Drucken
Kategorie: Ab 13 Jahre

ICH BIN SCHON ALS KLEINKIND DREIMAL FAST GESTORBEN. VIELLEICHT IST KRANK MEIN GESUND?

Audrey will einfach nur ein normales Leben - vielleicht sogar mit dem neuen Nachbarsjungen Leo, der wirklich süß ist und sich für sie zu interessieren scheint. Aber mit ihrem Körper stimmt irgendwas nicht …

Der Insidertipp für alle, die mitreißende, außergewöhnliche Bücher lesen wollen. 

 

Jeden Tag ein bisschen mehr 

Originaltitel: Lies like Love
Autor: Louisa Reid
Übersetzer: Birgit Maria Pfaffinger
Verlag: FJB
Erschienen: September 2015
ISBN: 978-3-8414-2229-3
Seitenzahl: 550 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Grange House, ein abstoßender Kasten aus den Sechzigern mit dicken, grauen Mauern, leeren Fenstern, einem Flachdach und noch dazu von einem wassergefüllten Graben umgeben, sollte das neue Heim für Audrey, Peter und Mutter Lorraine sein. Wenig vertrauenerweckend und doch nicht zu ändern - vielleicht eine Chance, ein Neuanfang! In der Tat scheint sich die Familie nach kurzer Zeit in ihrem neuen Nest einzufinden. Audrey und Peter machen sich mit ihren neuen Schulen vertraut. Lorraine versteht sich augenscheinlich recht gut mit Sue Bright von der benachbarten Farm. Leo Bright schließt Freundschaft mit Peter und sogar mehr als das mit Audrey. Anfänglich scheint das Mädchen eine harte Nuss, doch Leo ist allseits bemüht und schließlich wird aus den beiden ein Paar. Alles scheint gut, wäre da nicht Audreys Krankheit, die alles wieder zunichte zu machen droht …

Eine Geschichte mit sympathischen Charakteren, die die Leserschaft aufwühlt und nachhaltig beeindruckt.


Stil und Sprache
Nach ihrem hochgelebten Debüt “In deinem Licht und Schatten” macht sich Louisa Reid ein weiteres Mal auf, ihre Leserschaft mit einem bewegenden Schicksal tief im Herzen zu treffen und zu Tränen zu rühren. “Jeden Tag ein bisschen mehr” erzählt in drei Teilen von der sechzehnjährigen Audrey Morgan, die das Leben trotz schwerer Krankheit meistert, und dem siebzehnjährigen Leo Bright, der ihr dabei eine wertvolle Stütze ist. Eingangs wendet sich Audrey direkt an den Leser, der einen ersten Einblick in die Ausgangssituation bekommt. Was genau es damit auf sich hat, zeigt sich im weiteren Verlauf der Erzählung. Die folgenden Kapitel sind aus wechselnden Perspektiven in erster oder dritter Person Singular verfasst und jeweils mit Audrey oder Leo überschrieben. Unterteilt in die Monate September bis Juli entwickelt sich eine Rundumsicht des gesamten Geschehens. Sehr einfühlsam und umsichtig nähert sich die Autorin der komplizierten Thematik. Es ist schwer, den Hintergründen auf die Spur zu kommen. Umso größer ist dann auch der Überraschungsmoment, als der Leser schließlich begreift, warum es Audrey einfach nicht gelingen will, das ach so nahe Glück beim Schopfe zu packen.


Figuren
Hauptfigur Audrey Morgan ist ein aufgeschlossenes, gar aufopferungsbereites Mädchen, das mit den Tücken der Psychologie zu kämpfen hat. Sie leidet unter der Abwesenheit des Vaters, der die Familie verlassen hat, und versucht ihrem Bruder Peter beide Elternteile zu ersetzen, da ihre Mutter Lorraine aufgrund der Arbeit entweder nicht daheim oder aber zu geschafft ist, sich um Haushalt und Erziehung zu kümmern. Audrey ist allerdings auch Opfer einer schwerwiegenden Krankheit. Sie ist dem Tod mehrmals von der Schippe gesprungen und zeigt die Male selbstverletzenden Verhaltens. Als der Nachbarsjunge Leo in ihr Leben tritt, scheint sich das Blatt zu wenden. Audrey hat Freude am Leben, genießt die Gegenwart und wagt sogar einen Blick in die Zukunft. Ja, wäre da nur nicht dieses Ding, das sie heimtückisch anfällt und weswegen sie gezwungen ist, eine Menge Tabletten zu nehmen. Hat ihre Mutter etwa recht, wenn sie behauptet, Audreys und Leos Beziehung habe keinerlei Chance?


Aufmachung des Buches
“Jeden Tag ein bisschen mehr” erscheint in gebundener Form mit Schutzumschlag bei FJB.
Das Covermotiv passt im übertragenen Sinn ausgezeichnet zur Erzählung: Eine rosa Blüte, zum Schutze mit transparentem Stoffband eingeschlagen, welches jedoch mit Nadeln, durch die Blütenblätter stechend, fixiert wird. Zwischen Liebe und Leid ist ein schmaler Grat.
Farblich wirken Einband und Umschlag irgendwie sogar besänftigend. Ganz anders die Texte auf Rückseite und Innenklappe, die zurecht beunruhigen.


Fazit
“Jeden Tag ein bisschen mehr” Freude aber auch Leid lassen die Leserschaft am Leben der Audrey Morgan teilhaben. Mit viel Fingerspitzengefühl, packender Atmosphäre und einer erschütternden Erkenntnis nähert sich Louisa Reid einer brisanten Thematik. Eine Geschichte zwischen Hoffnung und Verzweiflung, die gleichermaßen berührt und schockiert. Wahrhaft bewegende Literatur!


5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de oder deinem Buchhändler vor Ort