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Lena ist 33 Jahre und ganz frisch Single. Sie schreibt für das Frauenmagazin »Grace« - jedenfalls wenn sie nicht gerade googelt, im Internet shoppt oder Facebook durchkämmt. Um ihren Traummann Björn zu beeindrucken, muss eine neue Lena her: eine ernsthafte Journalistin mit perfektem Styling, die Bergsteigen liebt statt Blaubeer-Muffins. Leider hat diese Frau nichts mit der echten Lena gemein. Björn verliebt sich dennoch in sie, aber wie lange kann das gut gehen? Hat Lena ihre Chance vergoogelt?

 

Liebe kann man nicht googeln 

Autor: Julia K. Stein
Verlag: Gmeiner
Erschienen: 05.02.2014
ISBN: 978-3839214916
Seitenzahl: 440 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Nach einem geschlagenen Jahrzehnt, was sie gemeinsam mit ihrem untreuen Freund Karsten aus Bequemlichkeit abgesessen hat, beschließt die 33-Jährige Lena nun endlich wieder mehr aus ihrem eingerosteten Liebesleben zu machen. Gemeinsam mit ihren besten Freundinnen aus München will sie den Junggesellenabschied von Caro gebührend auf Sylt feiern und trifft im völlig angetüderten Zustand auf den attraktiven Berater aus Hamburg mit dem nordischen Namen (B)Jörn. Leider kommt am nächsten Morgen mit der Nüchternheit auch die späte Erkenntnis, dass Alkohol in Herzensangelegenheiten nicht immer ein guter Berater ist und sie sich ziemlich blamiert hat. Hinzu kommt, dass das Nordlicht angeblich vergeben war, doch warum hat er sie dann ganz romantisch mit zum Strand genommen, und hat er nicht gesagt, dass er beruflich demnächst nach Bayern kommt? Als geübte Journalistin beschließt sie, einige Informationen über das Flirtobjekt zu googeln und die (Miss-) Erfolge auf ihrem neuen Blog für Jeden zu veröffentlichen. Das Internet vergisst jedoch nie, kann Lena ihr Ziel trotzdem erreichen?

In vielen Romanen aus diesem Genre wurden Online Dating Portale schon humorvoll in Szene gesetzt oder hemmungslos in den Dreck gezogen. Julia K. Stein geht die Partnersuche von der genau anderen Reihenfolge an und zeigt damit, dass es zwar schwierig ist, den Traummann zu finden, aber noch problematischer, diesen in den Weiten der sozialen Netzwerke zu orten, geschweige denn sich diesen dann auch zu angeln – besonders wenn jener einen Allerweltsnamen wie „Müller“ trägt, denn da hilft der beste Suchfilter nichts. Die Tücken beim Umgang mit der virtuellen Welt werden dabei genauso beleuchtet, wie die positiven Seiten, und dient jüngeren Lesern vielleicht auch als Warnruf für heikle Offenbarungen im World Wide Web.


Stil und Sprache
Die Autorin hat den Ton der Zeit trefflich genau zu Papier gebracht und mit der Ich-Perspektive, sowie Kapitelüberschriften, die aus der jeweiligen Tageszeit bestehen, zu denen sich Lena in ihrem jeweiligen Gemütszustand vor den Computer schleppt, denkt man als Leser tatsächlich, dass wir uns mitten im dem privaten Online-Tagebuch der gebürtigen Kölnerin mit Wurzeln aus dem Pott befinden. Manchmal ist die aufgezwungene Nähe zu einer Fremden fast schon unangenehm, weil man sich leicht wie ein Spanner bei intimsten Gedanken fühlt, aber Lena überspielt das so charmant und gibt uns bei ganz peinlichen Szenen das Gefühl, dass nur unsere „Aufrufe“ ihrer Seite, die sie regelmäßig „postet“, Trost spenden – wenn sich sonst niemand für ihr trübes Sexleben interessiert. Obszön oder ausfallend wird sie dabei nicht, was ich bei dem Gmeiner-Verlag aber auch nicht vermutete hätte, schließlich ist er so etwas wie der Verlag mit den bodenständigen Wohlfühl-Geschichten.

Nicht nur einmal betont die Protagonistin, dass sie in ihren Beiträgen in der anonymen Online-Welt auf uneingeschränkte Wahrheit besteht (wenn sie es aus Scham schon nicht bei den Treffen mit ihrem Herzblatt in der Realität schafft), wodurch die Situationskomik (meist auf Kosten von Lena) nicht zu kurz kommt. Ihre Gedankengänge sind dabei zu 100% aus dem Leben gegriffen, und ich würde behaupten, dass sie in abgewandelter Form zu mindestens 70% allen Leserinnen bekannt sind. Spätestens wenn sie am Monatsende wegen spontaner Schuhkäufe in Geldnot gerät oder wegen einer Verabredung auf „Kaffeediät“ (bzw. Vanilla Mocha Diät – OHNE die Extraportion Sahne) ist und die Pfunde dennoch nicht purzeln, wird es seitens ihrer „Follower“ alias „Leser“ keine Vorwürfe, sondern nur Verständnis geben

Der Humor wird sowieso durchgängig groß geschrieben, und mein Lieblingsdialog gibt einen guten Einblick in den unverfälschten und natürlichen Umgang von Lena mit anderen Menschen: „Dirndl sind faule Eier. Sie bevorzugen vollbusige Birnen-Frauen.“ [...] „Und du gehörst dann zu den...“ […] „Ich bin eine Zucchini“ (S.46). Beim schmutzigen Wendepunkt seitens eifersüchtiger Ex-Partner hört allerdings nicht nur für Lena der Spaß auf, denn zum Finale hat die Autorin für meinen Geschmack etwas zu abgedreht gegen die Französinnen gewettert.

Einige Längen gab es leider auch, speziell in den Nachtstunden wenn Lena über ihr Leben bei dem oberflächlichen Klatschmagazin philosophiert, hätte es den Rotstift oder im passenden Jargon die „Delete-Taste“ bedurft. Dagegen sind die echten Highlights in ihrem Single-Dasein teilweise recht schnell abgehandelt, wie beispielsweise die lange angekündigte Hochzeit von Freundin Caro, die vor allem wegen der bunt gemischten Chaostruppe viel Potenzial verspricht und doch nicht länger als ein Badbesuch dauert.


Figuren
Lena und ihre drei Freundinnen Charlotte, Caro und Janina sind Vollblutfrauen, die jede auf ihre Art die gängigen Klischees à la „Sex and the City“ abklappern. Charlotte strotzt vor Selbstbewusstsein und verspeist Männer aller Altersklassen schon zum Frühstück. Caro dagegen ist eher der Hausfrauen-Typ und voll im Rausch der Hochzeitshormone, während Janina die unnahbare mimt und auf den Erfolg im Job setzt. Lena ist ein bisschen der Leim, der die Gruppe zusammenhält, obwohl sie aktuell von den eigenen Probleme ausgeknockt wird.

Bei (B)Jörn wusste ich lange Zeit nicht, wie ich den einerseits schnuckeligen Segler mit Bergsteigerambitionen und andererseits so kühlen, abweisenden Unternehmersohn einschätzen sollte. Er ist eigentlich nicht der typische Buch-Schwarm, dem sofort die Sympathie zufliegt, weil er sich dafür eindeutig zu rar macht und auch zu wenig für Lena kämpft, die trotzdem hin und weg ist. Seine Verschwiegenheit, die eine geheimnisvolle Aura aufbauen soll, verwandelte ihn bisweilen in einen verwöhnten Langweiler, sodass ich nicht wusste, ob ich Lena in ihrer Situation die Daumen drücken wollte -  zu dem Vorurteil über kühle Nordlichter passt es wiederum perfekt.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuchs ist in origineller Weise an Lenas erwachte Freude am Bloggen angelehnt. Wenn diese nämlich nicht gerade fleißig in ihr Apple MacBook tippt, nimmt sie unterwegs gerne ihr iPhone zur Hand, was hier auch vor lauter Herzen überbrodelt. Dadurch, dass der Roman insgesamt 440 Seiten umfasst, kommt man als Leser vermutlich selbst nicht umhin, einen leicht rund gelesenen Buchrücken in Kauf zu nehmen.


Fazit
Lena ist gleichermaßen liebenswürdig wie energiegeladen, aber auch naiv und anstrengend! Wer Freude an einer chaotischen Protagonistin hat, die mit dem instinktiven Talent gesegnet ist, bei Männern einen Griff ins Klo zu landen, sollte sich ganz schnell das Buch besorgen. Stilecht am besten als ebook, damit wirken die virtuellen Einträge sicherlich noch besser.


4 Sterne


Hinweise
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