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Amber Rain Nicholas lebt für die Bühne. Eine Agoraphobie, die irrationale Angst, sich auf offenen Plätzen zu verlieren, fesselt sie jedoch an ihr Zuhause. Um ihre Leidenschaft, das Theaterspiel, dennoch ausleben zu können, hat sie sich ein ungewöhnliches Hobby ausgesucht.
Dr. Richard Crispin Holloway ist psychiatrischer Gutachter, Neurologe und bewunderter Shibari-Künstler. Zwei Bereiche seines Lebens, die er konsequent trennt. Durch seinen feinen Spürsinn hat sich Richard einen Namen in der medizinischen Welt gemacht. In seinem Privatleben ist er Crispin, der Dom. Doch die Grenzen seiner zwei Leben verwischen, als er eines Abends eine Frau am Telefon hat, die ihn vom ersten Augenblick an fasziniert. Angeblich heißt sie Josie. Und Josie will spielen …

 

Amber Rain 

Autor: Felicity La Forgia
Verlag: Sieben Verlag
Erschienen: Februar 2014
ISBN: 978-3864433610
Seitenzahl: 212 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Die Geschichte behandelt die Einführung einer Unerfahrenen in die Bondage-Szene, in diesem Fall dem japanischem Shibari-Bondage, durch eine Zufallsbekanntschaft, welcher zu ihrem Geliebten avanciert. Amber ist Mitte Zwanzig und hat ein psychologisches Problem, was sie dazu veranlasst meistens daheim in ihrem sicheren Zuhause zu bleiben. Da sie aber mit Leib und Seele Schauspielerin ist, benutzt sie das Telefon, um anderen Leuten, die sie wahllos aus dem Telefonbuch wählt, diverse Charaktere und Geschichten vorzuspielen.
Dr. Richard Crispin Holloway, Psychiater, der des Öfteren als Polizeiberater tätig ist, sieht Amber als sie nach einer ihrer Panikattacken bei der Polizei landet und verhört wird, ohne sie dabei persönlich zu treffen. Er ist sofort fasziniert von ihr, denkt sich aber nichts weiter dabei, bis Amber ihn aus Versehen anruft und er sie zuerst nur als perfekte „Mitspielerin“ in seiner Shibarikunst sieht.

Es sei vorneweg gesagt, dass diese sehr gute Umsetzung einer Idee, hauptsächlich von Leuten wertgeschätzt werden kann, die sich für die Materie des Bondage interessieren und Freude daran haben. Obwohl im Laufe der Geschichte sich beide Hauptfiguren ineinander verlieben, darf man keine schluchzende, herzzerreißende Romantik erwarten. Es steht stets die sexuelle Anziehungskraft und der Einfluss ihrer Kunst im Vordergrund.
Der Leser, ob interessiert am Thema oder nicht, findet in diesem Buch eine gut geschriebene, wohlstrukturierte Geschichte mit psycholgischem Tiefgang vor, die es schafft, eine Atmosphäre aufzubauen, in der Situationen normal werden, die unter anderen Umständen verwerflich wären.


Stil und Sprache
Dadurch, dass man ohne lange Einleitung sofort in die Handlung einsteigt, ist man anfangs leicht vewirrt, was hier einen cleveren Einstieg in die Geschichte darstellt. Da diese im Präsens geschrieben ist, kann der Leser gefühlt sehr nahe an das Geschehen heranrücken und überblickt die Situation der Personen nach kurzer Zeit trotz anfänglicher Verwirrung.
Der Autorin gelingt es einige Spannungsbögen aufzuziehen, die den Leser bangen und hoffen lassen. Zum Beispiel weiß der Leser von Anfang an, dass Crispin Amber etwas verheimlicht und die Frage ob es gutgehen wird oder alles auffliegt wird immer prominenter. Gleichzeitig hofft man, dass Crispin es schafft Amber tatsächlich zu therapieren und sie nicht wieder in ihre alte Lebensweise zurückfällt. Das Ganze arbeitet schließlich auf den ultimativen Höhepunkt zu: Bleiben die beiden zusammen? Wird sie ihm wieder vertrauen können? Hat er das verdient? Was passiert, wenn … Es steht eine Menge auf dem Spiel, was die Geschichte der Beiden mitreissend und lebendig macht.

Die Sprache ist nicht romantisch, sondern deutlich und klar, dem Thema angepasst. Aber obwohl stets auf den Punkt gebracht und ohne unnötige Ausschweifungen, wird eine Intimität zwischen den Personen und eine Beziehung zum Leser aufgebaut. „Romantische“ Leser, die dem Thema nicht zugeneigt sind, werden es mitunter aufgrund der sehr deutlichen, wenn auch gut gewählten, Sprache anstrengend finden, das Buch zu lesen.
Felicity La Forgia schafft es dennoch einen Sprachstil zu finden, der jeden Leser unterhält und Spannung erzeugen kann. Durch die stete Abwechslung der Erzähler (Amber und Crispin), bleibt es interessant. Durch die nachvollziehbaren Motive der einzelnen Charaktere und deren verständliche Handlungsweisen schafft es die Autorin dem Leser eine glaubwürdige Geschichte zu präsentieren, die einen in Atem hält und schlußendlich mit einem sehr befriedigendem Ende abgerundet wird.


Figuren
Dadurch, dass die Geschichte aus zwei Blickwinkeln erzählt wird, bleiben keine Gefühle und Fragen an die Charaktere unbeantwortet. Wir erfahren durch Amber die unschuldige und mit Crispin die erfahrene Seite der Szene. Durch ihre Gedanken kann die Autorin die Figur der Amber, ihr psychologisches Problem, ihre Unsicherheit, verständlich und sympathisch machen. Sie wird als Person greifbar und mit ihr taucht der Leser in eine für sie unbekannte neue Welt ein.
Crispin ist ein gesetzter, intelligenter Mann, der seine Kunst immer weiter bis hin zur Perfektion ausbauen möchte. Er ist stets kontrolliert und versucht Amber behutsam einzuführen. Er geht gleichzeitig sowohl auf sie als auch auf den Leser ein, erklärt geduldig und vermittelt Sicherheit, auch wenn er gleichzeitig Freude daran findet, anderen bzw. Amber weh zu tun. Die Charaktere bauen zwei verschiedene Beziehungen auf: Eine, in der sie beide sie selbst sind, ihre private Beziehung. Die andere ist ihre „Spielbeziehung“, die sie als Künstler ausleben, er der Dom und sie sein perfektes Model.
Beide Figuren entwickeln sich mit dem Fortlauf der Geschichte und erweitern ihren Horizont. Durch Crispin befindet Amber sich auf dem Weg der Besserung und er findet, wonach er unterbewusst schon lange gesucht hat. Beide bewegen sich füreinander aus ihrer „Komfortzone“ und wachsen dadurch über sich hinaus. Obwohl die Entwicklung der Liebesgeschichte ein bisschen schnell zu gehen scheint, wird ein nachvollziehbarer Weg aufgezeichnet, ausgehend von Faszination zu echten Gefühlen.

Die Nebenfiguren sind wirklich nur das, nebensächlich. Aber das ist kein Problem, da sie ihren Zweck in der Geschichte erfüllen und der Leser sich wenig Gedanken um sie macht.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch selbst hat ein eher ungewöhnliches Format, mit seinen 21,5 cm ist es ein bisschen höher als der Durchschnitt und weniger tief als viele Romane. Jedoch soll das nicht bedeuten, dass das Buch weniger Inhalt hat, da seine 212 Seiten viel Unterhaltung bieten. Das Cover ist von einem bernsteinfarbenen übergehend in einen schwarzen Ton gehalten und zeigt den Torso einer nackten Frau, ohne wirklich ihre Blöße preiszugeben. Der Körper wird von einem dicken Seil umspielt und weist somit dezent auf den Inhalt des Buches hin. Der Buchrücken bleibt dem Farbthema treu, zeigt aber zusätzlich Wassertropfen, die in das Frontcover übergehen. Der Titel ist in weißer Farbe, während der Name der Autorin bernsteinfarben gehalten ist.


Fazit
Ein sehr unterhaltsames Buch, das für Unerfahrene eine Einführung in die Szene darstellen kann. Mit tiefenpsychologischem Ansatz wird eine Geschichte erzählt, die mehr als nur Erotik beinhaltet. Für Leser, insbesondere für die, die sich für die Materie des Bondage interessieren, eine sehr unterhaltsame, gut geschriebene Lektüre.


4 5 Sterne


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