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Während Brum, die Stadt der Hydden, von einer Armee der bösartigen Fyrd bedroht wird, bahnt sich noch viel größeres Unglück an. Die Erde selber scheint fürchterlich Rache zu nehmen: an den Menschen und dem, was sie angerichtet haben.

Horwoods große Hyddenworld-Saga ist voll magischer Schönheit und dabei so anrührend, als ginge es um unser eigenes Schicksal.

 

Hyddenworld Die Ernte 

Originaltitel: Hyddenworld 3: Harvest
Autor: William Horwood
Übersetzer: Reiner Pfleiderer
Verlag: Klett-Cotta
Erschienen: 26.03.2014
ISBN: 978-3-608-94640-6
Seitenzahl: 489 Seiten

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Die Grundidee der Handlung

Der Kaiser von Hyddenworld, Slaeke Sinistral, ist zurück getreten und hat Blut die Nachfolge überlassen. Doch viel kann dieser nicht ausrichten, denn General Quatremayne, der Anführer der Fyrd, hat ihn in seine Gewalt gebracht und plant einen Angriff auf die Hyddenstadt Brum. Als wäre das nicht schon schlimm genug, gilt es auch, den Stein des Herbstes bis Samhain zu finden, andernfalls wird die Schildmaid Rache an den Bewohnern der Erde üben - und schon jetzt ereignen sich an diversen Orte schreckliche Katastrophen, die das nahende Unheil ankündigen.

William Horwood flicht das dichte Gewebe seiner vielschichtigen Geschichte konsequent weiter und bezaubert mit einem bildgewaltigen Schreibstil und einer filigran ausgearbeiteten Grundidee, die stellenweise vielleicht ein wenig mehr Tempo vertragen hätte, deren detaillierte Ausführungen jedoch für das Verständnis der Geschichte unabdingbar sind.


Stil und Sprache
William Horwood begeistert einmal mehr von Beginn an mit seinem wunderschönen, eindringlichen Schreibstil. Gerade zu Beginn des Buches wird die aktuelle Handlung immer wieder von Rückblicken und nicht allzu knapp verfassten Erläuterungen unterbrochen, was einerseits Einzelheiten der vielschichtigen Handlung ins Gedächtnis ruft, andererseits auch eine Grundlage für das gegenwärtige Geschehen liefert. Jedes Detail ist wichtig für das Verständnis und von enormer Bedeutung für die Handlung - und glücklicherweise ansprechend verfasst, sodass wohl nur besonders ungeduldige Leser (einen Hauch von) Langeweile verspüren könnten. Allerdings hätte der Autor sich zwischenzeitlich dennoch ruhig ein wenig kürzer fassen dürfen, um mehr Tempo in den Text zu bringen. Oft ist es mehr eine unterschwellige Bedrohung, mehr eine Ahnung von Gefahr, die den Leser gebannt weiterlesen lässt. Nur hin und wieder wird das eher ruhige Erzähltempo durchsetzt von spannenden, dynamischen Szenen. Auf den letzten gut 100 Seiten zeigt der Autor jedoch, dass er auch ganz anders kann, und peitscht die Handlung regelrecht voran. Es geht nicht nur spannend, sondern zwischenzeitlich auch reichlich blutig zur Sache - ein straff gespannter Spannungsbogen ist spätestens jetzt bis zum Ende garantiert!

Der Leser begleitet zunächst Jack, Katherine und Stort in der Hyddenwelt, während Arthur Foale in der Menschenwelt an seiner Trauer über den Tod seiner Frau zu ersticken droht, bis er endlich wieder das Ruder in die Hand nimmt - wenn auch mit ungewollter Hilfe - und sich selbst in die Welt der Hydden und damit in nicht unbeträchtliche Gefahr begibt. Allerdings scheint es derzeit nirgendwo richtig sicher zu sein, denn eine Naturkatastrophe jagt die nächste und fordert nicht selten Unmengen an Opfern. Aber auch Intrigen und verwobene Machtverhältnisse nehmen einen großen Teil der Handlung für sich ein. Wie alles zusammen hängt, all die Verwicklungen, Intrigen und Geheimnisse, ist faszinierend zu lesen und es ist schon eine Kunst, dass der Autor selbst nicht nur den Überblick behält, sondern dem Leser genau zur richtigen Zeit immer wieder ein Häppchen vorsetzt, um ihn bei Laune zu halten. Um einen umfassenden Überblick über das Geschehen zu ermöglichen, wird dieses aus Sicht verschiedener Figuren an verschiedenen Brennpunkten der Geschichte wiedergegeben, wobei der auktoriale Erzähler tiefe Einblicke in die Gedanken und Gefühle einzelner Figuren erlaubt.

"Hyddenworld - Die Ernte" ist, wie auch schon die vorangegangenen beiden Bände der Saga, kein Buch, dass man einfach so weg liest, sondern die volle Aufmerksamkeit des Lesers fordert und auch verdient, um Aussagen wie die folgende auf sich wirken lassen zu können: "Alles ist Illusion. Alles ist nur ein Spiegelbild, das in dem unendlich dünnen Spiegel der Dinge entsteht, jener zerbrechlichen, veränderlichen Fläche, auf deren nahezu nicht vorhandener äußerer Schicht alle Dinge zu existieren scheinen und doch nichts ist" (Seite 131).


Figuren
Die Figuren - und derer gibt es zahlreiche in der Geschichte - sind durchweg mit viel Akribie zu Papier gebracht, wobei man ihre Wesenszüge im Verlauf der Geschichte aufgrund ihrer Taten entdeckt, es teilweise aber auch vorkommt, dass der Erzähler sich über zahlreiche Zeilen hinweg über die eine oder andere Figur und ihre Eigenheiten auslässt.

Schwester Cluckett, Mister Storts Bedienstete und gute - wenn auch strenge - Seele des Hauses hat ihre ganz eigene, bisweilen militärisch anmutende, aber herzliche und fürsorgliche Art. Sie mag nicht zu denen gehören, die das Schicksal der Welt verändern, aber auf ihre Weise trägt sie einen Teil dazu bei, dass es so kommt, wie es die Wurd der Dinge ist. Stort selbst schleicht sich mit seiner chaotischen Zielstrebigkeit ins Herz der Leser, wobei ihn seine fahrige Art nicht selten in Gefahr bringt. Glücklicherweise hat er gute und treue Freunde, die ihm stets zur Seite stehen und auch aus der Patsche helfen, wenn es erforderlich ist. Doch sie alle hier aufzuführen würde den Rahmen der Rezension sprengen. Nur so viel sei gesagt: Man trifft zahlreiche liebgewonnene, aber auch weniger beliebte Figuren wieder.


Aufmachung des Buches
Das rot eingebundene Buch ist mit einem grünen, hochglänzenden Schutzumschlag versehen, dessen Gestaltung nicht nur gut zu den ersten beiden Bänden der Saga, sondern auch zum Inhalt der Geschichte passt. Die Verarbeitungsqualität ist sehr gut, ein gelbes Lesebändchen rundet die Aufmachung ab.

Wie schon bei den vorangegangenen Bänden ist es schon als Schande zu bezeichnen, dass das Lektorat dieser wunderbaren Geschichte dermaßen unsauber ausfällt. Es gibt kaum eine Seite, bei der nicht mindestens ein Buchstabe oder gar Wort fehlt oder zu viel ist, wodurch der Sinn so manches Satzes verfälscht wird. Beispielsweise auf Seite 40: "Was das ein Zeichen?" oder auf Seite 90: "Er wurde wieder eine lange Nacht, und diesmal auch eine kalte." In diesem dritten Band fällt dies besonders negativ auf, was den Lesegenuss spürbar trübt.


Fazit
Märchenhaft, mystisch, nicht immer sofort greifbar, sondern von abstrakter Schönheit und Logik - so kann man die Saga wohl zusammenfassen - und auch dieser dritte Band reiht sich nahtlos darin ein. Aufgrund der enorm hohen Fehlerzahl und des damit einhergehend getrübten Lesegenusses schlägt sich dieses auf die Gesamtbewertung jedoch zwangsläufig nieder, denn die Geschichte selbst hätte vier Sterne verdient.


3 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Der Frühling
Band 2: Das Erwachen

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