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AUF EIN WORT!

Interviews sind gang und gäbe: mit Prominenten ebenso wie mit Leuten von der Straße. Sie alle antworten auf Fragen, die uns auf den Nägeln brennen.
Was, wenn man auch die alten Römer interviewen könnte? Was hätte Caesar wohl nach seinem Sieg über ganz Gallien gesagt? Wie hätte Nero auf die Frage nach der Feuerkatastrophe in Rom reagiert? Was hätte ein Wagenlenker nach dem 1000. Sieg zu erzählen gehabt? Wie hätte eine Ärztin ihren Beruf geschildert oder eine unfreie Kellnerin ihre diversen Dienstleistungen dargestellt? In rund 30 fiktiven Interviews befragt Karl-Wilhelm Weeber prominente und weniger prominente Römer – so entsteht eine erfrischend andere römische Kulturgeschichte.

Karl-Wilhelm Weeber, ehem. Direktor des Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasiums in Wuppertal, ist Honorarprofessor für Alte Geschichte an der Universität Wuppertal und lehrt  Didaktik der Alten Sprachen an der Universität Bochum. 

 

Wie war Ihr Tag Caesar 

Autor: Karl-Wilhelm Weeber
Verlag: Konrad Theiss Verlag
Erschienen: 1. September 2014
ISBN: 978-3806229448
Seitenzahl: 160 Seiten

 
Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Um sein Anliegen, die römische Antike in einprägsamer Form einem interessierten Laienpublikum zu vermitteln, wählt der Autor das Mittel des Interviews. Diese führt er sowohl mit bekannten Persönlichkeiten der Geschichte als auch mit kaum bis unbekannten oder sogar erfundenen Personen. Caesar, Augustus und Nero kennt man, Cornelia und Ummidia Quadratilla dagegen eher weniger. Dennoch sind ihre Leben gut dokumentiert. Zu den nicht prominenten Gesprächspartnern gibt es nur wenige Informationen, hauptsächlich biographische Hinweise auf Grabsteinen. Die Prominenten-Interviews (13) sind streng getrennt von denen der Nicht-Prominenten (15). Sie behandeln auch unterschiedliche Aspekte der römischen Zivilisation – die einen eher politische und historische, die anderen bieten mehr Einblicke in den beruflichen Alltag der weniger begüterten Bevölkerung Roms. Jedes Interview wird von einer kurzen Einleitung in Kursivschrift begleitet, in der der Interviewte vorgestellt und in seiner Zeit verortet wird, darüber hinaus beginnt jedes mit der Frage "Wie war ihr Tag, XY?". Zum einen kann das ein besonderer Tag sein, wie z.B. der Gewinn des 1000. Wagenrennens durch Gaius Appuleius Diocles, zum anderen aber auch ein eher gewöhnlicher Tag wie der der Fischhändlerin Aurelia Nais oder des Mahlzeitenjägers Vacerra.

Zwar bemüht sich der Autor, seine Gesprächspartner differenziert darzustellen, dennoch ähneln sich die Interviews im ersten Teil ziemlich; die Charakterisierung der Personen durch die verwendete Sprache und die Art der Antworten gelingt nicht so richtig. Im zweiten Teil ist Weeber nicht so an historische Fakten bezüglich der Personen gebunden und kann freier agieren, dadurch wirken die Gespräche viel lebendiger und eindrucksvoller, auch weil er hier Umgangssprache nutzt. Man wird tatsächlich in den römischen Alltag versetzt und kann ihn miterleben, was bei den Prominenten-Interviews eher weniger gelingt.

Zunächst wirkt die moderne Sprache in der die Gespräche verfasst sind, irritierend, aber eine künstlich latinisierte Sprache hätte mich auf die Dauer ermüdet, und so kann der Autor alleine schon durch die Wortwahl (z.B. Umweltverschmutzung, soziale Netzwerke) auf Zusammenhänge hinweisen, die er ansonsten weitschweifig erklären müsste. Da der Autor die umfangreichen Informationen mit konkreten, wenn auch zum Teil erfundenen Personen verknüpft, bleiben sie gut im Gedächtnis haften. So kurzweilig kann Geschichte sein. 


Aufmachung des Buches
Das Buch ist gebunden und zeigt auf dem Cover eine Abwandlung eines Freskos aus Pompeji "Porträt des Bäckers Terentius Neo und seiner Frau" – statt einer Papyrusrolle (wie im Original) hält er ein Mikrofon in Händen. Eine originelle Idee, die nicht nur auf den Inhalt verweist, sondern auch auf dessen "moderne" Umsetzung.  Ein Register fehlt zwar, aber das Inhaltsverzeichnis reicht aus, um sich zu orientieren. Im Anhang werden Abkürzungen erklärt und Literaturhinweise gegeben, geordnet nach den Interviews.

Fazit
Diese neue Art, Geschichte unters Volk zu bringen, kann ich nur empfehlen.


4 Sterne


Hinweise
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