Viele bunte Farben ...
Bei den Katzenmenschen gehören diejenigen mit drei und mehr Fellfarben zur untersten Gesellschaftsschicht. Als dem reinblütigen Tavis eines Tages das Handy eines sogenannten „Gefleckten“ names Alik mit verfänglichen Fotos darauf in die Hände fällt, ist seine Neugier geweckt. Er taucht in Aliks Welt, die viel aufregender und bunter ist, als alles, was er vorher kannte!
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Autor: Nightmaker |
Die Grundidee der Handlung
Der reinblütige Katzenmensch Tavis ist gelangweilt von seinem Alltag. Als er das Handy vom Gefleckten Alik findet und dort auf pikante Bilder stößt, ist er sofort fasziniert. Wer ist dieser so ungewöhnlich aussehende Kater? Seine Chance nutzend, macht er Alik ausfindig und heftet sich kurzerhand an seine Fersen. Alik, dem der Reinblütige zunächst zu forsch ist, nimmt ihn mit und zeigt ihm seine Welt. Zwischen beiden entsteht neben Freundschaft noch mehr, zudem wird ein Geheimnis um Tavis gelüftet, das dieser selbst nicht wusste. Was hat das zu bedeuten?
Mit Fading Colors debütiert die sympathische österreichische Zeichnerin Nightmaker beim Tokyopopverlag. Und braucht sich mit ihrer Eigenproduktion hinter keinem japanischen Werk verstecken. Der Mix aus süßen Katzenmenschen, spannender, mit versteckter Gesellschaftskritik untermalten Story und sauberen Zeichnungen funktioniert und harmoniert auf wunderbare Art und Weise.
Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Mit den Katzenmenschen Tavis und Alik wird dem Leser das geboten, was oft gewünscht wird: heiße Catboys. So wird einem als Leser auf den ersten Seiten Tavis präsentiert. Mit Hemd, Jeans und einem Jacket ist er zwar lässig, aber immer noch sehr geschmackvoll angezogen. Seine schwarzen Haare, die Ohren und sein Katzenschwanz zeigen gleich, um was es sich bei ihm handelt. Auf den Leser wirkt er auf den ersten Seiten, aber auch im Manga oft etwas ruhig, hinter der Fassade steckt aber mehr.
Alik als Kontrast dazu ist sowohl vom Charakter, als auch vom Aussehen völlig anders. So sticht er nicht nur durch seinen locker-lässigen Kleidungsstil, der sich in Muscleshirts oder Kapuzenpulli und zerrissenen Jeans zeigt, hervor, auch ist es seine Andersartigkeit im Bezug auf seine gesellschaftliche Stellung. So gilt er als Gefleckter, Katzenmensch mit zwei oder mehr Fellfarben, von der Gesellschaft ausgestoßen. Wo Tavis tiefschwarze Haare hat, hat Alik die faszinierende Kombination aus Braun- und Blondtönen, die sogleich Tavis anzieht. Anders als Tavis hat Alik auch einen eher buschigen Katzenschwanz und wirkt auch sonst in der Statur kräftiger als der schmaler gebaute Tavis. Vom Charakter her ist Alik sehr offen – und das in jeder Hinsicht. So ist er nicht nur ehrlich, auch ist er ein homosexueller Kater, was Tavis' Neugier weckt, der in diesen Dingen gänzlich unerfahren ist.
Nightmaker schafft es, in ihrem Manga ein sehr ernstes Thema, nämlich Diskriminierung und fehlende Akzeptanz von Minderheiten, einzuflechten. Dieser spannungsaufbauende Ansatz kann leider nur in Teilen und nicht gänzlich dargestellt werden. Der Kontrast der beiden Gesellschaftsschichten wird aber deutlich: so sind die „Reinblütigen“ die herrschende Macht, optisch werden sie sehr autoritär und fast schon in Teilen aristokratisch dartgestellt, wie z.B. Tavis' Eltern. Tavis' Vater ist ein imposanter Mann mit Bart und schmalen Augen. Seine Katzenhaftigkeit wird in einem der Paneln durch seine Fangzähne deutlich. Auch Tavis' Mutter wirkt wie eine feine Lady. So trägt sie auffälliges Make-up und scheint auch sonst eher der Typ zu sein, der bestimmend und dominant ihrem Sohn gegenüber ist. Als Leser nimmt man beide nicht unbedingt als sympathisch wahr.
Die Mitmenschen in Aliks Umfeld, allen voran seine Mutter, die auch eine Gefleckte ist, sind eher warmherzig und liebevoll dargstellt. Auch optisch wirken sie mit ihren hellen Farben freundlicher. Zudem werden einem nicht nur Erwachsene und Jugendliche vorgestellt, auch Katzenkinder, wie die forsche Reina mit ihren auffällig in verschiedene Rottönen gehaltenen Haaren, haben ihren Auftritt. Solche Szenen mit dem quirligen Mädchen geben dem Manga eine kleine Erholung vom ernsten Inhalt. Zugleich schließt man diese Figuren sofort in sein Herz.
Daneben gibt es noch zwei zwielichtige Gestalten, die Drogen an die verzweifelten Gefleckten verteilen und ihre Schwäche ausnutzen. Ganz ihren illegalen Machenschaften angemessen, sind die beiden namenlosen Kater eher wie Gangster gekleidet. So tragen sie Halsbänder und Piercings, der größere, blonde Kater zeigt in einem bauchfreien Tanktop seine ausgeprägten Bauchmuskeln und bietet so den Lesern was für's Auge. Auch wird durch den Kleineren der beiden die Katzennatur deutlich, als er Alik angreift.
Diese spannenden Szenen und auch die düsteren Episoden mit Tavis' Eltern verdeutlichen, dass es in der Welt nicht immer nur fröhlich zugeht. Die Künstlerin schafft es, die Bewegungen und jeweiligen Emotionen auf den Gesichtern darzustellen. Besonderen Wert wird auf die Dialoge gelegt, die einen berühren. Man merkt z.B. in der einen Szene Aliks Liebe zu seiner Mutter. Seine Miene wird weicher und zärtlich, als er von ihr spricht. Dabei nimmt man auch Tavis' Ergriffenheit wahr. Insgesamt wird dem Leser viel an Emotionen geboten. So sehen wir mal einen verlegenen Tavis oder auch Alik, wenn sie sich gegenseitig erkunden, dann einen wütenden oder am Boden zerstörten Tavis. Dieser Mix aus fröhlichen Szenen, gespickt mit Witz, und den ernsten Szenen machen den Manga zu einer wunderbaren Unterhaltung.
Die verwendete Rasterfolie ist für eine Künstlerin, die ihr Debütwerk herausbringt, sehr professionell eingesetzt. Die Schatten sind an den richtigen Stellen positioniert. Zwar gibt es hier und da anatomische Ungenauigkeiten oder auch etwas leere Panel, allerdings werden diese – bei denen der Fokus meist auf den Gesichtern liegt – dadurch kontrastiert, dass ein anderes Bild einen sehr detaillieren und üppig gestalteten Hintergrund bekommt. Die Mischung aus panoramaartigen Hintergründen und Darstellungen der Emotionen schafft eine eigene Atmosphäre. Bewegungen werden mithilfe von Speedlines sehr gut und passend dargestellt, Soundwörter untermalen die Szenen auf eine stimmige Art und Weise.
Da es sich um einen Boys Love handelt, kommen erotische Szenen vor, wenngleich erst recht spät im Manga. Diese sind auch, wenngleich ab 16 Jahren empfohlen, schon sehr explizit, zugleich aber nicht ordinär, sondern sehr sinnlich. Es scheint alles stimmig und passend, dass es zwischen Alik und Tavis am Ende zum Sex kommt, man merkt ihre Gefühle füreinander, auch wenn keiner der beiden das Wort „Liebe“ erwähnt hat. Das offene Ende lässt auf weitere Episoden mit den Katzenmenschen hoffen.
Aufmachung des Manga
Das Cover zeigt Alik und Tavis. Passend zum Setting des Boys Love wird dem Betrachter Aliks durchtrainierter Körper gezeigt. Durch die Wahl der Kleidung wird auch hier wieder auf die unterschiedliche gesellschaftliche Stellung angespielt. Zugleich wirken beide kontrastierend aufeinander. So ist Alik der in den kräfigen Farben, Tavis hingegen ist in dunklen Tönen gehalten. Zugleich ist an dem Bild der rote Faden, der um die Hälse geschlungen ist, auffällig. Die enthaltene Farbseiten zeigen einmal Tavis und Alik sich verliebt anblickend in einen Schal gehüllt. Eine weitere Farbseite präsentiert eine Panoramadarstellung, die Tavis und Alik in Bewegung präsentiert. Hier wird einem Nightmakers Können, Hintergründe zu gestalten, vollkommen gewahr.
Der Manga enthält außer einer kurzen Biographie der Mangaka und einem Nachwort keine weiteren Extras.
Fazit
Catboys, Erotik und eine Story mit Tiefgang. Nightmakers Fading Colors überzeugt und brilliert auf ganzer Linie. Wer Katzen verfallen ist, wird den Manga lieben, doch auch Boys Love Fans müssen ihre heißen Szenen nicht missen, und auch solchen, denen eine tiefgründige Story wichtig ist, können hier beherzt zugreifen. Ein wundervolles Erstlingswerk einer sehr sympathischen Mangaka.
Hinweise
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