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Callie Morgan hat Angst vor dem Wasser. Ihre Mutter ist ertrunken – Unfall oder Selbstmord? Sie selbst leidet unter einer mysteriösen Krankheit, bei der sich Wasser in ihrer Lunge sammelt und ihr die Luft nimmt. Doch als ihr Vater ausgerechnet im feuchtwarmen Florida einen Job annimmt, verschwinden die Symptome. Callie findet Freunde, ein Junge verliebt sich in sie. Aber das schicksalhafte Verhältnis ihrer Familie zum Wasser scheint sie zu verfolgen.

 

Tiefe Wellen 

Originaltitel: Inland
Autor: Kat Rosenfield
Übersetzer: Stefanie Schäfer
Verlag: Fischer FJB
Erschienen: 05/2015
ISBN: 978-3-8414-2170-8
Seitenzahl: 409 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Callie muss hilflos mit ansehen, wie ihre Mutter lautlos in den Tiefen des Meeres versinkt. Ihr Vater in Trauer erstarrt, weigert sich, mit ihr darüber zu reden und zieht mit ihr weit ins Landesinnere. Für Callie beginnen qualvolle Jahre, weigert sich ihr Körper doch, den so lebensnotwendigen Sauerstoff anstandslos in ihre Lungen zu lassen. Viele Krankenhausaufenthalte sind die Folge, viele Nächte voller Panik und ein Leben in Einsamkeit. Doch dann nimmt ihr Vater eine Stelle in Florida an und das Leben der beiden ändert sich binnen weniger Wochen auf positivste Weise. Aber es mehren sich auch die Anzeichen, dass mit Callie etwas nicht stimmt. Erinnerungsfetzen vom Tag der Tragödie tauchen auf und langsam aber sicher müssen sie und ihr Vater einsehen, dass man der Realität nicht entfliehen kann.

Mit klaren Sätzen und Worten ohne Schnörkel und Überflüssiges hat Kat Rosenfield ihren Roman Tiefe Wellen in Szene gesetzt.


Stil und Sprache
Poetisch, düster, deprimierend, melancholisch und stellenweise auch heiter und unbeschwert ist dieser Roman auf das Papier gebannt worden. Kat Rosenfield hat einen prägnanten Schreibstil, mit einfachen klaren Sätzen, in denen jedes Wort sitzt. Überschwängliches findet man bei der Autorin nicht. Zugegeben, ihr Schreibstil mag nicht jedem liegen, aber er hat auch etwas für sich. Sie beschreibt sehr bildhaft, setzt deutliche Vergleiche und erzeugt so eine Atmosphäre und Stimmung, die nicht immer einfach zu deuten ist. So manches Mal fragt man sich da, worauf die Autorin eigentlich hinaus will. Sie macht in der Handlung Andeutungen, lässt vieles in der Luft hängen und dirigiert ihre Figuren und den Leser durch eine Geschichte, die an Merkwürdigkeiten und Fragezeichen nicht zu überbieten ist.

Tiefe Wellen fängt mit einem Rückblick an. Dieser wird von einem unsichtbaren Erzähler geschildert. Dabei erfährt der Leser Ereignisse, die 15 Jahre vor der eigentlichen Handlung spielen. Dann gibt es einen Perspektivwechsel und Callie selbst erzählt dem Leser ihre Geschichte, ehe es gegen Ende wieder zum unsichtbaren Erzähler zurückgeht. Im zügigen Lesetempo wird der Leser gnadenlos in einen Strudel aus Angst, Panik, Düsternis und einem trostlosen einsamen Dasein gerissen, dem man sich nur schwer entziehen kann. Am Ende bleibt man mit einem mehr als unguten Gefühl zurück. Der Romanschluss ist unbefriedigend und unverständlich - und es sei vorweggesagt, ein Happy End im klassischen Sinne gibt es nicht. Da eiert Kat Rosenfield herum und dürfte den einen oder anderen Kleinmädchentraum wohl zerstören.


Figuren
Die Autorin mutet ihren Charakteren einiges zu und macht dabei vor nichts halt. Es bleibt bis zur letzten Seite ein irritierendes und verwirrendes Mysterium, was genau die Figuren denn nun antreibt oder getrieben hat. Die vielen kryptischen Aussagen von Nessa, Callies Tante, die herzlich und liebevoll und dennoch total abgedreht ist, oder die ignorante Haltung des Vaters, der sich selbst, als seine Tochter am sprichwörtlichen Abgrund steht, weigert, ihr zuzuhören und stattdessen etwas in Gang setzt, was für sie Qual ohne Ende bedeutet. Ganz krass ist das Verhalten von Bens Mutter (Ben ist Callies Freund). Die macht am Krankenbett von Callie etwas, wofür ich ihr eine gescheuert hätte, hätte sie das in der Realität mit meinem Kind gemacht.

Die Mixtur aus Märchen, dunkler Handlung und einem bis zum Schluss unklaren Geheimnis ergeben eine sehr unterschiedliche Palette an Figuren, die mehr oder weniger überzeugen. Früher oder später zeigen sie ihre Charaktereigenschaften und es wird klar, der Mensch sieht nur, was er sehen will und Verzeihen ist nicht leicht.


Aufmachung des Buches
Diese Klappenbroschur ist optisch sehr düster gestaltet. Grün, Schwarz, Blau und ein bisschen Weiß sind die beherrschenden Farben. Ein Mädchen steht unterhalb eines hohen Holzstegs im Wasser und blickt auf das Meer hinaus. Das gleiche Motiv – nur ohne das Mädchen – bildet auf der Buchrückseite den Hintergrund für die weiße Romanübersicht. Nicht unbedingt mein Geschmack.


Fazit
Ein Roman, der nicht einfach zu verstehen ist. Nach Beendigung der Lektüre bleibt die Frage: Um was ging es hier eigentlich? Nixen, Schizophrenie oder doch etwas ganz anderes? Eins steht jedoch zweifelsfrei fest: Tiefe Wellen ist heftiger Stoff – ob auf negative oder positive Weise, das muss jeder für sich selbst entscheiden.


3 5 Sterne


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