Smaller Default Larger

Heinrich VIII., der alte, sterbende König, hatte schon fünf Königinnen an seiner Seite. Als sechste Frau sucht er sich Katherine Parr aus – erst einunddreißig Jahre alt und schon zweifache Witwe. Er hätte keine bessere finden können, denn Katherine ist klug, auf Ausgleich bedacht und eine überaus patente Frau. Ihr Herz gehört aber Thomas Seymour, dem Bruder der dritten Ehefrau Heinrichs, und sie beginnt eine Affäre mit ihm. Aber nicht deswegen hängt ihr Leben an einem seidenen Faden – es tobt auch immer noch ein blutiger Religionskrieg.

 

Spiel der Koenigin 

Originaltitel: Queen´s Gambit
Autor: Elizabeth Fremantle
Übersetzer: Sabine Herting
Verlag: C. Bertelsmann Verlag
Erschienen: 19. Mai 2014
ISBN: 978-3570101773
Seitenzahl: 446

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Katherine Parr ist 1443 nach zwei arrangierten Ehen gerade zum zweiten Mal verwitwet und hoffte, ihren nächsten Gatten - nach einer angemessenen Trauerzeit – selbst wählen zu können. Und nun will Heinrich VIII. – 20 Jahre älter und durch Krankheit und übermäßige Völlerei alles andere als anziehend - sie zu seiner sechsten Ehefrau machen. Des Königs Wunsch ist Befehl, eine Weigerung undenkbar. Katherine ist eine kluge, willensstarke Frau. Sie beschließt, ihre neue Stellung zum Wohle anderer zu nutzen: die Kirchenreformer zu unterstützen, den König mit seinen vernachlässigten Töchtern auszusöhnen und durch ihre Ausgeglichenheit mäßigend auf Heinrichs cholerisches Temperament einzuwirken. 

Elizabeth Freemantle erzählt das Leben einer Frau, die ihrer Zeit voraus war und maßgeblich dazu beigetragen hat, dass die Kirchenreform in England vorankam. Katherine Parr war die erste "protestantische" Königin, die sich für das Recht auf eine englische Bibel einsetzte und sogar selbst ein Buch mit englischen Gebeten verfasste. Dabei hat die Autorin sich nach eigener Aussage – Zitat S. 441: „ … bemüht, wo immer möglich, mich treu an die bekannten Fakten, Ereignisse und Menschen dieser Zeit zu halten ...“ Dies ist ihr recht gut gelungen.
 

Stil und Sprache
Elizabeth Fremantle benutzt die Gegenwartsform, um ihr Publikum stets nahe am Geschehen zu halten. Authentisch und sehr detailliert beschreibt sie das glanzvolle Leben am Königshof – die Feste und Jagden, die Umzüge von Schloss zu Schloss, die prachtvollen Kleider und Juwelen und die Intrigen der Höflinge, in die auch Katherine hineingezogen wird. Einige Szenen und Dialoge ähneln oder wiederholen sich, sodass ein paar Längen entstehen und man aufmerksam lesen muss, um den Faden nicht zu verlieren.

Neben Katherine Parr gibt es eine zweite weibliche Hauptperson, die einen Teil der Handlung trägt, nämlich die Kammerzofe Dorothy (Dot) Fountain, die ihrer Herrin sehr ergeben ist. Durch sie – die aus einfachen Verhältnissen stammt – erfährt man auch etwas über das Leben der „kleinen“ Leute. Die Auswirkungen, die die Auflösung der Klöster auf die Bevölkerung hat, werden sehr gut dargestellt. Viele Menschen verlieren dadurch Arbeit und Einkommen und geraten in wirtschaftliche Not. Niemand kümmert sich mehr um Arme und Kranke, Mönche und Nonnen sind selbst heimat- und brotlos geworden, während sich der König und der Adel am Klostergut bereichern und in größtem Luxus leben.
Die schöne, bildhafte Sprache und die Dialoge sind der damaligen Zeit angemessen und geben einen guten Einblick in die Epoche.

Figuren
Katherine Parr hat eben erst die Liebe entdeckt und erträumt sich ein gemeinsames Leben mit Thomas Seymour, nun muss sie den alten, kranken König heiraten. Sie ekelt sich nicht nur vor seiner übel riechenden Wunde, sie hat auch Angst vor seinem Jähzorn und seiner Grausamkeit, die ihre Vorgängerinnen schon zu spüren bekamen, und zwei von ihnen auf das Schafott brachte. Aber sie ist eine tapfere Frau und versucht, ihr Schicksal als Gottes Willen anzunehmen. Vielleicht ist sie ja im Stande, einen guten Einfluß auf ihren Gemahl auszuüben. 
Heinrich VIII. ist durch Krankheit und Fettleibigkeit vor der Zeit gealtert. Er will nicht wahrhaben, dass er nicht mehr der strahlende Turnierkämpfer, der unermüdliche Reiter, Tänzer und Jäger ist. Die jungen, schönen und gesunden Menschen in seiner Umgebung führen ihm das aber ständig vor Augen, und machen ihn eifersüchtig und reizbar und so demonstriert er mit übergroßer Härte und Willkür, dass er trotz seiner Gebrechen immer noch der König ist und Macht über sie hat.
Der Umgang mit ihrem misstrauischen und unberechenbaren Gatten ist oft eine "Gratwanderung" für Katherine, die ihre ganze Kraft und Geduld beansprucht.

Elizabeth Fremantle schildert die königliche Ehe und die Gefühle, von denen beide geleitet werden, einfühlsam und gut nachvollziehbar. Der Leser kann eigentlich nur Mitleid mit Katherine haben, muss sie aber auch für ihre Haltung bewundern.
Die Höflinge um den König - allen voran die Familie Howard und der Kanzler Wriothesley, die den katholischen Glauben wieder herstellen wollen – versuchen, die Königin zu stürzen und Heinrich eine ihrer Töchter „ins Bett zu legen“, um ihren eigenen Einfluss zu vergrößern. Bevor es aber wirklich dazu kommt, stirbt Heinrich und Katherine ist frei für ein – leider nur kurzes – Glück mit dem Mann ihrer Wahl.

Alle wichtigen Personen dieses Buches sind historisch und Elizabeth Fremantle hält sich bei ihrer Darstellung tatsächlich sehr genau an die von ihnen bekannten Fakten.
 

Aufmachung des Buches
Das rote Hardcover trägt nur auf dem Rücken den Titel und den Namen der Autorin. Zwischen dem Prolog von Februar 1543 und dem Epilog von März 1549 liegen 13 – in mehrere Abschnitte unterteilte – Kapitel, die mit Datum und Ortsangaben versehen sind. Dem ausführlichen Verzeichnis der historischen Personen folgt eine kurze Bemerkung zu Fakten und Fiktion des Inhalts. Eine Zeittafel mit bedeutenden Daten der Zeit zwischen 1509 und 1549 beschließt das Buch.

Auf den beiden Vorsatzblättern lautet der Buchtitel übrigens "Das Spiel der Königin". Der Schutzumschlag ist sehr aufwendig gestaltet. Der Name der Autorin und der Titel sind in erhabenen Buchstaben geprägt. Darunter erblickt man durch einen steinernen Türbogen ein Paar, das in ein Schachspiel vertieft ist. Der Mann sitzt auf einem Sessel und wendet dem Betrachter halb den Rücken zu. Die Frau steht vor dem hohen, hellen Fenster. Ihre Augen sind auf das Spielbrett gerichtet. Beide sind in die Tracht des frühen 16. Jahrhunderts gekleidet. Abbildung und Titel passen ausgezeichnet zur Handlung des Buches.

Fazit
Katherine Parr war eine bemerkenswerte Frau, die meist im Schatten ihrer Vorgängerinnen stand. Was sie tatsächlich als Königin von England bewirkt hat, dürfte bisher nur Kennern der Tudorzeit bekannt gewesen sein. Dieser Roman macht ihr Leben nun auch einem größeren Publikum zugänglich.


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo