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Geliebte Schwester. Erbitterte Rivalin. Der mächtige Graf Richard Neville, Vater der jungen Schwestern Anne und Isabel, schäumt vor Wut. Denn all seinen Einflüsterungen zum Trotz hat der liebesblinde König Edward IV. weit unter seinem Stand geheiratet – die schöne Elizabeth Woodville, eine skandalöse Verbindung. Dabei verdankt Edward den Thron ihm allein, ihm, dem «Königsmacher». Heimlich vermählt Neville seine Töchter mit den nächsten Thronanwärtern, intrigiert, bläst zum Angriff auf das Königshaus – und scheitert. Wie Spielbälle katapultiert sein Machthunger die Schwestern als Thronanwärterinnen in die Höhe oder als Landesverräterinnen in den Abgrund. Mit aller Kraft versuchen Anne und Isabel, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen und den größten Wunsch ihres Vaters zu erfüllen: die englische Krone für einen König aus dem Hause Neville.

 

Dornenschwestern 

Originaltitel: The Kingsmaker´s Daughter
Autor: Philippa Gregory
Übersetzer: Elvira Willems
Verlag: rororo
Erschienen: 1. November 2013
ISBN: 978-3499267123
Seitenzahl: 560 Seiten

 


Die Grundidee der Handlung
England 1465: Der Streit um die englische Krone scheint entschieden, Edward von York hat sich gegen den schwachen Lancasterkönig Henry VI. durchgesetzt und den Thron erobert. Daran hat Richard Neville, der Graf von Warwick, großen Anteil. Edward IV. wuchs zeitweise an seinem Hof auf, lernte bei ihm das „Kriegshandwerk“, und wurde von ihm beim Kampf um die Krone unterstützt, was Warwick den Namen „Königsmacher“ einbrachte. Zum Lohn erwartet er nun, weiterhin Edwards engster Vertrauter und Berater zu sein, auch im Bezug auf dessen standesgemäße Vermählung, die England Vorteile bringen soll. Der König aber hat bereits heimlich die schöne Elizabeth Woodville - Tochter eines unbedeutenden Ritters – geheiratet, die ihrer großen Familie sogleich wichtige Ämter und reiche Ehen verschafft. Aus Rache und um sich seinen Einfluß zu erhalten, paktiert Richard Neville mit Edwards Feinden und und setzt dabei skrupellos seine beiden Töchter Isabel und Anne wie Schachfiguren im Kampf um die Macht ein.

„Dornenschwestern“ ist bereits der vierte Roman der Autorin, der sich mit dem Konflikt um die englische Thronfolge im 15. Jahrhundert befasst. Von daher kennt sie sich in dieser Epoche sehr gut aus und ermöglicht somit auch ihrem Publikum, sich immer besser in sie hineinzuversetzen. In diesem Band stellt sie mit Anne Neville eine weitere Frau in den Mittelpunkt, die zur Zeit der „Rosenkriege“ eine besondere politische Rolle gespielt hat. Auch sie beschreibt wie ihre Vorgängerinnen - die teilweise Verbündete, aber auch Gegnerinnen waren - den Kampf um die Krone, wobei die historischen Abläufe und Akteure zwar die gleichen sind, aber eben aus der ganz persönlichen Sicht der jeweiligen Hauptfigur geschildert werden. Dadurch erfährt der Leser sozusagen die „Argumente“ beider Seiten und kann sich ein wirklich umfassendes Bild des damaligen Geschehens machen.

Im Gegensatz zu „Die Mutter der Königin“ und „Die Königin der weissen Rose“ die unmittelbar aneinander anschließen, ist das vorliegende Buch aber keine direkte Fortsetzung und auch für sich allein gelesen gut verständlich.


Stil und Sprache
Die sogenannten „Rosenkriege“ zwischen den Häusern Lancaster (rote Rose) und York (weiße Rose) sind eines der interessantesten Kapitel der englischen Geschichte und Philippa Gregory beleuchtet es immer wieder aus unterschiedlichen Blickwinkeln, sodass kein Buch dem anderen gleicht, auch wenn einem darin zwangsläufig viele bereits bekannte Personen und Ereignisse begegnen. Wie bei den meisten ihrer biografischen Romane, lässt sie ihre Hauptfigur Anne als „Ich-Erzählerin“ fungieren und benutzt die Gegenwartsform (Präsenz), um ihr Publikum stets nahe am Geschehen zu halten und dadurch Spannung zu wecken. Dies gelingt ihr auch mühelos, denn die Nevilleschwestern haben wirklich ein Leben mit Höhen und Tiefen geführt, besonders die Schilderung des Sturms, in dem Isabel auf hoher See ihr erstes Kind zur Welt bringen muss, ist sehr bildhaft und plastisch und lässt den Leser erschüttert und mitleidig zurück. Dabei verbindet die Autorin die sorgfältig recherchierten historischen Fakten sehr gekonnt mit den fiktiven Elementen zu einem glaubwürdigen und stimmigen Ganzen. Das Buch lässt sich leicht und flüssig lesen, die Sprache ist der damaligen Zeit angemessen und ermöglicht einen authentischen und interessanten Einblick in das England an der Schwelle zur Renaissance.

Figuren
Fast alle wichtigen Personen sind historisch. Edward IV., seine Brüder George und Richard, seine Gemahlin Elisabeth Woodville und ihre Familie, Marie von Anjou und ihren Sohn Prinz Edward, den „Königsmacher“ Richard Neville und seine Töchter, sie alle schildert Philippa Gregory sehr dicht an den von ihnen bekannten Daten und Fakten.

Anne Neville, die Erzählerin, begegnet uns zum ersten Mal als Achtjährige bei der Krönung der neuen Königin Elizabeth Woodville. Obwohl sie weiß, dass ihr Vater sie als Feindin betrachtet, bewundert und beschreibt sie doch deren Schönheit und wünscht sich an ihre Stelle. Ihr Verhältnis zu der älteren Isabel wird sehr gut dargestellt: Die Rivalität um die Anerkennung des Vaters, kindliche Spiele und Zukunftswünsche, nicht ganz frei von Eifersucht, aber auch schwesterliche Liebe. Beide machen eine Entwicklung durch, werden durch die politischen Umstände getrennt und wieder vereint und stehen zeitweise sogar auf verschiedenen Seiten. Der Ehrgeiz des Grafen nimmt keine Rücksicht auf die Wünsche und Gefühle seiner Töchter und sie müssen dafür büßen. Durch die Ich-Form ist man Anne sehr nahe, ihr Schicksal und das ihrer Schwester wecken Interesse und Anteilnahme. Man gönnt ihr das Glück an der Seite des Königsbruders Richard – des späteren Richard III. – damit hat sich ihr Kindheitstraum und der größte Wunsch ihres Vaters - Königin von England zu werden - erfüllt, aber sie muss dafür einen zu hohen Preis zahlen.


Aufmachung des Buches
Das schwarzgrundige Cover des Taschenbuches ist an den Rändern von stilisierten roten und weißen Rosen umrankt und zeigt zwei junge Frauen in höfischer Tracht. Darunter steht in weißen Buchstaben der Titel und in großen Goldlettern der Name der Autorin. Die Kapitel sind nicht numeriert, jedoch mit Datum und Ortsangabe versehen und und umfassen den Zeitraum von Mai 1465 bis März 1485.

Eine Karte Englands mit den Schlachten der „Rosenkriege“, ein Stammbaum der daran beteiligten Dynastien Lancaster und York und einer der Familie Neville sind der Handlung vorangestellt. Ein Personenverzeichnis gibt es leider nicht.
Anmerkungen der Autorin zu Fakten und Fiktion der Handlung und eine recht umfangreiche Literaturliste beschließen das Buch.


Fazit
So spannend, berührend, lebendig und dabei so authentisch kann Geschichte sein.
Ein historischer Roman, der diese Bezeichnung wirklich verdient hat und den ich sehr gern weiter empfehle.

4 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Die Königin der weissen Rose
Der Thron der roten Königin
Die Mutter der Königin

Anmerkung: Die 3 Romane sind in der genannten Reihenfolge erschienen, jedoch spielt
„Die Mutter der Königin“ chronologisch vor den beiden anderen Büchern und sollte daher möglichst zuerst gelesen werden!

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