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Ein neuntägiges Burnout-Seminar auf einer Frachtschiff-Passage bei dem bekanntesten Therapie-Guru unserer Zeit verspricht gestressten Menschen Erholung vom Alltag. Unter den Teilnehmern findet sich auch die stark traumatisierte Ermittlerin Rosa Bach vom Bundeskriminalamt. Doch statt einer erholsamen Stressbehandlung wird die Reise zum Albtraum. Wie es scheint, ist eines der Gruppenmitglieder ein perfider Serienkiller. Rosa entdeckt Parallelen zu ihrem letzten großen Fall und beginnt zu ermitteln. Allmählich offenbaren sich bei den Teilnehmern gefährliche Abgründe und seelischen Untiefen. Die anfänglichen Psychospielchen eskalieren zu Terror und Gewalt. Abgeschnitten vom Rest der Welt kommt es auf dem Atlantik in der klaustrophobischen Enge des Frachtschiffs zu einer Jagd zwischen Mörder und Ermittlerin. Nur - wer ist der Jäger und wer der Gejagte?

 

Seelenspieler 

Autor: Marc Stevens
Verlag: Sieben Verlag
Erschienen: September 2014
ISBN: 978-3864433931
Seitenzahl: 356 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Die BKA-Ermittlerin Rosa Bach ist nach einem verpatzten Einsatz, bei dem ihre Kollegin ermordet wird und der Täter entkommt, schwer traumatisiert. Um ihr zu helfen, die damaligen Ereignisse zu verarbeiten und somit wieder in den aktiven Dienst einzusteigen, wird sie von ihrem Vorgesetzten zu einem neuntägigen Burnout-Seminar auf einem Frachtschiff bei dem „Stressguru“ schlechthin, zwangsverpflichtet. Neun Tage auf engstem Raum auf See sollen ihr und den anderen Teilnehmern des Seminars helfen, mit ihrem Leben wieder klarzukommen.

Doch es dauert nicht lange, bis es zu den ersten Reibereinen in der Gruppe kommt. Der Coach braut sein eigenes Süppchen und plötzlich wird die erste Leiche gefunden. Rosa beginnt zu ermitteln, doch es scheint, als hätten sich alle gegen sie verschworen. Die Seminarteilnehmer und der Coach haben alle ihre Probleme, pflegen ihre Eitelkeiten und wollen von Mord und Totschlag nichts wissen. Der Kapitän macht der Ermittlerin das Leben schwer und ist für vernünftige Argumente ihrerseits nicht zugänglich. Als sie dann in ein schweres Unwetter geraten, die Kommunikation zum Festland ausfällt und Rosa langsam klar wird, dass der Mörder vermutlich unter den Seminarteilnehmern zu suchen ist, muss sie schleunigst in ihre alte Form zurückfinden, um ihn aufzuhalten. Bald entwickelt sich ein Katz-und- Mausspiel, bei dem nicht ganz klar ist, wer denn nun der Jäger und wer die Beute ist…   

Die Idee, einem Mörder und seinen Opfer nur einen begrenzten Raum zur Verfügung zu stellen und diesen vermeintlich „sicheren“ Ort durch höhere Gewalt selbst zur Gefahr werden zu lassen, wurde spannend ausgearbeitet und sehr dramatisch umgesetzt.


Stil und Sprache
Das Buch ist in der dritten Person überwiegend aus der Sicht der Hauptperson geschrieben. Allerdings wurden teilweise sehr kurze Abschnitte dazwischen geschoben, in denen auch die Sichtweisen und Gefühle der der Seminarteilnehmer gezeigt werden. Das ist insofern spannend, als der Autor in diesen kurzen Kapiteln keine Namen verwendet, sondern sie nur mit „er“ und „ihn“ bzw. „sie“ und „ihr“ beschreibt und die Namen bewusst weglässt. So weiß man oft nicht sicher, von wem nun die Rede ist und man beginnt zu überlegen, wer den nun wer sein könnte, was den Roman zusätzliche Würze verleiht.

Die Sprache ist dem Genre angepasst und somit spannend und flüssig zu lesen. Die Szenen sind leicht vorstellbar und kurzweilig beschrieben. Auch die Figuren heben sich von den 08/15 Protagonisten ab, was besonders bei den Seminarteilnehmern wichtig ist. Denn jeder der sehr unterschiedlichen Charaktere hat mit eigenen, besonderen psychischen Problemen zu kämpfen und auch der Coach ist nicht ganz so „über den Dingen stehend“, wie es am Anfang aussieht. Selbst einige der Seeleute wurden gut durchkonstruiert und interessant dargestellt. Das Schiff nimmt man zumindest anfangs nicht so recht als begrenzten Schauplatz wahr, dar es ja einige Decks und Räume gibt, in denen sich die Protagonisten bewegen können. Spannend wird der Schauplatz erst so richtig, als sie in einen Sturm kommen und so vom Schiff, der Technik und am Ende des Könnens der Schiffbesatzung abhängig werden.

Auch die zusätzliche Gefahr durch das „Abgeschnitten sein“ vom Festland kommt in der Geschichte gut zum Tragen. Besonders Rosas Zweifel an sich selbst, grundsätzlich und ganz besonders in der Situation, als die erste Leiche auftaucht, ihre Interaktion mit der Schiffsbesatzung, ihre Hilflosigkeit gegenüber der Borniertheit der Kapitäns und ihr „Draht“  zum Ersten Offizier sind gut beschrieben.
Doch auch die Gefühle der anderen Seminarteilnehmer und später auch die des Coaches kommen zu Wort.

Ich bin zwar weder ein begeisterter Segler, noch kenne ich mich mit Schiffen in Ausnahmesituationen aus, trotzdem hatte ich beim Lesen den Eindruck, dass manche der beschriebenen Szenen bei solchen Voraussetzungen, wie sie im Buch vorkommen in der Realität nicht möglich sind. Zwar wurden die betroffenen Szenerien in ein glaubhaftes und realistisch anmutendes Umfeld gesetzt und gut in die Handlungen der Seeleute eingeflochten, dennoch fragt man sich als Leser durchaus, wie einige der Szenarien denn so funktionieren sollen (Vor allem am Höhepunkt des Sturmes bei dem schrecklichen Seegang).      

Alles in allem ist der Thriller aber vor allem eines: spannend! Leser, die  einen kurzweiligen und flotten Roman suchen, der sich unaufhaltsam dramatisch zuspitzt, werden mit diesem Thriller bestimmt sehr viel Spaß haben.


Figuren
Rosa Bach, die BKA-Ermittlerin, wird von ihrem Chef zu einem Anti-Stress-Seminar auf dem Containerschiff Leviathan unter der Leitung des bekannten Stresscoachs Roland Hertz verdonnert. Nach einem missglückten Einsatz psychisch fertig, soll sie die neun Tage dazu nutzen, ihr Gleichgewicht wiederzufinden. Sie steht unter Dauerstress und traut ihren Instinkten nicht über den Weg. Als die ersten Leichen gefunden werden, erwacht ihr kriminalistischer Spürsinn uns sie muss über ihren Schatten springen, um die restlichen Passagiere zu retten. Doch scheint sich nicht nur das Wetter gegen sie verschworen zu haben.
   
Der Coach Roland Hertz ist autoritär, von sich überzeugt und er lässt keine andere Meinung gelten als die eigene. Daher ist er absolut dagegen, dass Rosa entschlossen auf Mördersuche geht und herumzuschnüffeln beginnt. Stin de Ruyter, der erste Offizier, ist einer der wenigen Personen an Bord, die Rosa ernst nehmen und ihr bei ihren Ermittlungen helfen und sie unterstützen. Jeder der Protagonisten hat ein Ziel, das er unbedingt erreichen will. Da jedoch zumindest jeder der Kursteilnehmer mit unterschiedlich schweren psychischen Problemen zu kämpfen hat und nicht jeder mit jedem auskommt, mangelt es nicht an allerlei Konfliktmöglichkeiten und Herausforderungen. Die Motivationen der Teilnehmer sind so unterschiedlich wie die Figuren auf dem Schiff, daher bleibt die Geschichte auch durchgehend spannend. Obwohl die Handlung rasant fortschreitet, bleibt noch etwas Platz, damit sich die Protagonistin weiterentwickeln und an den Anforderungen über sich hinaus wachsen kann.


Aufmachung des Buches
Der Titel des Taschenbuches passt gut zur Geschichte und auch das Coverbild unterstreicht das Thema sowie das Genre. Der Roman besteht aus 53 unterschiedlich langen, nummerierten und mit kurzen Überschriften versehenen Kapiteln auf 356 Seiten, die teilweise in kürzere – durch Sterne gekennzeichnete – Unterkapitel unterteilt wurden. Die Logbucheinträge von Rosa wurden kursiv gedruckt und sind so auf einen Blick zu erkennen. Ein Prolog aus der Sicht des Antagonisten leitet die Geschichte ein. Im Anhang am Ende des Romans findet der Leser eine Auflistung der Figuren, die technischen Daten der MS Leviathan, einen Hinweis auf das reale Vorbild des im Buch präsenten Stückgut-Frachters Leviathan inkl. einer WWW. Adresse der verwendeten Quelle. Die im Anhang  unter Punkt III. erwähnte Seekarte "Nordatlantik mit der Route der Leviatan" mit dem Vermerk "Platzhalter", konnte ich leider nicht entdecken. Auf der vorletzten Seite findet der Leser noch eine bebilderte Kurzvita des Autors Marc Stevens.


Fazit
Ein dramatischer, rasanter Thriller, der durch den beengten Schauplatz und die interessanten Figuren einen ganz besonderen Reiz ausstrahlt. Obwohl einige Szenen etwas weit hergeholt klingen und man auch einige Ungereimtheiten nicht wirklich hinterfragen sollte, ist der Roman so spannend gestaltet, dass er einige sehr kurzweilige und unterhaltsame Lesestunden garantiert.


4 Sterne


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