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Der Teufel der Karibik wurde 1959 auf den Seiten der Wochenzeitschrift Pilote geboren, erdacht von den beiden Comic-Genies Jean Michel Charlier und Viktor Hubinon, denen wir auch Buck Danny verdanken. Die Serie wurde von anschließend zahlreichen talentierten Autoren weitergeführt, darunter Jijé, Pellerin oder Bourgne. Die Gesamtausgabe von Der Rote Korsar ermöglicht Ihnen die Entdeckung oder Wiederentdeckung der fantastischen Saga dieses blutrünstigsten Piraten der Sieben Meere, das “außergewöhnliche Abenteuer eines jungen Mannes, der mitten hineingeworfen wird in gnadenlose Kämpfe und ausweglose Kaperfahrten, in denen sich Piraten und königstreue Marinetruppen in den glorreichen Zeiten der Segelschifffahrt gegenüberstehen ...”, wie Jean-Michel Charlier das in der Erstausgabe der legendären Zeitschrift Pilote ausdrückte.

 

Der Rote Korsar 1  Originaltitel: Barbe Rouge L'intégrale 1: Le demon des Caraibers, Le roi des sept mers
Autor: Jean-Michel Charlier
Übersetzer: Hartmut Becker, Paul Derouet und Horst Berner
Illustration: Viktor Hubinon
Verlag: Ehapa Comic Collection
Erschienen: Oktober 2013
ISBN: 978-3-7704-3696-5
Seitenzahl: 146 Seiten
Altersgruppe: ab 10 Jahre (Empfehlung des Rezensenten)


Die Grundidee der Handlung
Der erste Band der Gesamtausgabe zum Roten Korsar enthält die beiden Comicalben „Der Teufel der Karibik“ und „Der König der Sieben Meere“. Im ersten Teil lernt man den Korsaren kennen, der nach dem Entern eines spanischen Schiffes einen kleinen Jungen findet, ihn adoptiert und als seinen Sohn großzieht. Zwar wächst Rick mit den mordlustigen Piraten auf, doch distanziert er sich zunehmend von ihnen. Da beschließt sein Vater, ihn nach London in eine Offiziersausbildung zum Kapitän zu schicken.
Im zweiten Teil hat der Rote Korsar mit seiner Befreiung nur einen Tag vor seiner Hinrichtung in London für einen Affront gesorgt. Der britische König ist außer sich vor Zorn, die Jagd auf Rick beginnt. Dieser flieht als blinder Passagier auf einem Schiff, doch die unzuverlässige Mannschaft und der tyrannische Kapitän bringen ungeahnte Gefahren mit sich …

Jean-Michel Charlier hat mit seiner Saga um den Roten Korsar einen Klassiker der franko-belgischen Comickunst geschaffen, der seinesgleichen sucht – packend von der ersten Seite an, kann man die Gesamtausgabe kaum aus der Hand legen. Dabei zeigt der Plot immer wieder raffinierte Wendungen und eine klug aufgebaute Handlung. Nicht zuletzt die Liebe fürs Detail macht die Geschichte des Roten Korsaren unglaublich authentisch. Ein Meisterstück und Muss für alle kleinen wie großen Freibeuter!


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Die Szenerie, die auf einer einsamen spanischen Galeone beginnt, lässt den Leser nicht lange auf sich warten, denn im Nu tauchen am karibischen Horizont Piraten auf und es kommt zu einem ersten Gefecht. So versteht es das Team aus Autor und Zeichner, den Leser schon früh in einen Strudel packender Spannung zu ziehen. Die Brigg des Roten Korsaren und die spanische Galeone sind eindrucksvoll und sehr detailliert gezeichnet – vom Schiffskörper über den Deckaufbau bis hin zu Segeln und Takelagen werden die Bemühungen von Charlier und Hubinon deutlich, möglichst authentisch zu arbeiten. Die Brigg des Piratens erscheint gegen das spanische Frachtschiff klein und unbedeutend, doch die Besatzung hat es in sich. Der Rote Korsar entspricht exakt dem Bild, wie man sich einen Piratenkapitän aus den althergebrachten Geschichten vorstellt – ein kräftiger, hier roter, Bart, eine Korsarenuniform, hohe Stiefel und eine Augenklappe charakterisieren ihn treffend, die grimmige Mimik passt zu seinem grausamen Ruf. Auch seine Crew entspricht den Vorstellungen, mit offenen Westen, Kopftüchern oder gar nackten Oberkörpern sind sie ganz anders als die adretten Spanier dargestellt: deren Köpfe mit imposanten, lockigen Perücken geschmückt, sind sie in militärische Uniformen oder gar teure Gewänder gekleidet, die ihren Rang herausstellen.

Schöne Karibikinseln mit türkisblauem Wasser und satt grüner Fauna verströmen exotisches Flair – felsige Klippen, Sandstrände und Palmen passen ebenso gut ins Bild wie in diese Region. Ganz anders die Städte – hoch überragen die Mauern von Cartagena die umliegenden Wälder. Noch spannender ist das innere der Festung, und die Schule, an der der Sohn des Vizekönigs studiert, stellt den Prunk der spanischen Herrschaft mit aufwendigen Tapeten, reich verzierten Schnitzereien und Gemälden offen zur Schau. In dieser Umgebung wirken die Piraten um den Roten Korsaren nur umso bedrohlicher.

Dem gefangenen Enrique ist die Hochnäsigkeit und Arroganz ins langgezogene Gesicht geschrieben, doch in gefährlichen Situationen zittert er wie Espenlaub – und sorgt für ein Grinsen nach dem nächsten beim Leser. Von ganz anderem Kaliber ist da Rick, der Adoptivsohn des Kapitäns. Lange, zum Zopf gebundene, blonde Haare, ein muskulöser Körper und ein attraktives Gesicht mit harten Zügen passen zu diesem jungen Freibeuter.

Sehr positiv hat mir die gewaltarme Darstellung der Bilder gefallen, die man in modernen Werken vergebens sucht – zwar sind die Schlachten und Gefechte packend erzählt und aus den Sprechblasen ergibt sich die Gnadenlosigkeit der Piraten. Und doch finden sich in den Zeichnungen kein Blut oder brutalere Szenen. Wird beispielsweise auf Seite 27 ein Seemann im Zweikampf getötet, ist die Perspektive so geschickt gewählt, dass Objekte die Gräueltat verbergen, hier eine Laterne. In anderen Szenen sind die chronologischen Abstände der Bilder so gewählt und mit den Texten ergänzt, dass man keine brutalen Handlungen zu sehen bekommt. Damit eignet sich „Der Rote Korsar“ auch für jüngere Leser, denn vieles spielt sich nur im eigenen Kopf ab.

Ebenfalls sehr gut gefallen hat mir die Kolorierung – sie stützt zu jeder Zeit die Atmosphäre des Comics und baut auf eine breite Farbpalette, verzichtet aber gänzlich auf allzu knallige Farben. So wirkt die Farbgebung jederzeit sehr natürlich. Mit schönen Verläufen ist auch der Himmel versehen.

Dem Ablauf der Bilder ist leicht zu folgen und die Reihenfolge jederzeit klar – auch hieraus ergibt sich eine sehr breite Zielgruppe von jungen bis erwachsenen Lesern. Sprechblasen sind eindeutig zuzuordnen, Erzähltexte kommentieren in eckigen Kästchen die Ereignisse aus Sicht eines unabhängigen Erzählers und helfen dabei, den Handlungen besser folgen zu können.


Aufmachung des Comics
Der Verlag hat sich mit der ersten Gesamtausgabe viel Mühe gegeben. Schon das Äußere des fest eingebundenen, im A4-Format gestalteten Bandes wirkt mit seinem matten Finish edel. Der feste Karton des Umschlags ist nicht nur ein Hingucker, sondern bietet dem Album zugleich auch guten Schutz. Materialwahl, Verarbeitung und die tadellose Druckqualität sind verlagstypisch wieder auf einem sehr hohen Niveau, so dass man lange Spaß mit der Ausgabe haben wird.

Für Fans hat der Verlag zudem reichlich Material beigefügt. Noch bevor die eigentliche Geschichte um den Roten Korsaren startet, wird die Gesamtausgabe mit zahlreichen Dreingaben ergänzt und beschreibt die Entstehung der klassischen Comicreihe um den rotbärtigen Piraten und den Start der Zeitschrift „Pilote“, die unter anderem von den Machern des Roten Korsaren ins Leben gerufen wurde.


Fazit
Die erste Gesamtausgabe zu Der Rote Korsar ist ein Meisterwerk franko-belgischer Comicerzählung mit einer so gefürchteten wie zugleich polarisierenden Hauptfigur. Fesselnd beschrieben und von wunderschönen Zeichnungen begleitet, lassen einen die Abenteuer dieses Piratenkapitäns nicht mehr los.


5 Sterne


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