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"Was bleibt, wenn man alles verliert, was man je geliebt hat?", fragt sich Diane tagein, tagaus, nachdem ihr Mann Colin und ihre Tochter Clara bei einem Unfall ums Leben kamen. Seit einem Jahr schon hat sie ihre Wohnung nicht mehr verlassen. Ihre einzige Verbindung zur Außenwelt ist ihr bester Freund Félix, mit dem sie früher ein Literaturcafé betrieben hat.
Eines Tages jedoch beschließt Diane plötzlich, Paris und alle, die sie kennt, zu verlassen und nach Irland zu ziehen, was ursprünglich einmal Colins Traum war. Ihr Ziel heißt: Mulranny. In dem kleinen Dorf am Meer hofft sie ein neues Leben anfangen zu können - an einem Ort, an dem Claras Lachen nie erklang. Sie hätte aber nie erwartet, dass es ausgerechnet im regnerischsten Kaff der Welt jemanden gibt, der wieder Licht in ihr Leben bringt ...

 

Glueckliche Menschen kuessen auch im Regen 

Originaltitel: Les gens heureux lisent et boivent du café
Autorin: Agnès Martin-Lugand
Übersetzerin: Doris Heinemann
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 12.01.2015
ISBN: 978-3-7645-0528-8
Seitenzahl: 208 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Diane hat vor einem Jahr bei einem tragischen Unfall ihren Mann und ihre verloren. Seither lässt sie sich nur noch treiben, geht nicht mehr aus dem Haus und lässt sowohl ihre Wohnung, als auch sich selbst völlig verkommen. Bis sie den Entschluss fasst, nach Irland zu ziehen, um dem Anti-Depressions-Programm ihres treuen Freundes Félix aus dem Weg zu gehen - und ihr Leben dort völlig auf den Kopf gestellt wird.

Agnès Martin-Lugand erzählt feinfühlig Dianes Geschichte und zeigt anschaulich, wie sie sich nach und nach aus ihrem tiefen Loch herauszuziehen versucht. An der einen oder anderen Stelle holpert die Geschichte ein wenig, dennoch ist ihr die Umsetzung größtenteils gut gelungen.


Stil und Sprache
Sind die ersten Zeilen noch von fröhlicher Leichtigkeit geprägt, ändert sich dies nach einer halben Seite schlagartig und man verspürt direkt einen Kloß im Hals. Der Autorin gelingt es hervorragend, den Leser von Anfang an emotional an die Hauptfigur zu binden. Die persönliche, ergreifende Erzählweise wird durch die erste Person, in der die Geschichte erzählt wird, noch unterstrichen. Die von Dianes Art, ihren Gefühlen geprägte Sprache ist angenehm zu lesen.

Immer wieder begleitet man Diane aus ihrer trostlosen Gegenwart in die Vergangenheit, in der sie glückliche Momente Revue passieren lässt, aber auch die schrecklichen Ereignisse unerbittlich Einzug in ihre Gedanken halten und sie quälen, als wäre es erst gestern gewesen, dass sie ihre Familie verloren hat. Als sie sich langsam wieder ans Leben herantastet, tanzt man mit ihr zur Musik und freut sich, doch ebenso sehr trauert man mit, wenn sie einen Rückschlag erleidet. Diane erzählt nicht von jedem einzelnen Tag in Mulranny, sondern nur von wichtigen Ereignissen, sodass keine Langeweile aufkommt und stets ein gewisser Zug in der Handlung zu spüren ist. Was jedoch auf Dauer stört ist die Tatsache, dass enorm viel geraucht und das bei jeder sich bietenden Gelegenheit erwähnt wird. Auch das Ende des Buches lässt einen etwas zwiespältig zurück ...


Figuren
Colin war gerade einmal 33 Jahre alt, Clara erst 5, als sie aus dem Leben gerissen wurden. Diane leidet seither jede einzelne Minute ihres Lebens und wäre ohne ihren homosexuellen Freund und Geschäftspartner Félix völlig aufgeschmissen. Er führt seither nicht nur alleine das gemeinsame Literaturcafé weiter, sondern kümmert sich um Diane - auch wenn sie ihrer Meinung nach von dessen Fürsorglichkeit schon fast erdrückt wird. Wie sehr man doch mit ihr leidet, auch wenn man nicht unbedingt alle ihre Verhaltensweisen nachvollziehen kann ...
In Irland lernt sie ihren neuen Nachbarn Edward kennen - einen Menschen, auf den sie mit Handkuss verzichten könnte, denn er entpuppt sich von der ersten Sekunde an als arroganter Mistkerl. Judith, Edwards Schwester, ist mit ihrer quirligen, selbstbewussten Art nicht nur das krasse Gegenteil ihres introvertierten Bruders, sondern tut Diane unheimlich gut. All diese und noch weitere Figuren sind lebensnah gezeichnet und machen das Buch zu dem, was es ist: eine emotionale, tiefgründige Geschichte.


Aufmachung des Buches
Das als Paperback mit Klappenbroschur verlegte Buch hat einen interessanten Titel und ein ebensolches Cover, das direkt Neugier weckt. Die Verarbeitungsqualität überzeugt jedoch nicht so recht. Zwar weist der Buchrücken nach dem Lesen keinerlei Knicke auf, dafür reißen die Umschlagklappen an den Falzlinien zum Buchrücken recht schnell ein und fransen aus. Schade!


Fazit
Auch wenn es an der einen oder anderen Stelle mal etwas hakt, ist "Glückliche Menschen küssen auch im Regen" eine feinfühlige, mitreißende Geschichte, die sich zu lesen lohnt.


4 Sterne


Hinweise
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