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Kann ein Junge die Menschheit retten?

Der junge Ender Wiggin ist ein taktisches und strategisches Genie. Also wird  er an die Militärakademie berufen – denn die Menschheit steht vor ihrer Vernichtung durch einen übermächtigen Feind, und Ender soll das verhindern. Aber Enders Ausbildung verläuft anders, als es die Militärs geplant haben. Ganz anders.

 

Enders Spiel 

Originaltitel: Ender’s game
Autor: Orson Scott Card
Übersetzer: Karl-Ulrich Burgdorf
Verlag: Heyne Verlag
Erschienen: 2012
ISBN: 978-3-453-31420-7
Seitenzahl: 456 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Die Erde konnte den letzten Angriff der Formics oder Krabbler, wie die insektenähnlichen Alien von den Menschen genannt werden, mit letzter Kraft zurückschlagen. Seitdem wird fieberhaft nach einem Menschen gesucht, der ganz besondere strategische Fähigkeiten hat. Er soll als neuer Kommandant die Menschenraumflotte gegen die außerirdischen Streitmächte führen und um das Überleben der Menschheit kämpfen. Auf der ganzen Welt werden deshalb Kinder rekrutiert und ausgebildet, um bei dieser ultimativen letzten Schlacht die Kampfschiffe zu kommandieren. In dem sechsjährigen Ender Wiggin glaubt das Militär nun den Jungen gefunden zu haben, der nach seiner Ausbildung das Oberkommando über die Raumschiffe übernehmen und die Flotte zu Sieg über die Krabbler führen kann.

Doch die Ausbildung in der Militärakademie ist mit fast unmöglich zu bestehenden Hindernissen gespickt und Enders Mentor, Oberst Graff, ist ein gnadenloser Ausbilder. Der Junge muss weit über seine Grenzen hinaus gehen, um das mörderische Training zu überstehen, an dem schon viele gescheitert oder zerbrochen sind. Doch die Uhr tickt, der Kampf gegen die Krabbler erreicht eine neue Dimension und alle warten ungeduldig auf denjenigen, der die Raumflotten zum Sieg führen und die Menschheit retten kann.


Stil und Sprache
Die Geschichte ist in der 3. Person geschrieben und wechselt immer wieder zwischen den einzelnen Personen, so dass ein faszinierend umfassendes Bild von den Gefühlen und Motiven der Figuren entsteht. Natürlich liegt das Hauptaugenmerk auf dem Protagonisten, doch auch die Nebenfiguren werden überwiegend gut charakterisiert. Die Sprache ist einfach gehalten, die Wortwahl ansprechend und die Erzählung daher gut und flüssig zu lesen.

Der Fictionanteil ist unkompliziert und leicht verständlich geschrieben und damit mühelos nachvollziehbar. Die menschlichen Reaktionen im Buch sind auch in unserem heutigen Umfeld laufend zu finden, deswegen kann man sich ohne Probleme in die Figuren hineinversetzen und deren Handlungen gut nachvollziehen. Die „Geheimformel“, Kinder mit ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten in eine abgeschottete Schule zu stecken, eine Konkurrenzsituation unter widrigen Umständen zu schaffen und gleichzeitig auch die Ausbildner einerseits unfair und unter Druck handeln zu lassen, greift hier sehr gut. Vor allem, da vermutlich jeder einzelne Leser einige Situationen aus seiner Schulzeit wiedererkennen wird und sich deshalb bestimmt mühelos mit der Hauptperson Ender Wiggin identifizieren wird können.

Der Grund für Enders Rekrutierung ist glaubhaft dargestellt, einzig die Reaktionen und Dialoge der Kinder in der Militärschule wirken – wenn man sie aufmerksam verfolgt – öfters mehr als frühreif, viel zu erwachsen und deshalb nicht unbedingt immer altersgemäß glaubwürdig. Doch in Anbetracht der flotten Handlung, die bis zum Schluss spannend bleibt, ist das eher eine Nebensächlichkeit.
Die Szenenbeschreibung ist gut gelungen, sodass man sich die einzelnen Situationen in den unterschiedlichen Räumen gut vorstellen kann.

Das Hauptaugenmerk der Geschichte liegt jedoch auf Enders Ausbildung und Entwicklung. Die reale Bedrohung durch die „Ausserirdischen“ ist zwar unterschwellig immer vorhanden und gilt als Grund für die Ausbildung der Kinder, liegt aber zum Anfang der Geschichte kaum jemals wirklich drängend im Vordergrund und gewinnt erst zum Schluss eine größere Bedeutung.
Die Dynamik zwischen Ender, seinen Mitschülern und Lehrern macht den Gros der Geschichte aus und genau diese Konfliktsituationen machen sie so spannend, denn auch das kampftaktische Genie Ender wird nicht nur als "Übermensch" vorgestellt, sondern als kleiner Junge, der mit Einsamkeit, Eifersüchtleien, Anfeindungen und Leistungsdruck fertig werden muss. Die Entwicklung, die die Hauptperson aus diesen Gründen durchmacht, zeichnen ein sehr umfassendes Bild des Jungen und sorgen für interessante Lesestunden.

An diesem Buch werden definitiv nicht nur SciFi–Leser ihren Spaß haben, sondern alle Bücherfreunde, die spannende „Schul- / bzw. Internatsgeschichten“ zu schätzen wissen.


Figuren
Die Protagonisten werden die ganze Geschichte über durch ihre Reaktionen auf die unterschiedlichen Situationen während ihrer Ausbildung portraitiert. Ender Wiggin als zentrale Figur trägt den Hauptteil der Geschichte und wird lebendig und dreidimensional dargestellt. Er muss sich mit eifersüchtigen Mitschülern, Mobbing, enormen Leistungsdruck und ungerechte Lehrern herumschlagen. Dadurch wirkt der Protagonist sehr sympathisch und man kann sich gut in ihn hinein fühlen. Allerdings wirken etliche der Überlegungen und Dialoge von Ender sehr erwachsen für sein Alter, sodass man oft den Eindruck hat, dass die Geschichte von einem älteren Kind handelt, als beschrieben.

Oberst Hyrum Graff ist einerseits eifriger Fürsprecher und gleichzeitig der härteste und gnadenloseste Ausbilder Enders, der seinen Protegé weit über seine Grenzen treibt. Er weiß nur zu genau, auf welcher haardünnen Grenze er sich bewegt und tut alles, was er kann, um Ender zu fördern, zu fordern und für die ultimative Schlacht vorzubereiten. Viele der anderen Nebenfiguren, werden ab und zu im Handlungsverlauf "herausgehoben", spielen dadurch für eine gewisse Zeit eine besondere Rolle und sorgen so zusätzlich für Spannung im Buch.

Es gibt mehrere Gegenspieler. Die Formics, bzw. „Krabbler“, sind der übermächtige Alien-Gegner, der offiziell das Überleben der Menschen auf der Erde bedroht. Andere Antagonisten entwickeln sich erst im Lauf der Geschichte zu Enders’s Feinden, während wieder andere nur den Anschein erwecken, als wäre sie Enders Gegenspieler.

Alle Figuren sind jedoch mit einem plausiblen Grund für ihre, großteils gut verständlichen, Handlungen ausgestattet. So bleiben die Figuren motiviert und entwickeln sich durch ihre Taten weiter.


Aufmachung des Buches
Die Covergestaltung des Taschenbuches ist eher neutral gehalten und passt, ebenso wie der spannende Rückseitentext, zum Thema. Auch der Titel ist gut gewählt und trifft im Prinzip den Kern der Geschichte. Das Buch umfasst 15 nummerierte und mit einer Überschrift versehene Kapitel, die in kleinere Abschnitte unterteilt und – gut sichtbar mittels einer Leerzeile – vom Fließtext getrennt wurden. Auf den letzen Seiten findet der Leser zusätzlich noch eine kleine Auswahl von weiteren Buchtiteln des Verlages.


Fazit
Ein absolut empfehlenswertes und total spannendes Buch, das man am liebsten in einem Rutsch durch lesen möchte. Ein paar Szenen sind zwar nicht immer ganz logisch nachzuvollziehen, das stört aber nicht sonderlich und wird von der interessante Story leicht überstrahlt. Da in dieser Geschichte viel Wert auf die Dynamik zwischen den Charakteren während und rund um Enders Ausbildung in der Militärakademie gelegt wurde, werden nicht nur SciFi-Fans viel Spaß an der Geschichte haben.


4 5 Sterne


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