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Shirotani ist psychisch krank. Seine größte Angst ist es, sich mit Bakterien anzustecken. Mehrmaliges Händewaschen und Handschuhe schützen ihn vor dem Schlimmsten, so glaubt er. Als eines Tages sein Chef einen Unfall hat und Shirotani aus Ekel nicht helfen kann, will er sich verändern. Er lernt den Psychologen Kurose kennen und baut zu ihm ein Vertrauensverhältnis auf, das plötzlich zu zerbrechen droht.

 

Ten Count 1 

Originaltitel: Ten Count Vol. 1
Autor: Rihito Takarai
Übersetzer: Diana Hesse
Illustrator: Rihito Takarai
Verlag: Tokyopop
Erschienen: Mai 2015
ISBN: 978- 3-8420-1289-9
Seitenzahl: 196 Seiten
Altersgruppe: ab 16 Jahre (Verlagsempfehlung)

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Die Grundidee der Handlung
Shirotani leidet unter Mysophobie (krankhafte Angst vor Schmutz), was ihn seinen Alltag nur schwer bewältigen lässt. Sich nach dem Unfall seines Chefs Hilfe suchend, gerät er an Psychologe Kurose, der ihn mit einer Therapie verhelfen will, im Alltag und mit Mitmenschen auszukommen. Shirotani baut schnell Vertrauen zu Kurose auf, doch das Verhältnis der Beiden bleibt nicht lange so wie zu Beginn. Was hat Kurose vor? Kennt er Shirotani? Und wieso reagiert Shirotani so seltsam auf Kurose, der ihm helfen will, was sind das für Gefühle?

Mit dem vorliegenden Manga hat die in Deutschland nicht unbekannte Zeichnerin Rihito Takarai sich einem Terrain genähert, das in dieser Form meines Wissens nach einzigartig ist. Sie verarbeitet ein gut recherchiertes Krankheitsbild einer Phobie mit ihrem gekonnt wunderbaren Zeichenstil und interessanten Figuren. Kurzum: man kann sich dem Bann nur schwer entziehen und so sticht der Manga wie eine Perle hervor.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Zu Rihito Takarais wundervollen Stil gibt es eigentlich nicht mehr viel zu sagen. Ihre Linien sind akkurat und sauber, selten habe ich einen so ausgereiften Stil bei einer Künstlerin gesehen, sodass ihre Zeichnungen, in Kombination mit den exklusiven und hervorstechenden Stories, einfach herausragen. Ihre in Ten Count agierenden Figuren könnten unterschiedlicher nicht sein. So ist Shirotani aufgrund seiner Mysophobie, der krankhaften Angst vor Schmutz und Dreck, eher zierlich und schaut wie ein sehr wohlbehüteter junger Mann aus. Er trägt seiner Arbeit wegen Anzüge, zudem begründet er auch im Band seine Entscheidung, was einen Einblick in die Psyche des Charakters gibt. Er hat braune, in das schmale Gesicht fallende Haare, dessen vordere Strähne etwas vorwitzig die Stirn bedeckt. Dazu hat er eine sehr schmale Gestalt, ist hochgewachsen und man kann ihn getrost als attraktiv bezeichnen. Seine feinen Gesichtszüge wirken oftmals weiblich bzw. sehr emotional aufgeladen, was ihn zerbrechlich erscheinen lässt. 

Sein Psychologe Kurose hingegen ist schwer zu fassen, so erscheint er vom Äußeren wie ein junger Mann von nebenan. Er trägt ganz lässig T-Shirt und Jeanshose, die Haare fallen ihm strubbelig ins Gesicht, sind im Kontrast zu Shirotani dunkel bzw. schwarz, und seine Miene ist allgemein als verschlossen zu bezeichnen. Als Charakter ist er schwer zu fassen, vor allem, weil man, wie Shirotani, nicht wirklich die Beweggründe für Kuroses Hilfe bei der Bewältigung der Ängste Shirotanis versteht oder bis dato nachvollziehen kann.
Durch das Aufeinandertreffen zwischen Shirotani und Kurose kommt es zu einer Art Bezeihung zwischen den Beiden, dennoch kann man, obwohl der Manga dem Genre Boys Love angehört, noch nicht sagen, dass da etwas konkret ist, auch wenn sich bereits etwas anzeichnet. Es geht in Bezug auf Intimintäten ruhig zu, vielmehr steht das Kennenlernen und das Ergründen der eigenen Gefühle, besonders Shirotani hat diesen Reflektionsmoment, im Zentrum. Doch erscheint es für den Leser nicht als  störend, im Gegenteil, mir hat es sogar sehr zugesagt. Im Hinblick auf Kuroses Hilfe wirkt Shirotanis anfängliche Zurückhaltung gemindert, er geht bereits im Verlauf des ersten Bandes auf andere zu, seine Mimik zeigt offenere Gesichtszüge, und auch seine Phobie versucht er, mit Hilfe eines Kollegen zu bewältigen bzw. die Tipps Kurotanis anzuwenden. Zum Ende des Bandes wird es wider Erwarten ziemlich dramatisch, was einen das Erscheinen des Band 2 sehnlichst herbei wünschen lässt.

Die Linien sind, wie bereits zu Beginn gesagt, sauber und akkturat, es gibt meiner Meinung nach kaum bis nichts an dem Stil auszusetzen. Die Gestalten sind hochgewachsen, haben dabei, trotz ihrer psychischen wie körperlichen Zerbrechlichkeit, ihre eigenen Stärke und auch Dominanz. In Kombination mit den Details im Bezug auf Hintergründe, Kleidung oder anderen Einzelheiten wird ein wahres Panorama geschaffen. Die Rasterfolie verhilft Rihito Takarai dazu, die Zeichnungen plastischer wirken zu lassen. Das Spiel mit Licht und Schatten weiß sie gekonnt einzusetzen. Und auch bezogen auf den Inhalt lässt sie den Leser im Ungewissen, sodass man gespannt auf die diversen Auflösungen ist. Bei Perspektiven wird oft mit Wechsel von Nah- zu Weitaufnahmen gewechselt, die Emotionen lassen sich insbesondere bei den Close-ups wunderbar ablesen, sodass es da wenig Text bedarf. Zum Text sei soviel zu sagen, dass Takarai ihre Figuren in angemessenen Bedarf und Umfang sprechen lässt, Ausdruckt und Verhalten sind authentisch. Zudem hat sie das Thema um die Mysophobie gut recherchiert und man hat nicht das Gefühl, es sei unrealistisch oder gar falsch dargstellt.
Speedlines braucht es kaum bis keine, da der gesamte Manga eher ruhig erscheint und der Fokus mehr auf dem Innenleben der Figuren ausgerichtet ist.


Aufmachung des Manga
Das Cover erschlägt einen regelrecht, nicht nur sticht das Muster hervor, auch die offenkundige Sexyness Shirotanis fesselt einen. In Szene gesetzt wird das Cover zusätzlich durch den Einsatz von Spotlack, der z.B. neben der Schrift auch die Schmutzpartikel, die hier in einem grellen Orange dargestellt werden, dem Leser ins Auge springen.  Durch die Maske und die Handschuhe hat das Bild zudem etwas Bedrohliches an sich, man ist sofort geneigt, nach dem Buch zu greifen.

Das Backcover ist sehr schmucklos, es hat lediglich das Notizbuch, welches im Band eine Rolle spielt, abgebildet, die Seiten sind mit dem gleichen Schmutz bzw. mit oranger Tinte verschmiert. Der Kontrast zwischen dem Sepia-Ton der Illustration mit Shirotani und der neon-orangenen Schrift gibt ein wundervolles Bild. Als Extra wurden den deutschen Lesern zwei Farbseiten spendiert, eine mehr als im Original, die gewohnt eine Augenweide sind und auch wieder eine latente Erotik beeinhalten, zugleich aber auch eine gewisse Zerbrechlichkeit. Komplettiert wird der Manga durch eine kurze Bonusstory am Ende des Bandes und dem Nachwort.


Fazit
Mit Ten Count wirft Rihito Takarai einen Manga auf den Markt, der seinesgleichen sucht und nur im Vergleich zu Titeln wie In These Words oder anderen Takarai-Werken (Only the Flower Knows, Capital of Flowers) berechtigte Konkurrenz findet. Die Kombination aus wundervollen Zeichnungen und exklusiver, psychologisch dominierter Story machen den Manga auch für nicht Boys-Love-Leser attraktiv und lesenswert. Ein Meisterwerk in meinen Augen.


5 Sterne


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