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Jack Reacher bemühte sich, harmlos auszusehen, was ihm mit seiner großen, massigen Gestalt und der gebrochenen Nase nicht leicht fiel. Umso dankbarer war er, als endlich ein Auto hielt, um ihn mitzunehmen. Die Frau und die beiden Männer im Wagen waren offensichtlich Kollegen, zumindest schloss Reacher das aus ihrer einheitlichen Kleidung. Er wusste nichts von ihrer Verwicklung in den Mord, der nicht weit entfernt verübt worden war. Für die Insassen des Wagens war Reacher nur eine Möglichkeit, die Polizei von sich abzulenken. Sie ahnten nicht, wer bei ihnen im Auto saß. Schließlich sah Reacher aus wie ein harmloser Anhalter … 

 

Der Anhalter 

Originaltitel: A Wanted Man
Autor: Lee Child
Übersetzer: Wulf Bergner
Verlag: Blanvalet
Erschienen: Juni 2015
ISBN: 978-3-7645-0541-7
Seitenzahl: 448 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Als Jack Reacher mitten in der Nacht von einem Auto mit drei Insassen mitgenommen wird, denkt er sich zuerst noch nicht viel über deren Gründe, froh darüber, der Kälte entkommen zu sein. Doch nach zwei Straßensperren, die sie passieren müssen und immer mehr kleinen Ungereimtheiten, die Jack aus den wenigen Gesprächen und ungewöhnlichen Verhaltensweisen registriert, läuten bei Jack die Alarmglocken. Meile um Meile arbeitet sein Verstand auf Hochtouren, vor allem, seit die Frau auf dem Rücksitz ihm signalisiert hat, dass sie nicht freiwillig mitfährt. Jedoch bevor Reacher die Gelegenheit für einen Befreiungsschlag bekommt, wird auf ihn geschossen …

Einfach genial, wie der Leser in den analytischen Verstand von Jack Reacher eintaucht und quasi im Auto mitfährt. Die Spannung ist lange Zeit eher subtil, aber trotzdem sehr gelungen und perfekt umgesetzt.


Stil und Sprache
Beim Einstieg in die Handlung ist der Mord, der die ganzen Ereignisse in Gang setzt, bereits geschehen und kurze Zeit später stehen neben dem Sheriff Männer und eine Frau vom FBI, CIA und schließlich auch ein Vertreter des Außenministeriums, womit die Jagd und das Verwirrspiel eröffnet ist.

Durch die Handlung führen meistens Jack Reacher und Julia Sorenson, FBI, in der dritten Person, wobei die Perspektive häufig nicht nur zu Beginn eines Kapitels, sondern auch abschnittweise wechselt. Dazu kommen einzelne Passagen aus Sicht des Sheriffs oder anderer Nebenfiguren. Dadurch verlaufen die verschiedenen Handlungsstränge parallel, erleuchten die Situationen aus verschiedenen Blickwinkeln und geben trotzdem nur immer mehr Rätsel als Erkenntnisse auf. Die Ereignisse sind auf wenige Tage beschränkt, der Zeitablauf ist langsam und dadurch äußerst intensiv. Dem Autor ist es vorzüglich gelungen, eine rasante Dringlichkeit mit einem detaillierten Schreibstil zu vermischen, der die Spannung Meile um Meile in die Höhe treibt, vor allem während der Zeit, als Reacher per Anhalter im Auto mitfährt.

Danach überschlagen sich die Ereignisse, viele unerwartete Wendungen geben immer neue Anhaltspunkte, die in eine neue Sackgasse führen. Der finale Showdown ist diesmal nicht ganz so packend, wie ich es sonst vom Autor gewohnt bin, aber das ist Kritik auf hohem Niveau. Die Erklärungen und die Auflösung am Ende sind vereinzelt nicht abgeschlossen, nicht alle Rätsel sind restlos geklärt.


Figuren
Jack Reacher als wandelnder Stratege mit einem genialen analytischen Verstand, der nie stillsteht. Zuerst taucht man als Leser in die Gedankengänge von Reacher ein, begleitet ihn auf der Fahrt, bei der ihm immer mehr Ungereimtheiten in den Handlungen und den dürftigen Gesprächen der Insassen auffallen. Diese Passagen von Reacher haben mit am besten gefallen, lassen seine taktischen Fähigkeiten und das logische Denken aufblitzen und uns daran teilhaben. Mein Respekt für ihn ist nochmals gestiegen, auch wenn ich weiß, dass er eigentlich nur eine fiktive Figur ist.

Auch Julia Sorensen vom FBI ist eine ausgezeichnete Ermittlerin, vertraut ihrem eigenen Urteil und nicht nur dem ersten Schein oder äußeren Eindruck. Ihr auf den Fersen sind andere Agenten, von der CIA und vom Außenministerium, die neben ihr sehr blass und unscheinbar wirken. Der Ermordete aber auch die Mörder selbst geben zahlreiche Rätsel auf und vor allem die Bösewichte am Ende haben mich nicht restlos überzeugt. Da sind meiner Meinung nach zu viele Fragen offen. Die restlichen, oft vorkommenden Nebenfiguren hingegen sind allesamt mit vielen Facetten ausgearbeitet, legen hin und wieder ihre Karten offen auf den Tisch und wechseln dadurch die Seiten.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Schutzumschlages zeigt eine öde Gegend auf dem Land mit einer schmalen Straße und wenigen Gebäuden, weit abseits einer Stadt. Am Ende der Straße kommt ein Fahrzeug entgegen, ansonsten scheint die Gegend ausgestorben zu sein. Die Farben Braun und Orange beherrschen den Himmel. Daraus hervor sticht der große, weiße Schriftzug des Autorennamens, der wie der Buchtitel mit einer Lackschicht versehen ist. Das Bild zieht sich über den Buchrücken weiter. Auf der Rückseite ist fast der gleiche Bildausschnitt in einem hellen Farbton zu sehen, dabei fehlt jedoch die Abbildung des Fahrzeuges. Im helleren Himmel ist die Inhaltsangabe abgedruckt. Der feste Einband ist in einem satten Goldbraun, ohne Bild oder Schriftzüge. Nur am Buchrücken sind der Titel des Bandes und der Autorenname aufgedruckt.


Fazit
Ich fand es äußerst packend, so tief in den Verstand von Jack Reacher einzutauchen. Die Handlung ist spannend, verfügt über einige Überraschungen und starke Charaktere. Ein typischer Reacher-Fall ist dies allerdings nicht und so dürften die Meinungen auseinander gehen. Mir hat der Band sehr gut gefallen und bekommt eine absolute Leseempfehlung.


4 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 12: Outlaw
Band 13: Underground
Band 14: 61 Stunden
Band 15: Wespennest
Band 16: Der letzte Befehl

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