Seit Becca King herausfand, dass ihr Stiefvater einen Mord begangen hat, schwebt sie in Lebensgefahr. Daher versteckt sie sich auf einer abgeschiedenen Insel. Doch als ein Brandstifter dort Feuer legt, wird Becca zufällig von der Lokalzeitung fotografiert. Damit sind ab sofort ihr Foto und ihr Aufenthaltsort weltweit im Internet zu finden. Die Schlinge um Becca zieht sich bedrohlich zu. Und alles, was sie über ihre Vergangenheit und ihre Zukunft zu wissen glaubte, droht in Flammen aufzugehen ...
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Originaltitel: The Edge of the Shadows |
Die Grundidee der Handlung
Becca wollte sich von ihrem Alltag, welcher von der Angst vor ihrem Stievater Jeff und der Ungewissheit über den Verbleib ihrer Mutter Laurel geprägt wird, nur auf dem jährlichen Volksfest ablenken lassen, als ein Feuerteufel die ausgelassene Atmosphäre zunichte macht und die Jugendliche im Trubel vor die Kameralinse eines Fotografen läuft und nun im ganzen Internet zu finden ist. Bei der Recherche über Neuigkeiten aus der Heimat kommt ihr außerdem der neu hinzugezogene Aidan langsam auf die Schliche und versetzt die Protagonistin in Alarmbereitschaft. Seit er auf der Insel ist, mehren sich die Einsätze der Feuerwehr und seine flippige Schwester Isis sorgt mit ihrer aufdringlichen Art auch für einigen Aufruhr. Gibt es eine Verbindung zwischen den Geschwistern und den Vorfällen und wird Becca ihr eigenes Geheimnis noch länger verschleiern können?
Elizabeth George hat es mit dem dritten Band der „Whisper Island“-Reihe geschafft, Beccas Behaglichkeit bei Seths Großvater ins Wanken zu bringen und sie somit in Zugzwang gebracht, was der Handlung neuen Schwung bescherte.
Stil und Sprache
Die Autorin gelingt es auch bei der Fortsetzung, Beccas Gabe des „Gedankenhörens“ nicht schnöde wirken zu lassen und hebt ihr Können mit dem Begriff der „Akzeleration“, was beschleunigen bedeutet, auf eine neue Stufe. Diana, Beccas Verbündete, wenn es um die inneren Stimmen der anderen geht, macht ihr Mut, die Dinge voranzutreiben und somit schafft es die Schülerin, nun auch bildliche Kurzepisoden aus der Vergangenheit von ihrem Gegenüber aufzuschnappen, was für den Spannungsverlauf und die Aufklärung der Rätsel von großer Bedeutung ist. Gleichzeitig wird dieser Fortschritt für Becca von einem herben Rückschlag aus ihrem alten Leben geschmälert, was so ziemlich alles ändert.
In Beccas letztem Abenteuer hat die Autorin das Element „Wasser“ abgehandelt und mit dem zerstörerischen „Feuer“ dieses Mal ohnehin schon für mehr Dramatik gesorgt. Die Hektik, die durch Isis Art, die Worte regelrecht wie ein Gewehr„abzufeuern“, entsteht, unterstützt dies zusätzlich. Elizabeth George bleibt ihrem Stil aber treu und wechselt zahlreich die Perspektiven, sodass ausgehend aus der dritten Person alle Beteiligen Raum für ihre Erzählungen bekommen.
Der größte Wendepunkt in der Geschichte bezieht sich aber für meinen Geschmack auf Derricks Familie, welche durch sein Schweigen in Bezug auf seine verschwundene Schwester mit dem Namen „Freude“, die jedoch nur Kummer und Schmerz bei den seltenen Gesprächen über sie mitbrachte, aus dem Gleichgewicht geriet. Wenigstens an dieser Baustelle gelang es der Autorin, einen Flicken zu setzen, wenngleich Beccas Mutter noch immer verschwiegen wird und untergetaucht bleibt.
Figuren
Das Figurenkarussell dreht sich auf Whidbey Island immer weiter und auch in diesem Roman bekommen die jugendlichen Charaktere Zuwachs von außerhalb. Allen voran Seths Band gelingt es, gleich zwei talentierte Jung-Geiger zu Proben einzuladen, wobei der Kanadier Parker eher ein attraktiver Gast auf Zeit ist, der den Mädchen der Clique den Kopf verdreht, und die coole Prynne dagegen durchaus Potenzial hat, auch länger als nur ein Musikstück bei den Lesern die Saiten zum Klingen zu bringen.
Becca und Derrick dagegen erreichen einen neuen, freudigen Vertrauenspunkt in ihrer Beziehung, der sicherlich im Folgenden ein bisschen Verkniffenheit von dem hitzigen Afrikaner verwischen wird, wenngleich andere ihrer Mitschüler merken müssen, dass selbst Notlügen manchmal nicht zu verzeihen sind – auch nicht um sich nur damit interessant zu machen, wie die flippige Isis, die mit ihrem Nonstop-Geplapper eindeutig nicht Everybody‘s Darling wird.
Im gleichen Maße wie die Teenager sich auf ihren Highschool-Abschluss vorbereiten und reifer werden, nagt an den lieb gewonnenen älteren Charakteren der Zahn der Zeit. Seths Großvater zum Beispiel wird immer fahriger und während der Lektüre befürchtet man zusehends, dass er die letzte Seite des Romans vielleicht nicht mehr erleben wird. Selbst die unverwüstliche Diana Kinsale und ihr Pudel werden von Becca in einem Moment erwischt, der uns kurz erschreckt innehalten lässt. Die Autorin hat uns in „Feuerbrandung“ tatsächlich mit der Vergänglichkeit des Lebens konfrontiert, doch wen es schlussendlich erwischt, wird hier natürlich nicht verraten.
Aufmachung des Buches
„Feuerbrandung“ fügt sich mit der Gestaltung in Blau- und Rottönen, die dieses Mal auch dem Feuerteufel von Whidbey Island gewidmet sind, hervorragend an die beiden Vorgängerbände an. Unter dem Schutzumschlag erwartet den Leser zudem wieder auf dem Buchdeckel der identische Aufdruck, sodass auch vorsichtige Bücherratten Spaß an farbenfroher Lektüre haben dürfen.
Fazit
Im dritten Teil der Reihe hat die Autorin glücklicherweise den Fokus zurück auf die Protagonistin und ihr nahes Umfeld gelegt, sodass wir nach der letzten Seite mit dem Gefühl enden, einen großen Schritt in der Handlung gemacht zu haben, der eine spannende Richtung für den Nachfolger angibt.
Hinweise
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Backlist:
Band 1: Sturmwarnung
Band 2: Wetterleuchten
