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Ein vollbesetzter Intercity verschwindet auf mysteriöse Weise spurlos. Die Menschheit steht vor einem noch nie da gewesenen Rätsel. Das Phänomen des verschwundenen Intercity 337 bleibt für lange Zeit weltweit das Medienspektakel schlechthin. Für die Hinterbliebenen der Zuginsassen ist es eine menschliche Tragödie; für die Wissenschaft verschwanden 125 Tonnen Stahl auf unerklärliche Weise ins Nichts.

Genau sechs Jahre später rollt ein Zug in einen Bahnhof; ein Zug, den es offiziell gar nicht mehr gibt …

 

  Autor: Katharina Bachman
Verlag: BoD
Erschienen: 2007 (1. Auflage 1989)
ISBN: 978-3-837-00883-8
Seitenzahl: 220 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Am 15.03.1990 fährt der Intercity 337 von Berlin nach Basel, kurz vor seiner Ankunft verschwindet er in einem Tunnel spurlos. Es werden keinerlei Spuren gefunden, nichts gibt einen Hinweis auf den Verbleib des Zuges. Die Angehörigen der Zuginsassen müssen in den nächsten Jahren lernen, mit dem Verlust zu leben. Sechs Jahre später taucht der Zug mitsamt seinen Passagieren wieder auf, ebenfalls aus dem Nichts. Die Insassen sind aber weder gealtert, noch haben sie das Empfinden, dass eine lange Zeit vergangen ist.


Stil und Sprache
Katharina Bachman erzählt ihre Geschichte, die sie angeblich einer Art Vision verdankt, auf 220 knappen Seiten. Dabei benutzt sie verschiedene Personen, aus deren Sicht jeweils kurze Abschnitte geschildert werden. Die überwiegend verwendete Gegenwartsform ist ungewohnt und bringt etwas Gehetztes in die ganze Sache. Dazu viele abgehackte Sätze und eine seltsame Distanz zu den Ereignissen, die den Roman nicht als solchen, sondern eher als sachlichen Bericht erscheinen lassen. Interessant allenfalls die Phase zwischen Verschwinden und Wiederauftauchen des Zuges, in der Katharina Bachman Weltereignisse schildert, von denen sie zur Zeit des Entstehen des Buches (ab 1985) nichts gewusst haben kann, wie etwa den Fall der Berliner Mauer.

Sprachlich hätte man aus der an sich guten Idee des Romans sicher viel mehr machen können, da fehlt mir einfach das erzählende Element. Vieles wird nur angerissen, z.B. die Entwicklung der plötzlich alleinstehenden Ehefrau in den sechs Jahren wird in wenigen Sätzen abgehandelt. Man hat dabei schnell das Gefühl, dass die Autorin versucht, möglichst zügig durch ihre Geschichte zu kommen und nur das Nötigste aufzuschreiben. Dafür werden allerdings überproportional viel Ausrufezeichen verwendet, deren tieferer Sinn sich mir oft nicht erschließt.


Figuren
Eine Hauptfigur gibt es nicht, vielmehr werden zu Beginn mehrere Zugreisende kurz vorgestellt, dabei liegt die Betonung wieder auf „kurz“. Man kann sich als Leser mit niemandem richtig identifizieren, immer wenn man sich gerade etwas eingefunden hat, wird die Erzählperspektive gewechselt. Das lässt einen schnell eine distanzierte Haltung einnehmen und die Geschichte von sehr weit außen betrachten. Auch später, wenn es um die Aufklärung des Verschwindens des Zuges geht, kommt keine Nähe zu den Personen auf. Erst ganz zum Schluss bekommt man als Leser die Gelegenheit, zumindest die Journalistin Gerda Kowalsky etwas näher kennen zu lernen. Insgesamt hat man das Gefühl, die Erlebnisse der Figuren im Zeitraffer zu lesen. Da wäre wirklich mehr drin gewesen!


Aufmachung des Buches
Es handelt sich um ein relativ schlicht gehaltenes Taschenbuch, das vordere Cover zeigt eine Aufnahme eines Eisenbahntunnels in matten, grau dominierten Farben. Die vielen kurzen Kapitel sind mit Sternchen voneinander abgegrenzt. Zwischendurch wird jeweils in kursiver Schrift eine Zeit- und Ortsangabe gemacht.


Fazit
Eine tolle, wirklich außergewöhnlich Romanidee, die leider nicht optimal umgesetzt wurde. Ich hätte mir gewünscht, viel mehr über die beteiligten Personen und die Auswirkungen des Experiments „Zeitzug“ zu erfahren.


2 5 Sterne


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