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Er ist Familienvater. Ein achtbarer Bürger. Und ein Monster.

Sie musste schön gewesen sein. Groß, blond, mit einer fast weißen Haut, auf der Kriminaloberkommissar Bastian Matt noch ein paar blasse Sommersprossen erkennen kann. Nun ist sie tot. Opfer eines Verkehrsunfalls. Was hatte sie dazu gebracht, mitten in der Nacht auf die Straße zu laufen? Übermut? Gedankenlosigkeit? Oder hatte sie Angst gehabt? Bastians Freundin, die Rechtsmedizinerin Yasi Ana, stellt bei der Obduktion fest, dass die junge Frau kurz vor ihrem Tod vergewaltigt wurde. Offenbar ein weiteres Opfer des äußerst brutalen «Glatzenmanns», der sich seine Opfer im Münsterland und in den angrenzenden Niederlanden sucht. Erst als eine weitere Frau ums Leben kommt, stoßen Bastian Matt und seine Kollegen auf eine heiße Spur ...

 

Lambertussingen 

Autor: Jürgen Kehrer
Verlag: rowohlt
Erschienen: 10/2014
ISBN: 9783499268649
Seitenzahl: 320 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Eigentlich ist er für den „Glatzenmann“ gar nicht zuständig, sondern hat lediglich in der falschen Nacht Dienst am falschen Ort: Bastian Matt und sein Kollege sind für die Aufnahme eines Verkehrsunfalls zuständig. Dann aber stellt sich bei der Obduktion heraus, dass das Unfallopfer, eine junge Frau, offenbar auf der Flucht war, auf der Flucht vor genau dem Mann, den ganz Münster sucht. Bastian Matt darf auf Zeit in der Ermittlungsgruppe mitarbeiten und bekommt so die Chance auf einen zweiten „großen“ Fall nach Münsterland ist abgebrannt.

Jürgen Kehrer hat sich nach Wilsberg einem neuen, jüngeren Ermittler zugewandt und hat nun die Chance, aus ganz anderer Perspektive zu erzählen: Der junge, unerfahrene, aber hoch motivierte Polizeibeamte, der zwar Fehler macht, aber auch frische Ideen hat, bietet ganz neue Möglichkeiten. Die nutzt Kehrer konsequent und so gelingt ihm ein flott geschriebener, aber dennoch gut konstruierter Regionalkrimi, der es durchaus mit der Konkurrenz aufnehmen kann.


Stil und Sprache
Jürgen Kehrer ist ja kein Unbekannter in der Krimiszene und seine große Erfahrung spürt man bereits auf den ersten Seiten. Ohne große Einleitung wirft er seine Leser mitten ins Geschehen, Erklärungen zu Personen und Zusammenhängen aus dem ersten Band der Reihe fließen höchstens in Nebensätzen ein und so kann man sich ganz auf den eigentlichen Fall konzentrieren. Bastian Matt hat den Hauptanteil als Erzähler, aus seiner Sicht bekommt man den größten Teil der Handlung vermittelt. Allerdings gibt es außer ihm noch eine andere Perspektive, nämlich die des Täters. Und mit der geht es auch los und zwischendrin immer mal wieder weiter. Im Gegensatz zu Bastian Matt scheint der Täter mit sich selbst zu sprechen: „Du bist ein Mensch. (…) Ein achtbarer Bürger. (…) Nur du weißt, dass ein Monster in dir steckt.“ (S. 7) Dieser Kniff erzeugt eine besondere Atmosphäre, die sich bis zum Ende durch das gesamte Buch zieht und einen als Leser immer mitnimmt.

Man sollte ja meinen, wenn man den Mörder schon kennt, muss ja so viel Buch hinten dran gar nicht sein. Muss es aber doch, denn hier steht die Suche nach dem Motiv im Mittelpunkt. Und, auch wenn es trivial erscheinen mag, die übrigen Kleinigkeiten, die sich im Leben von Bastian Matt abspielen. Das ist mindestens genauso spannend wie der Fall, für den Jürgen Kehrer Bezug auf ein altes Kinderlied nimmt.


Figuren
Ein Mordermittler, der eigentlich gar keiner ist, aber es unbedingt werden möchte, dazu eine Rechtsmedizinerin mit einer sehr eigenwilligen Lebensphilosophie, das ist der Stoff, aus dem eins meiner Lieblingsermittlerduos ist. Bastian Matt und Yasi Ana bieten neben spannenden Fällen auch in ihrem Privatleben viele interessante Facetten. Yasi Anas Herkunft aus dem Volk der Mosuo sorgt dafür, dass sie eine gänzlich konträre Vorstellung zu der von Bastian Matt von einer Beziehung hat. Das bietet ebenso viel Zündstoff wie Bastians Ehrgeiz, endlich fest in die Mordkommission wechseln zu dürfen. Denn dafür tut er fast alles und setzt sich gern auch über Anweisungen seiner Vorgesetzten hinweg.

Neben diesem spannenden Ermittlerpaar hat Lambertus-Singen aber auch eine Menge weiterer gut ausgedachter Figuren zu bieten, allen voran der „Glatzenmann“ und seine schrägen, oftmals wirklich gruseligen Gedankengänge. Hoffentlich gibt es noch viele weitere Fälle in Münster!


Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuchs ist recht düster gehalten und zeigt den Blick durch einen typischen Münsteraner Arkadenbogen auf die Lambertikirche; wer schon einmal in Münster war, erkennt sie sofort. Innen gibt es 51 durchnummerierte Kapitel, von denen das letzte eher einen Epilog darstellt.


Fazit
Nach einem gelungenen Auftakt eine ebenso gelungene Fortsetzung dieser frischen, spannenden Reihe. Authentische Ermittler, ein komplexer Fall und ein durchweg eingängiger Schreibstil verbinden sich zu richtig guter Unterhaltung.


4 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Münsterland ist abgebrannt

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