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Es fällt schwer zu akzeptieren, dass Gesundheit und Erkrankungen der Seele von biologischen Prozessen abhängig sind. Florian Holsboer, der bedeutendste Depressionsforscher unserer Tage, zeigt in diesem so grundlegenden wie persönlichen Buch, welchen Weg er seit vielen Jahren geht, um für Patienten mit seelischen Erkrankungen eine ihrer Individualität gerecht werdende, maßgeschneiderte oder personalisierte Therapie zu entwickeln. Krankheit generell und in besonderem Maße seelische Erkrankungen sind für ihn ein Ausdruck unserer einzigartigen Persönlichkeit. Sein Buch ist eine Streitschrift für eine neue Medizin, die verhindert, dass wir überhaupt krank werden, oder komplexe Erkrankungen rasch und effizient heilt.


 Autor: Florian Holsboer
Verlag: Beck
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-406-58360-5
Seitenzahl: 304 Seiten


Stil und Sprache
Prof. Dr. Dr. Florian Holsboer ist seit 1989 Direktor des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München. Er ist sowohl Arzt als auch Chemiker - und das merkt man. Der Autor geht das Thema aus einer rein naturwissenschaftlichen Sicht an und vertraut auf die Chemie (Psychopharmaka). Das Buch ist gut verständlich geschrieben. Die Fachbegriffe im medizinischen Teil werden ausführlich erklärt und so ist es auch dem Laien möglich, den Text zu verstehen. 


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Das Buch ist eine Mischung aus Autobiographie und medizinischem Sachbuch. Im ersten Teil greift Holsboer vor allem grundlegende Fakten auf. Er zählt zahlreiche berühmte Persönlichkeiten auf, die unter Depressionen litten und möchte damit dazu beitragen, dass psychisch Kranke weniger stigmatisiert werden (Dürer war z.B. stolz auf seine Depression - was man heute nicht mehr so erleben wird...). Anschließend erklärt er die chemischen Zusammenhänge und erörtert die Funktionsweisen von Psychopharmaka. Dann folgt der autobiographische Teil, der auch sehr interessant ist. Die Verquickung von Leben und Wissenschaft wird immer stärker, so dass innerhalb des Buches auch die naturwissenschaftliche Perspektivierung wieder stärker in den Vordergrund tritt. Das Buch ist weniger ein Ratgeber, als viel mehr eine Streitschrift, die auf die (zukünftigen) Möglichkeiten einer jeweils angepassten Medizin hinweisen möchte.

Es liegt in der Natur der Sache, dass der wissenschaftliche Teil etwas schwieriger ist, als die autobiographische Erzählung. Trotzdem kann man das Buch sehr gut auch als Nicht-Mediziner lesen.

Sicherlich werden sich Menschen, die schon mal unter einer Depression litten oder immer noch leiden, oder Verwandte und Bekannte von Betroffenen für das Buch interessieren. Aber auch ich fand die Ausführungen sehr aufschlussreich, obwohl ich weder selbst betroffen bin, noch in meinem Umfeld jemanden habe, der erkrankt ist. Das Buch ist also auch etwas für medizinisch Interessierte und natürlich auch für Ärzte und Psychologen (auch wenn diese über einige Argumentationsweisen Holsboers vielleicht nicht so erfreut sein werden). 


Aufmachung des Buches
Das Buch ist fest gebunden und mit einem Schutzumschlag versehen. Auf dem Cover ist der Autor abgebildet, der als sympathischer und kompetent wirkender Arzt rüberkommt. Der Titel - "Biologie für die Seele" - und vor allem der Untertitel "Mein Weg zur personalisierten Medizin" hat mich zunächst etwas in die Irre geführt. Ich hatte nicht unbedingt mit einem Buch über Depressionen gerechnet.


Fazit
Das Buch ist gut lesbar und erklärt schwierige Zusammenhänge wirklich sehr verständlich. Auch wenn ich mit dem Autor nicht immer konform gehe, empfand ich die Lektüre als sehr bereichernd, da ich das Gefühl habe, etwas über ein wichtiges Thema gelernt zu haben.



Hinweise
Rezension von Sigrid Grün


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