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Wolfgang Hohlbein klein


Wolfgang Hohlbein ist der erfolgreichste deutsche Fantasy-Autor. Umso mehr freue ich mich, dass er sich die Zeit genommen hat, mir zahlreiche Fragen zu seinem neuen Buch "Irondead" sowie seinem Leben als Schriftsteller zu beantworten.


Herr Hohlbein, vielen Dank, dass Sie sich Zeit für ein Interview nehmen. Anfang Februar ist Ihr neues Buch "Irondead" im Egmont INK-Verlag erschienen und ich würde mich gerne ein wenig mit Ihnen über eben dieses Buch unterhalten. Fangen wir doch direkt mit den Fragen an: Worum geht es in "Irondead"? Was macht dieses Buch so besonders?

In Irondead gibt es verschiedene, miteinander verwobene Handlungsebenen. Der rote Faden entspinnt sich aber anhand der Hauptpersonen, einer jungen Frau, die dem irischen Widerstand nahestehen soll, einem Privatdetektiv, der einen kleinen Privatkrieg mit seinem ehemaligen Vorgesetzten Captain Adler führt, und einem genialen Wissenschaftler, der der Dinge, die er entwickelt, nicht mehr Herr wird. Diese vom Schicksal getriebenen Menschen verstricken sich in einen Kampf mit einer vernetzten Intelligenz, die mehr als ihr Leben bedroht: sondern auch ihre Identität als Menschen.


"Irondead" spielt vor dem Hintergrund des aufsehenerregenden Baus der Titanic. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Ihre Geschichte in dieser Zeit anzusiedeln? Und warum ausgerechnet die Titanic?

Die Titanic hat mich schon immer fasziniert. Und beinahe noch mehr die Zeit, in der sie gebaut wurde: Diese von Fortschrittsglauben angetriebene Epoche, die noch nicht von den Verheerungen schrecklicher Weltkriege wusste.


Ihre Frau, Heike Hohlbein, kann man durchaus als Ihre Muse bezeichnen. War sie auch an der Idee zu "Irondead" beteiligt?

Nein. Heike mag lieber märchenhafte als düstere Geschichten. Und man kann Irondead ja als alle Mögliche betrachten: Aber nicht als Märchen ...


Sie beschreiben die Zustände Irlands zu Beginn des 20. Jahrhunderts überaus authentisch und sprechen dabei sämtliche Sinne des Lesers an. Woher nehmen Sie die Bilder, wenn Sie beispielsweise den Kanal – mit dem Devlin zu Beginn der Geschichte zu seinem Leidwesen engere Bekanntschaft macht – mit all seinem Gestank und Treibgut beschreiben?

Bei meinen Recherchen stoße ich auf solcherart Bilder, die ich dann ganz frei interpretiere. Das Eintauchen in eine solche Szene hat dann allerdings eher etwas mit meiner Fantasie zu tun als mit Recherchen.


Umweltverschmutzung ist ein nicht unwesentliches Thema in diesem Buch, wobei dieses geschickt in einer spannenden Geschichte verpackt wurde. Ist dies etwas, das Sie selbst sehr beschäftigt?

Umweltverschmutzung für sich ist für mich kein schriftstellerisches Thema: sondern ihre speziellen Auswirkungen auf spezielle Menschen.   


Im Verlauf der Geschichte stößt man auf einige bekannte Namen, wie Dr. Watson, Sherlock, Sir Arthur ... – eine Hommage an die Namensgeber?

Das will und kann ich gar nicht leugnen. [lacht]


Eine weitere Figur, die mir mit ihrer exzentrischen Art sehr gut gefallen hat, ist Nikola. Handelt es sich dabei um den Erfinder, Physiker und Elektroingenieur Nikola Tesla?

Er ist von Nikola Tesla inspiriert. Wobei es mir wichtig war, ihn nicht als den historischen „Tesla“ darzustellen, sondern aus ihm eine ganz eigenständige Persönlichkeit zu machen.


Hatten Sie von vornherein geplant, diese namhafte Persönlichkeit in "Irondead" unterzubringen oder ist das ein Ergebnis Ihrer Recherchearbeit?

Die Szene mit dem – historisch belegten - Tesla-Ei wollte ich unbedingt einbringen. Der Rest ergab sich von selbst.


In "Irondead" finden auch bekannte Dinge wie "Das Ei des Kolumbus" und die "Von –Neumann-Sonde" – wenn auch in abgewandelter Form – ihren Platz. Wie kommen Sie auf all diese Details?

Weil sie mich schon immer fasziniert haben. Deshalb lasse ich sie sehr gerne in die Handlung einfließen.


Apropos Recherchearbeit: Am 17.03.14 startete auf RTL II eine sechsteilige Serie über Ihre Recherchereise zu "Irondead". Wie ist es dazu gekommen?

Das hat wie alles in meinem Leben eine längere Vorgeschichte. Kurz gesagt: Ich kannte den Produzenten schon lange und wollte mit ihm immer eine Art Autoren-Recherchereise machen. Die Umsetzung war dann eine komplett neue Erfahrung für mich, die ich nicht missen möchte.


Im Trailer zur Pilotfolge sagen Sie, dass Sie "Störungen vor 12 Uhr als fahrlässige Körperverletzung" betrachten. Erholen Sie sich um diese Zeit noch von der nächtlichen Schreibarbeit? Soweit ich weiß, sind Sie diesbezüglich absoluter Nachtmensch.

Um diese Zeit schlafe ich in der Regel.


Wie kann man sich Ihren Tages- bzw. Nachtablauf vorstellen?

Ganz normal, nur um ca. 7-8 Stunden nach hinten verschoben.  


Schotten Sie sich beim Schreiben regelrecht ab und tauchen voll und ganz in Ihre Geschichte ein oder haben Sie Ihre Familie bei der Schreibarbeit gerne um sich?

Abschotten liegt mir nicht. Ich bin lieber mit meiner Familie zusammen.


In Interviewvideos sieht man, wie Sie per Hand Ihre Geschichten schreiben. Machen Sie dies tatsächlich oder schreiben Sie doch überwiegend am PC?

Ich schreibe fast nur per Hand – oder diktiere.


Sie sind der erfolgreichste deutsche Fantasy-Autor mit einer Gesamtauflage von 40 Millionen Büchern und werden gerne als "King of Fantasy" bezeichnet. Lässt Sie das eher entspannt zurück lehnen oder lastet dadurch ein gewisser Erfolgsdruck auf Ihren Schultern?

Weder noch. Nervös macht es mich, wenn ich das Gefühl habe, eine Geschichte will nicht so, wie ich es will. Oder lässt sich nicht auf – sagen wir mal: 800 Seiten – bändigen, sondern will sich auf weit über tausend Seiten ausdehnen.


Haben Sie bestimmte Rituale, die Sie beim Schreiben einhalten, beispielsweise eine feste Schreibzeit oder eine festgelegte Seitenzahl pro Tag?

Nein. Ich habe zwar eine ungefähre Vorstellung von meinem Schreibpensum, aber das ist auch schon alles.


Planen Sie Ihre Romane erst bis ins kleinste Detail, bevor Sie mit dem Schreiben beginnen, oder schreiben Sie einfach drauflos und lassen sich selbst überraschen, wohin das Ganze führt?

Bis ins kleinste Detail planen könnte ich gar nicht, denn da müsste ich meine Fantasie ständig abwürgen: Aber ich plane durchaus kleine Details einzubauen, wie z.B. das Tesla Ei. Ansonsten folge ich dem Fluss der Geschichte bis zu dem Punkt, an dem ich ankommen wollte – denn das Ende steht in aller Regel bereits fest.


Sie schreiben sehr viel. Gibt es bei Ihnen nie Phasen, in denen Sie keine Buchstaben mehr sehen können?

Die Frage verstehe ich nicht. [lacht] Nein, im ernst: Das kenne ich nicht. Buchstaben sind meine Freunde.


Haben Sie keine Angst, dass Ihnen irgendwann die Ideen ausgehen?

Ideen sind der Humus, auf dem meine Geschichten wachsen. Insofern kann ich mir nicht vorstellen, dass mir irgendwann nichts mehr einfiele. Es ist eher die Selektion von Ideen, die ich als Herausforderung erlebe.


Arbeiten Sie bereits an einem weiteren Roman und erlauben uns einen kleinen Einblick?

Im Augenblick endet gerade der Feinschliff für einen Roman, der so etwas wie der Nachfolger von Wyrm ist. Er kommt zur Frankfurter Buchmesse raus. Dabei verrät der Titel DER RUF DER TIEFEN, aus welcher Richtung die Bedrohung kommt: Aus dem Meer.


Wo wir gerade bei weiteren Romanen sind: "Irondead" hat zwar ein zufriedenstellendes Ende, lässt aber auch die Möglichkeit einer Fortsetzung offen. Wird es diese geben?

Ich halte das für durchaus wahrscheinlich. Aber die letztendliche Entscheidung ist noch nicht getroffen.


Welches Buch liegt derzeit auf Ihrem eigenen Nachttisch?

Der neue Stephen King.


Ich danke Ihnen ganz herzlich für das Interview.

 

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