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Was ist bloß mit unseren Jungs los?
Der erfahrene Entwicklungspsychologe und Kinderarzt Dr. Leonard Sax schlägt Alarm. Er nennt fünf Ursachen, warum Jungen heute weit hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben, kaum Ehrgeiz zeigen, am liebsten in Ruhe Computer spielen und häufiger als Mädchen eine Schulklasse wiederholen müssen:

* Schul- und Unterrichtsformen, die nicht auf die Entwicklungsprozesse von Jungen abgestimmt sind
* Video- und Computerspiele
* Veränderungen im Hormonsystem durch Giftstoffe in Plastikflaschen und Lebensmitteln
* Verstärkte Medikation bei der Behandlung von ADHS
* Fehlende männliche Vorbilder


 Autor: Dr. Leonard Sax
Verlag: Kösel
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-466-30822-4
Seitenzahl: 286 Seiten


Stil und Sprache
Dr. Leonard Sax ist ein amerikanischer Kinderarzt und Entwicklungspsychologe. Und das merkt man! Der Stil ist "amerikanisch" - was aber in meinen Augen keineswegs negativ gewertet werden sollte. Bei US-amerikanischen Sachbüchern zu psychologischen Themen finde ich die Herangehensweise sogar sympathischer als bei typisch europäischen bzw. deutschen Veröffentlichungen zum gleichen Thema. Warum? Weil Amerikaner Probleme ganz pragmatisch angehen und sie vor allem lösen wollen, während Deutsche das Problem erst einmal ordentlich aufblähen und alles mögliche hinterfragen.
Die Sprache ist - ganz dem amerikanischen Stil entsprechend - einfach. Es handelt sich hier um ein populärwissenschaftliches Buch, das zwar einen umfangreichen Endnotenapparat mit Literaturbelegen vorweisen kann, aber trotzdem auch von Laien ohne Probleme verstanden wird. Gut so!


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Dr. Sax nennt fünf Faktoren, die für die missliche Lage der Jungs und jungen Männer verantwortlich sein sollen.
1. Veränderungen in der Schule (Schul- und Unterrichtssystem, Priorität von theoretischem Wissen gegenüber praktisch erworbenen Kenntnissen etc.)
2. Videospiele (Sucht, Gewaltspiele)
3. ADHS (vorschnelle Diagnose und medikamentöse Behandlung mit Stimulanzien)
4. Endokrine Stoffe (v.a. in Plastik enthaltene Phtalate)
5. Mangel an männlichen Vorbildern
Jeder Faktor wird ausführlich erörtert. Sax tut dies, indem er Fallbeispiele aufgreift und damit auf konkrete Probleme aus der Praxis hinweist. Der Autor führt auch aus, welche Konsequenzen diese fünf Faktoren haben. Junge Männer sind zunehmend unmotiviert, scheuen die Verantwortung und leben oft noch bis zum 35. Lebensjahr bei ihren Eltern, ohne diese zu unterstützen. Was kann man tun, um diese Entwicklung zu stoppen? Auch dieser Frage widmet sich Sax ausführlich. Er gibt Tipps, wie Eltern und Lehrer an das Problem herangehen sollten und verweist auch auf die Schwäche im (US-amerikanischen, aber auch im deutschen) Schulsystem.

Das Buch ist sehr verständlich geschrieben. Auch Laien werden keinerlei Probleme haben. Sax schreibt sehr lebendig und "populär". Zahlreiche Beispiele aus dem Alltag sorgen dafür, dass die Lektüre niemals trocken wirkt.

Angesprochen werden Eltern, Pädagogen (v.a. auch Sonderpädagogen), Erzieher und Kinderärzte. 


Aufmachung des Buches
Das Buch ist fest gebunden und mit einem Schutzumschlag versehen. Auf dem Cover ist in der Ecke ein Junge von hinten zu sehen. Er trägt das T-Shirt verkehrt herum, was zum Ausdruck bringt, wie sich der Junge im Abseits fühlt: Irgenwie nicht richtig - und das macht ihn traurig. Das Cover finde ich ansprechend. Es bringt zum Ausdruck, worum es in dem Buch geht und ist nicht zu aufdringlich.


Fazit
"Jungs im Abseits" ist ein wichtiges Buch, das reichlich Diskussionsstoff liefert. Einiges lässt sich vielleicht nicht 1:1 auf die deutsche Lebenswirklichkeit übertragen. Grundsätzlich gelten die Faktoren aber genau so für die Situation in Deutschland. Das Buch sollte wirklich Pflichtlektüre für Eltern von Jungs, Lehrer und Kinderärzte sowie -psychologen sein. Sehr zu empfehlen!



Hinweise
Rezension von Sigrid Grün


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