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Das Leben ist nichts für Feiglinge ...

… denken sich die drei Freunde Dusk, Neil und Normandy zu Beginn des 11. Schuljahres und starten ein gewagtes Experiment: Einmal jede Woche wird abwechselnd einer der drei einem Menschen aus ihrer Schule eine Frage stellen, die bisher keiner auszusprechen wagte, obwohl alle nach der Antwort lechzen. Hasst die ewig grantige Sekretärin wirklich alle Schüler, ist der schöne Tyler jetzt schwul oder nicht, nimmt der Freak aus der 12. Drogen und hat die Coole aus dem Langlaufteam mit einem ihrer beiden Teamkollegen was oder gar mit beiden? Was die drei besten Freunde allerdings damit lostreten, hätten sie nie geahnt.

 

 Der Tag als wir begannen die Wahrheit zu sagen 

Originaltitel: The Truth Commission 
Autor: Susan Juby
Übersetzer: Eva Hierteis
Verlag: cbj
Erschienen: 04/2015
ISBN: 978-3570159989
Seitenzahl: 352 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Normandy, Neil und Dusk, die eigentlich Dawn heißt, sind beste Freunde und besuchen eine Kunstschule, an der alle irgendwie ein bisschen schräg drauf sind. Keiner weiß so richtig, wie es dazu kommt, aber eines Tages beschließen die drei, einige ihrer Mitmenschen an der Schule nach der Wahrheit zu fragen. Die Antworten, die sie bekommen, sind verblüffend und sorgen zunächst für Aufruhr an der Schule, allerdings scheint nicht jeder mit der Wahrheit so gut umgehen zu können. Das gilt insbesondere für Normandy, in deren Familie so manche unausgesprochene Wahrheiten vorkommen - mehr als einmal muss sie sich auch ihrer eigenen Wahrheit stellen …

Susan Juby hat ein (Jugend-)Buch über die Wahrheit geschrieben, das es wirklich in sich hat. Viel mehr als um die von der „Wahrheitskommission“ gestellten Fragen geht es um die eigene Wahrheit der Protagonistin und Erzählerin Normandy. Sie findet über die Geschichte hinweg zu sich selbst, findet ihren Weg im Leben und schafft es, die Lebenslügen ihrer Familie zu entlarven. Eine spannende Sache, allerdings meiner Ansicht nach nicht für die vom Verlag avisierte Zielgruppe ab 12 Jahren geeignet. Ältere Leser werden sicher mehr mit der Geschichte anfangen können.


Stil und Sprache
Normandy erzählt die Geschichte der „Wahrheitskommission“ in der Ich-Form und im Stil eines Essays, das sie im Rahmen einer Projektarbeit verfassen soll. Dabei beginnt sie mit einer Vorbemerkung, dann folgt ein Vorwort und dann endlich startet die Geschichte wirklich. Ab und zu hat man als Leser das Gefühl, Normandy führt Selbstgespräche und versucht sich selbst Dinge klar zu machen, die sie im eigenen Erleben nicht sofort einsortieren konnte. Hinzu kommen unzählige Fußnoten, genauer gesagt 114, in denen Normandy weniger wichtige Einzelheiten erläutert oder aber ihre Lehrerin direkt anspricht, die ihr Essay korrigieren soll. Nicht gerade ein üblicher Stil für ein Jugendbuch und ziemlich gewöhnungsbedürftig. Liest man tatsächlich sämtliche Fußnoten, so wird man immer wieder aus der eigentlichen Geschichte herausgerissen. Ein Überspringen ist aber problemlos möglich, ohne den Anschluss zu verlieren.

Normandys Sprache ist im Grundton flapsig und eher umgangssprachlich orientiert, ihre Sätze sind kurz und prägnant. Immer wieder blitzt Sarkasmus und trockenster Humor zwischen den Zeilen hervor und macht die Geschichte zu einem Selbstläufer, ohne dass der hintergründige Ernst verloren geht. Susan Juby versteht es, auch skurrilste Details  so wirken zu lassen, als seien sie selbstverständlich für Normandys Welt und schafft so einen teilweise bizarren Kontrast zwischen Normandys Umgebung und dem, was in ihrem Inneren passiert. Wunderbar!


Figuren
Normandy ist der Mittelpunkt der Geschichte, sie erzählt ihre Version und alle anderen Personen leben nur in ihrer Schilderung. Gemeinsam mit ihren beiden Freunden Neil und Dusk besucht sie die 11. Klasse einer Highschool für schöne Künste. Sie leidet ziemlich unter der Tatsache, dass ihre große Schwester Keira mit Graphic Novels berühmt geworden ist, die sie und ihre Familie als Vorbilder haben. Keira steht immer im Mittelpunkt, das komplette Familienleben dreht sich um sie und Rücksichtnahme auf Keiras Marotten bestimmt das Leben aller anderen. Als die „Wahrheitskommission“ gegründet wird, ist Normandy  zwar angetan von ihrer Wirkung, merkt aber schneller als die beiden anderen Mitglieder, dass es auch Nachteile gibt, wenn man stur nach der Wahrheit sucht. Gibt es nicht auch Wahrheiten, die man besser nicht ergründet? Was fängt man damit an, wenn eine Wahrheit vor einem liegt, die man so nicht erwartet hat? Nicht zuletzt muss Normandy sich mit ihrer eigenen Wahrheit auseinandersetzen, keine leichte Sache …

Susan Juby gelingt es, Normandy mit all ihren Ecken und Kanten trotz verschiedener Exzentrizitäten authentisch wirken zu lassen, ebenso wie ihre doch teilweise recht exotisch wirkenden Freunde und Schulkollegen. An dieser Schule hat selbst die Sekretärin ein paar seltsame Macken…


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch hat kein bildliches Cover, sondern zeigt lediglich den Titel, der wie aus einem mit Schreibmaschine getippten Bogen ausgeschnitten wirkt. Der Hintergrund besteht aus geometrischen Formen in verschiedenen Rot- und Violetttönen. Innen gibt es mit Überschriften versehene Kapitel, die außerdem Datumsangaben haben.


Fazit
Ein Jugendbuch, das deutlich mehr ist, als es auf den ersten Blick erscheint, mit einer originellen Geschichte und wunderbaren Figuren. Unbedingt lesen!


4 5 Sterne


Hinweise
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