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Gärtnern wie die Rothschilds

Lord Rothschilds Garten Eythrope bei Aylesbury, Buckinghamshire, wird auf alt bewährte Weise kultiviert und kann die Familie das ganze Jahr über mit exquisitem Obst und Gemüse versorgen, Blumen für Arrangements stehen immer parat. Das klingt nach einem Selbstversorger-Märchen. In der Tat hat dieses Buch etwas von einem Traum, den man sich so erwünscht, aber kaum glaubt, dass es ihn irgendwo noch gibt. Den Text hat Lady Mary Keen in zweijähriger intensiver Arbeit mit der Chefgärtnerin Susan Dickinson und ihren sechs Gärtnern verfasst – eine kleine Sensation, denn seit 20 Jahren hat die englische Gartenkoryphäe kein Buch mehr veröffentlicht. Das beeindruckende und dennoch ganz schlichte Layout mit ausklappbaren Altarseiten entstand in enger Absprache mit Lord Rothschild. Schwarz-weiß Fotos schildern minutiös Arbeitsschritte, geniale Farbfotos das Endergebnis: Früchte eines perfekt angelegten Nutzgartens, seit 1875 in Familienbesitz der Rothschilds.

 

Eythrope 

Originaltitel: Paradise and Plenty: A Rothschild Family Garden
Autor: Mary Keen
Übersetzer: Christoph Gurlitt, Maria Gurlitt-Sartori
Verlag: Deutsche Verlags-Anstalt
Erschienen: 28. September 2015
ISBN: 978-3421039965
Seitenzahl: 302 Seiten

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Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe

Mary Keen porträtiert den ummauerten Garten in  Eythrope, den sie vor 20 Jahren auf Wunsch von Lord Jacob Rothschild anlegte. Das Besondere dabei ist, dass es sich um einen bodenständigen Selbstversorgergarten handelt, der hier vorgestellt wird und nicht wie üblich ein Park, der sich Garten nennt. Das Inhaltsverzeichnis zu Beginn gibt rasch darüber Auskunft, welchen Bereichen sich dieses Buch widmet:

  • Gemüse
  • Obst
  • Gewächshaus
  • Rabatten
  • Spezielle Sammlungen
  • Töpfe und Formschnitt-Gehölze
  • Blumen für das Haus

Bei dem Wort Selbstversorgung habe ich zunächst zu kurz gedacht, Blumen gehörten für mich erst mal nicht dazu .... Dennoch fand ich als Laie in allen Kapiteln (mit Unterkapiteln), aber gerade in den Abschnitten, die sich dem Blumenschmuck widmen, viele interessante und nützliche Hinweise für den Anbau und Anregungen zur Beetgestaltung. In Eythrope arbeitet man nicht ausdrücklich "biologisch", indem man aber althergebrachte Methoden noch immer anwendet und auf robuste Sorten setzt, spart man sich Kunstdünger und weitestgehend Spritzmittel. Auch die Gestaltung des Gartens an sich und der Rabatten im Besonderen orientiert sich an dessen viktorianischer Vergangenheit und öffnet den Blick für neue alte Möglichkeiten, Harmonie herzustellen und das Auge zu erfreuen.

Die Autorin und die mit ihr zusammenarbeitenden Gärtner aus Eythrope gewähren einen gut strukturierten Einblick in die gärtnerische Arbeit rund ums Jahr – von der Aussaat, der Stecklingsvermehrung über die Pflege, bis hin zu einzelnen Maßnahmen wie die Installation von Netzen über den Gemüsebeeten oder der Bestäubung der Obstbäume mittels Pinseln in den Gewächshäusern. Die Schwarz-Weiß-Fotos zeigen die Praxis, allerdings nicht in ausführlichen Schritt-für-Schritt-Anleitungen, aber so, dass sich der erfahrene Gärtner ein Bild machen kann. Die darüber hinaus vorhandenen Farbfotos in großer Zahl und unterschiedlichen Formaten lassen den Betrachter teilhaben am Jahreslauf in Eythrope. Mal stimmungsvoll, mal einfach abbildend macht es Spaß, die Fotos anzuschauen, besonders die im Winter entstandenen Aufnahmen gefielen mir. Dennoch bleibt festzuhalten, dass sich die Fotos im Rahmen des für Gartenbücher üblichen bewegen, mit Ausnahme der letzten Ausklapptafel, diese hat einen "Wow-Effekt" – ein Meer dunkelroter und pinkfarbener Dahlien überrascht die Leser. Beschreiben kann man dieses Bild nur schwer, man muss es einfach gesehen haben.

Sowohl die Fotos, als auch der Schreibstil der Autorin orientieren sich an den Themen: praktisch und alltäglich wirkend im Gemüse-Teil, üppig und elegant im Blumen-Bereich. Ihren Erklärungen und Beschreibungen kann man mühelos folgen, und bei manchen Einzelheiten wird der Text von den Fotos unterstützt. Leider enthält das Buch keinen Übersichtsplan des Gartens, nur den kleinen, ersten (?) Entwurf der Autorin, dem man aber kaum Einzelheiten entnehmen kann.

Der umfangreiche Anhang stellt das Team um Obergärtnerin Sue Dickinson vor und enthält Listen zu den angebauten Gemüsesorten, einschließlich dem Datum der Aussaat. Leider fehlen Angaben zu den Obstsorten völlig, dafür ist die Liste der Blumen umso umfangreicher und eine Fundgrube für Blumen-Gärtner.


Aufmachung des Buches
Dunkelblau an sich ist schon eine schöne Farbe, die hier durch die Verwendung der weißen Lettern für Titel und Autorenname besonders zum Leuchten gebracht wird, und das Foto, das Tomaten im Gewächshaus zeigt, eindrucksvoll hervorhebt. Der Leineneinband des Hardcovers stimmt bereits auf die hochwertige Ausstattung ein: zunächst bemerkt man das hohe Gewicht und den sehr stabilen Einband, danach das feste und griffige Papier. Während man Fadenheftung bei einem Buch wie diesem erwarten kann, sind zwei Lesebändchen (in Gold und Dunkelblau) eher unüblich. Weshalb man sich bei der großzügigen Ausstattung allerdings den Schutzumschlag gespart hat, ist mir ein Rätsel, zumal man das Buch gerne öfters zur Hand nehmen möchte, um einfach darin zu blättern und die Fotografien zu genießen. Mit einem sehr ausführlichen Register schließt das Buch.


Fazit
Dieser schöne Bildband und Ratgeber wurde von leidenschaftlichen Gärtnern für leidenschaftliche Gärtner verfasst, mit einem Wort: empfehlenswert.


4 5 Sterne


Hinweise
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