Smaller Default Larger

So viel Mut hat Clara sich selbst nicht zugetraut: Eigentlich wollte sie auf Mallorca ja nur günstig Urlaub machen. Nachdenken, was sie ohne Paul und sein Geld anfangen soll. Sie braucht einen Job, ganz klar. Und warum nicht wieder als Innenarchitektin arbeiten, denkt sie spontan, hier sind so viele wundervolle Häuser einzurichten. Unterstützt von ihren neuen Freundinnen Lizzy, Tina, Britta und Kitty, stürzt Clara sich ins Abenteuer – sie ahnt nicht, worauf sie sich da bei ihrem mysteriösen russischen Auftraggeber eingelassen hat.

 

Rueckflug zu verschenken 

Autor: Gaby Hauptmann
Verlag: Piper Taschenbuch
Erschienen: 24.04.2009
ISBN: 978-3492262958
Seitenzahl: 304 Seiten

 

Die Grundidee der Handlung
Als Clara Flockenheimer ihren langjährigen Freund Paul in flagranti mit einer anderen erwischt, hat sie das Vertrauen in die Männerwelt verloren und nimmt den spendierten Mallorca-Urlaub ihrer Mutter dankend an. Auf der spanischen Ferieninsel will sie die Gedanken treiben lassen und ihre berufliche Zukunft neu planen. Immerhin geht die Mutter einer 4-jährigen Tochter stramm auf die 40 zu und ist trotz ihrer Promotion als Innenarchitektin schon lange aus dem Berufsleben ausgestiegen, weil ihnen Paul mit seinem Vermögen ein sorgenfreies Leben ermöglichte. Am Ballermann macht Clara dann unfreiwillig die Bekanntschaft mit vier Kölner Mädels, die sie sofort herzlich in ihrer Mitte als fünftes Mitglied „Flocky“ aufnehmen und damit Claras grauen Alltag in bunten Farben erstrahlen lassen. Als sie dann auch noch der hübsche Busfahrer Andrés vehement anflirtet, will sie am liebsten gar nicht mehr nach Hause zurück.

Die Handlung rund um eine betrogene Ehefrau, die ihr Leben bei herrlichem Sonnenschein ordnen möchte und dabei die vermeintliche große Liebe findet, wurde mittlerweile schon oft in unzähligen Variationen veröffentlicht. Gaby Hauptmanns Wahl fiel auf eine ziemlich kitschige und zum Teil sehr klischeehafte Geschichte, mit Zufällen, wie es sich nur die Belletristik ausdenken kann.


Stil und Sprache
Der Schreibstil der Autorin ist sehr eingängig, mit kurzen Sätzen und einfachen Dialogen und somit für das Genre optimal umgesetzt. Er vermittelt die Leichtigkeit, die jeder Urlaub mit sich bringt und sorgt durch seine Geradlinigkeit für ein zügiges Lesetempo sowie vollkommene Entspannung bei der Lektüre. Vermisst habe ich bei dem Roman begeisterte Landschaftsbeschreibungen, da Mallorca durchaus mehr als einen kargen Ausblick vom Hotelbalkon oder den Strand voller Liegestühle zu bieten hat. Selbst bei einem beeindruckenden Yacht-Törn konzentriert sich der Fokus der Architektin lediglich auf die stilvolle Einrichtung und den vollmundigen Champagner, der trotz Carlas Geldsorgen in rauen Mengen genossen wird.

Der Wendepunkt in Form eines Erpresserschreibens wirkt leider wie ein verzweifelter Versuch noch ein bisschen Schwung in die Handlung zu bringen und taugt als Garant für Dramatik nur mittelmäßig. Es wirkte auf mich so, als würde die Autorin im letzten Drittel die heile Welt noch etwas in Schieflage bringen wollen, um die unglaubwürdigen bzw. stereotypischen Zufälle zu entkräften. Die Situation war dafür aber viel zu harmlos und enttäuschend, denn das Bedrohen ähnelte mehr einem Flehen seitens des Täters.


Figuren
Obwohl sich die Protagonisten dem Mitgefühl der weiblichen Leserschar vermutlich nach dem Seitensprung gewiss sein konnte, war Carla dennoch keine ausgesprochene Sympathieträgerin. Ihr Wesen war sehr verkrampft und immer wieder brach aus ihr die Arroganz der oberen Gesellschaftsschicht hindurch, denn „Vielleicht war sie schlicht zu nüchtern für solche Späße. Ob mit oder ohne Alkohol.“ (S.19). Ihr Tatendrang, auf Mallorca als Innenarchitektin Fuß zu fassen, war ihre positivste Eigenschaft, ansonsten war sie leider sehr Ich-bezogen und in El Arenal oft eine Spaßbremse in „Pfadfinderuniform“ (S.103).

Die Autorin hat es sich nicht nehmen lassen, die Charaktere der europäischen Party-Hochburg entsprechend skurril und überspitzt darzustellen. Eine Identifikation mit den Personen ist so zwar kaum möglich, aber wenigstens gelingt dadurch hin und wieder ein bisschen Situationskomik.
Das selbst ernannte vierblättrige Kleeblatt rund um Lizzy, Kitty, Tina und Britta zum Beispiel wirkt am Anfang eher kleingeistig und durch den proletischen Kleidungsstil der Damen niveaulos, was sich aber dank der geknüpften Kontakte zu zahlreichen Millionären und Claras Anwesenheit stückchenweise bessert. Bei diesem ungleichen Quintett wird es allerdings irgendwann schwierig zu unterscheiden, wer auf wen einen größeren Einfluss hat, sodass die engen Freundschaftsgefühle zwar teilweise unterhaltsam waren, aber in der Realität keinen Bestand hätten.

Die männlichen Geschöpfe sind allesamt zuvorkommend und unfassbar uneigennützig, wenn man den Fremdgänger Paul aus dieser Reihe einmal ausklammert. Andrés, Claras Objekt der Begierde, plant nach einem kleinen Stelldichein am Strand gleich die komplette Zukunft mit der schlaksigen Deutschen, wodurch der Roman immer mehr einer seichten Romanze am Sonntagabend gleicht.


Aufmachung des Buches
Titel und Cover suggerieren bei dem Taschenbuch schon, dass ein Happy End ziemlich wahrscheinlich ist und mit dem Kondenswölkchen in Herzform bekommt das eher unscheinbare Cover eine romantische Note. Auf 304 Seiten wird dem Leser durch einen Fließtext, ohne jegliche Kapiteleinteilung, keine Verschnaufpausen gegönnt, was den etwas zähflüssigen Verlauf der Geschichte noch deutlicher hervorhebt.


Fazit
„Rückflug zu verschenken“ ist sicherlich nicht das anspruchsvollste und beste Buch von Gaby Hauptmann. Für lange Wartezeiten beim Arzt oder Bahnfahrten, bei denen die Konzentration manchmal abschweift, ist es hingegen die richtige Wahl, allerdings definitiv kein „Lese-Must-Have“.


2 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo