind die drei Schwestern, ihre Partner, ihre Freunde, ihre Bekannten, ein Bruder, Kinder, Tanten, sonstige Verwandte … bei so vielen Charakteren ist es kaum verwunderlich, dass viele ein wenig blass bleiben. Warum macht die Tante so böse Kommentare? Was findet die eine Schwester an diesem Fremden? Und wer ist nun eigentlich wann von wo nach wo gezogen? Das ist nur eine kleine Auswahl der Fragen, die in all den Charakteren ein wenig untergeht. Zum Glück gibt es aber einige faszinierende Nebenfiguren, die den Reiz des Romans ausmachen. Der Rest von ihnen bleibt allerdings weitestgehend blass.

Die drei Schwestern bleiben nicht ganz so blass, sondern werden ausführlich charakterisiert. Auch hier fehlte mir aber einfach das gewisse Etwas. Magali backt viel, will wegen der Vorurteile ihres Vaters aber nicht Köchin, sondern Schriftstellerin sein. Jacqueline ist erfolgreiche Sängerin, hat dafür aber das Gefühl, im Privatleben zu versagen und Colette wäre gerne Modedesignerin, schlägt sich stattdessen aber als Französischlehrerin durch. Viel Enttäuschung und viel Wut kamen rüber, aber in keine der drei konnte ich mich so wirklich hineinversetzen. Alles in allem denke ich, die Autorin hätte sich und den Lesern einen Gefallen getan, wenn sie sich auf eine oder zwei Protagonisten beschränkt und diese dafür besser ausgearbeitet hätte.


Aufmachung des Buches
„Winter und Schokolade“ erschien als Taschenbuch bei Heyne. Das Covermotiv passt hervorragend zu Weihnachten und zum Titel, fängt aber in meinen Augen die Stimmung des Romans nicht wirklich ein. Bei dem Cover würde ich nämlich einen lockeren Liebesroman erwarten und keine verworrene Familiengeschichte. Schön anzusehen ist es aber trotzdem.

Als Extra wurden einige der im Buch erwähnten Rezepte immer mal wieder zwischendrin eingefügt. Sie wurden um einen kurzen Einleitungstext ergänzt und die Anleitung klingt durchaus machbar. Schade ist nur, dass es kein Inhaltsverzeichnis aller Rezepte gibt, da man sie so mühsam raussuchen muss, wenn man nach dem Lesen etwas ausprobieren möchte.


Fazit
Kate Defrises Roman „Winter und Schokolade“ hielt nicht, was das weihnachtliche Cover versprochen hat. Durch zu viele Charaktere und Handlungsstränge verliert die Autorin den Leser leider trotz schönem Schreibstil. Das Highlight des Romans sind die eindringlichen Essensbeschreibungen, die teilweise um die passenden Rezepte ergänzt wurden.

 

2 5 Sterne


Hinweise
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