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Eine Liebe, die nicht sein darf.
Ein Kind, das seiner Mutter entrissen wird.
Eine Frau, die ihre Wurzeln entdecken muss …

 

Der geheimnisvolle Garten 

Autor: Annette Dutton
Verlag: Knaur TB
Erschienen: 03.08.2012
ISBN: 978-3426511428
Seitenzahl: 560 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Natascha findet im Nachlass ihrer verstorbenen Mutter uralte Briefe von einer Helen Tanner, die sich nach dem kleinen Adoptivmädchen Maria erkundigt, welches von Deutschen Missionaren bei einem Aufenthalt in Australien adoptiert wurde. Das Kind hat anscheinend eine familiäre Verbindung zu den Ureinwohnern des Kontinents und somit fließt auch in Nataschas Blut das Erbe der Aborigines, denn Maria war ihre Großmutter. Kurzentschlossen nimmt die junge Journalistin ihren Jahresurlaub und fliegt von Berlin aus in die Ferne, um ihrer Vergangenheit auf die Spur zu kommen. Dabei trifft sie viele liebenswerte Menschen und stößt auf einen sehr dunklen Teil des sonnigen Urlaubsziels, denn etliche Kinder aus Missionsdörfern wurden mit offizieller Genehmigung ihren in der Wildnis lebenden Eltern entrissen, um ihnen die europäische Lebensweise aufzuzwingen. Kann Natascha ihre Wurzeln finden?

Die Autorin hat versucht eine aufwühlende Familiensaga in Australien zu schreiben, doch sie verliert sich zu sehr in alltäglichen Details im frommen Leben der christlichen Gemeinde, sodass schlichtweg der Schwung fehlt. Ich musste mich zwingen, das Buch nicht nach den ersten Kapiteln abzubrechen, weil der Einstieg in über 500 Seiten viel zu gemächlich und lahm war.


Stil und Sprache
Selten habe ich den Aufbau eines Romans als so ungünstig empfunden, denn Annette Dutton springt immerfort von einem Zeitabschnitt in den nächsten, ohne eine chronologische Reihenfolge erkennen zu lassen. Es brauchte schon einiges an Konzentration, um die Geschehnisse im Gedächtnis zu ordnen. Zudem nimmt sie die wenigen Wendepunkte, die es in dem Buch gibt vorneweg, um sie dann später in voller Länge zu entwirren. Für die Spannung ist es deshalb unmöglich über einen längeren Zeitraum an Kraft zu gewinnen und so zieht sich nur ein dünner Faden von Ungewissheit über das Erzählte und die Sorge um die vermissten Kinder.

„Der geheimnisvolle Garten“ ist außerdem sehr überladen mit dem historischen Part der Geschichte, zu diesem Zweck wäre es eindeutig besser gewesen einen Vermerk auf den Buchrücken zu drucken, denn wer auf eine ausgewogene Familiensaga hofft, wird somit zwangsläufig enttäuscht. Insgesamt gab es für mein Empfinden zahlreiche Szenen, denen eine Kürzung nicht geschadet hätte, da sie weder zum besseren Verständnis beigetragen haben, noch einen speziellen Unterhaltungswert aufwiesen.

Der Schreibstil der Autorin war vollkommen in Ordnung und lässt sich durch wenig verschachtelte Sätze gut lesen, wenngleich der Antrieb und das Lesevergnügen bei der zähen Handlung nachlässt. Während der Beschreibung der faszinierenden Landschaften oder in Liebesangelegenheiten hätte ich mir auffallendere Adjektive bzw. mehr Blicke für die Details gewünscht, die das Kribbeln der Situation gelungener übermitteln können, da mir vieles zu oberflächlich blieb.


Figuren
Natascha ist nach dem Tod ihrer Mutter und der Enttäuschung über die unerwähnte Vergangenheit ihrer Oma sowohl traurig als auch verletzt, schließlich hatten die drei Frauen nach einigen Schicksalsschlägen nur noch einander. Lediglich ihr antrainierter Forscherdrang als Journalistin hilft ihr, den Kopf nicht hängen zu lassen, sondern sich auf das Abenteuer in Down Under zu freuen. Dort angekommen, nimmt sie die Hilfe der Einheimischen dankend an, um fast einhundert Jahre in die Vergangenheit zu blicken. Die Protagonistin wird dabei zum großen Teil durch deutsche Pünktlich- und Gründlichkeit charakterisiert, was zwar Tugenden sind, aber sie ziemlich verkrampft und versnobt wirken lässt.
Auch Helen bleibt in ihren Zügen auf sehr sicherem Terrain und reagiert stets sittsam und zuvorkommend. Außer ein paar Tränen wartet der Leser vergeblich auf Gefühlsausbrüche, wodurch die ohnehin schon brave Kirchensekretärin noch mehr einer Unschuld vom Lande ähnelt. Selbst in ihren sündigen Gedanken in Bezug auf den verheirateten Pastorensohn bleibt sie fast prüde, sodass kleine Versuche aus dem heilen Kirchenalltag auszubrechen, eher kindlich-naiv, statt feminin und erwachsen anmuten.

Glücklicherweise hat die Autorin mit den Nebencharakteren den notwendigen Pepp doch noch geliefert, denn die Australier strahlen vor Lebensfreude und lassen die beiden Protagonistinnen damit allerdings noch blasser und vergrämter aussehen.
Nataschas Fremdenführer Mitch ist ein echtes Unikat, der seine Mitmenschen gerne mit einem lustigen Spruch zum Lachen bringt. Als er seinem Schützling erklären möchte, wie stark ein schwarzer Vorfahre das europäische Generbe beeinflussen kann, findet er dafür passende Worte: „Ist so wie mit dem Würzen. Ein kleiner Schuss Tabasco, und schon machst du aus einem langweiligen Hackfleischeintopf ein scharfes Chili.“ (S.139)
Der Tauchlehrer Alan und die Hobbyhistorikerin Debra stehen ihr ebenfalls helfend zur Seite und lassen sich von Rückschlägen keinesfalls entmutigen. Sie tragen die Wärme im Herzen und zeigen das auch. „Sie lachte, und die Fältchen in ihren Augenwinkeln sahen nun aus wie von Kinderhand gezeichnete Sonnenstrahlen.“ (S.218)
Von den Ureinwohnern verdient es noch Helens beste Freundin Amarina erwähnt zu werden, denn ohne diese Stütze wäre die Auswanderin in einigen Situationen noch hysterischer gewesen.


Aufmachung des Buches
Für das Cover wurde eine von dichtem Gestrüpp bewachsene Treppe hinunter zu jenem geheimnisvollen Garten aus dem Titel gewählt, was allerdings falsche Erwartungen weckt, denn jener wird lediglich ab und zu für eine Tee-Pause besucht und verbirgt nichts Rätselhaftes. Der mit Blumen bedruckte Buchschnitt ist bei dem Taschenbuch ein schöner Blickfang und dieses Muster wird auch am Ende jedes Kapitels einer Zeitebene eingesetzt, um einen neuen Jahresabschnitt einzuläuten. Leider ist die Inhaltsangabe auf dem Buchrücken sehr knapp gehalten, was aber wiederum zu den wenigen Ereignissen im Roman passt und als erstes Anzeichen für einen seichten Roman gedeutet werden könnte.


Fazit
Der historische Part in dem Roman ist sehr übermächtig und durch einige Längen etwas zäh, wodurch nur selten richtig Tempo und Spannung aufkommt. Ein Sog entwickelt sich bei den ziemlich blassen Protagonistinnen nicht, bloß das ungewisse Schicksal der entführten Kinder hält das Interesse aufrecht.


2 5 Sterne


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