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Dicke Schneeflocken fallen auf Newcastle nieder, Weihnachten steht vor der Tür. Detective Ashworths Vorfreude verfliegt jedoch schnell. Auf dem Heimweg sieht er eine alte Dame tot in der Bahn sitzen, ihr Körper weist Messerstiche auf. Und niemand hat etwas gesehen. Zusammen mit seiner Chefin Vera Stanhope macht er sich auf den Weg nach Northumberland in das kleine Städtchen Mardle, wo die Tote lebte. Die Ermittlungen dort stellen sie vor ein Rätsel. Die alte Dame war fromm und bescheiden - wer konnte ein Interesse an ihrem Tod gehabt haben? Als eine zweite Leiche gefunden wird, führen auch hier die Spuren zu der kleinen Pension «Harbour Street». Und deren Gäste schweigen beharrlich.

 

Ein dunkler Fleck 

Originaltitel: Harbour Street
Autor: Ann Cleeves
Übersetzer: Stefanie Kremer
Verlag: rowohlt
Erschienen: 12/2014
ISBN: 978-3499269424
Seitenzahl: 448 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Eine alte Dame wird erstochen. Mitten im vorweihnachtlichen U-Bahn-Chaos. Zeugen gibt es nicht, dafür findet Detective Ashworths Tochter die Leiche. Wie sich herausstellt, war Margaret Krukowski seit ewigen Zeiten in einer kleinen Pension in Marble wohnhaft, lebte zurückgezogen und still, engagierte sich in der Kirche und für Frauen in Not. Wer könnte ihr etwas Böses wollen? Vera Stanhope und Joe Ashworth ermitteln und stoßen auf eine verschworene Dorfgemeinschaft und jede Menge alte Geheimnisse. Hier hat jeder etwas zu verbergen und alle verbindet die gemeinsame Vergangenheit. Was war Margaret Krukowskis Geheimnis?

Vera Stanhope und Joe Ashworth ermitteln nun schon einige Zeit gemeinsam und auch der fünfte Fall erweist sich als kompliziert und verworren. Die Grundidee eines Geheimnisses aus der Vergangenheit ist allerdings nicht mehr so sehr originell, wenn auch hier gut umgesetzt.


Stil und Sprache
Es geht auf Weihnachten zu im Norden Englands und den dazu passenden Schnee gibt es zumindest zu Beginn auch, als die Bahn im Schneegestöber steckenbleibt und Joes Tochter Gelegenheit gibt, die Leiche Margaret Krukowskis zu finden. Ann Cleeves versteht es auch dieses Mal wieder ganz hervorragend, Atmosphäre zu vermitteln, eine kalte, etwas ungemütliche Küstenstadt vor dem inneren Auge ihrer Leser entstehen zu lassen. Marble ist nicht schön, die Hoffnung auf Touristen und damit Leben in der Stadt hat sich nicht erfüllt und die wenigen einheimischen Bewohner leben eher zurückgezogen. Wetter gibt es eine Menge und es macht viel aus für das Setting dieses Krimis. Das ist auch gut so, denn auf echte Spannung muss man eine ganze Weile warten. Vera und Joe ermitteln etwas ziellos, stochern lange im Nebel und erst ganz zum Schluss machen sie die entscheidende Entdeckung zur Lösung des Falls. Die ist allerdings wirklich überraschend, zumal es Ann Cleeves immer wieder gelingt, ihre Leser auf falsche Fährten zu locken.

Zunehmend zeigen auch Vera und Joe Gefühle und ihre privaten Geschichten nehmen immer mal wieder etwas Raum in der manchmal etwas trockenen Krimigeschichte ein, was der Serie aber nicht schadet, ganz im Gegenteil. So kommt man den Figuren endlich einmal etwas näher, was in Veras Fall lange überfällig ist.


Figuren
Vera Stanhope ist eine traurige Gestalt: Sie ist weder hübsch noch beliebt, nur selten gesellig und mit so etwas wie Wichteln im Kollegenkreis kann sie mal so gar nichts anfangen. Das macht sie einsam und ihr Wohnsitz auf dem alten Hof ihres verstorbenen Vaters macht es auch nicht besser. Einzig ihr messerscharfer Verstand und ihr Einfühlungsvermögen in die seelischen Abgründe anderer Menschen lässt sie zu einer wirklich guten Ermittlerin werden. Und genau das will sie auch machen: ermitteln. Denn eigentlich sollte sie als Chefin eher dirigieren und delegieren, was ihr aber nur sehr begrenzt gelingt. So steht sie weiterhin im Mittelpunkt jeder Ermittlung und löst ihre Fälle nur bedingt im Team.

Zwangsläufig gehen Veras Kollegen Joe und Holly neben ihrer raumeinnehmenden Chefin etwas unter, ermitteln eher im Hintergrund und haben nur wenig Anteil an der Fallaufklärung. Letzteres gilt besonders für Holly, ein Umstand, den ich persönlich etwas schade finde, denn Holly ist mir noch die sympathischste von den Dreien. Einige andere Nebenfiguren gibt es auch, sie alle zeichnet aus, dass man sie sich gut vorstellen kann, sie wirken authentisch und sind liebevoll ausgedacht und dargestellt.


Aufmachung des Buches
Leider wirkt das Taschenbuch auf den ersten Blick etwas nichtssagend, auf dem Titel finden sich eine düster wirkende Küstengegend sowie der obligatorische Zaun im Vordergrund. Innen gibt es 45 recht kurze Kapitel und ansonsten keine Besonderheiten.


Fazit
Ein etwas durchwachsener Fall für Vera Stanhope: Von der Idee her nicht schlecht, aber mit deutlichen Schwächen im Mittelteil, dafür mit viel Winteratmosphäre zum Genießen auf der heimischen Couch.


3 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Totenblüte
Band 2: Opferschuld
Band 3: Seelentod
Band 4: Das letzte Wort

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