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Wenn Helden zu Legenden werden …
Winter 1478, die Burgunderkriege sind vorbei. Doch schon befindet sich die Eidgenossenschaft im nächsten Konflikt: Das grosse Herzogtum Mailand rückt mit einem riesigen Heer gegen Yrnis (heutiges Giornico, Leventina TI) vor, wo sechshundert Eidgenossen und Liviner ihre Heimat zu verteidigen suchen. Hoffnungslosigkeit macht sich breit, doch ein Mann stellt sich der lombardischen Armee entgegen: der Luzerner Söldner Frischhans Teiling.
Winterhelden ist nicht nur die Geschichte einer Schlacht, es ist auch die Geschichte von Sturmhans und Teiling. Die beiden Reisläufer erhalten vom Luzerner Gericht den Auftrag, zwei flüchtige Mörder zu suchen, und gelangen so nach Yrnis. Dort stehen sie wenig später einer Übermacht gegenüber, die ihre Vorstellungskraft zu sprengen droht.
Und es ist auch die Geschichte zweier Freunde, die sich in dieselbe Frau verlieben und so ihre Freundschaft auf die Probe gestellt sehen

 

Winterhelden 

Autor: Thomas Vaucher
Verlag: Stämpfli
Erschienen: Juli 2013
ISBN: 978-3727213618
Seitenzahl: 208 Seiten

 


Die Grundidee der Handlung
Luzern 1490: Der ehemalige Reisläufer – schweizerischer Ausdruck für Söldner – Hans Sturm erzählt dem Chronisten Rudolf Etterlin die Geschichte seines Kameraden Hans Teiling. Gemeinsam mit ihm verfolgte er 1478 zwei flüchtige Mörder bis nach Yrnis (heute Giornico). Sie ahnten nicht, dass dieser kleine Ort einige Monate später der Schauplatz einer Schlacht ist, die einen von ihnen zur Legende machen wird.

Wieder erzählt Thomas Vaucher ein Stück der Geschichte seines Heimatlandes und verbindet Historie und Fiktion zu einem lebendigen, glaubwürdigen und ungemein spannenden Ganzen.


Stil und Sprache
„Sechshundert gegen zehntausend ! Lasst es euch auf der Zunge zergehen, denn morgen werden wir kämpfen !“

Allein schon die Vorstellung reicht, um neugierig auf das Buch zu machen. Der Autor schildert dieses kaum fassbare Ereignis so authentisch und anschaulich, dass man beinahe das Gefühl hat, dabei gewesen zu sein. Dazu trägt die bildhafte Ausdrucksweise, die er seinem Ich-Erzähler „Sturmhans“ in den Mund legt, in hohem Maße bei. Die meisten Söldner waren rauhe, ungebildete Kerle und führten untereinander eine recht derbe Sprache. Sturmhans redet ebenfalls, wie ihm der Schnabel gewachsen ist und auch seine Gedanken enthalten bisweilen recht deftige Formulierungen, die jedoch in die Zeit und die jeweilige Situation passen und den Leser mitunter zum Schaudern – z.B. bei der Beschreibung der Kampfszenen - aber auch des Öfteren zum Schmunzeln bringen.

Die historischen Details sind sorgfältig recherchiert. Man erfährt sehr viel über das Leben der Menschen, das Rechtswesen und die Struktur der heutigen Schweiz Ende des 15. Jahrhunderts und natürlich über die Schlacht, bei der die Eidgenossen einmal mehr ihre Heimat verteidigten. Der Spannungsbogen liegt von Anfang an sehr hoch und wird bis zum Schluß mühelos gehalten.


Figuren
Warum Thomas Vaucher dem historischen „Frischhans“ den fiktiven „Sturmhans“ als Kameraden an die Seite stellt, wird im Anhang einleuchtend dargestellt. Durch seine Augen erlebt der Leser Hans Teiling viel authentischer und kommt ihm näher, als wenn er ihn nur „von außen“ beobachten würde. Er war ein treuer Freund, ein Anführer, dem seine Männer vertrauten, mutig und klug im Kampf, aber leider nicht sehr diplomatisch im Umgang mit der Obrigkeit. Das Recht auf freie Meinungsäußerung gab es damals noch nicht, Teiling nahm es trotzdem für sich in Anspruch. Damit besiegelte er sein Schicksal, dessen Schilderung durch den Mund von Sturmhans den Leser betroffen, berührt und auch nachdenklich zurücklässt. So kann man die Befriedigung des Erzählers verstehen, als Hans Waldmann - einem von Teilings größten Widersachern – wenige Jahre später das gleiche Los widerfuhr. 

Viele der geschilderten Personen sind historisch und haben so oder ähnlich gehandelt, gravierende Abweichungen werden vom Autor im Nachwort gut nachvollziehbar erklärt. Wer sein erstes Buch „Der Löwe von Burgund“ gelesen hat, wird auf einige bekannte Namen – vor allem unter den Soldaten - stoßen, da ihre Träger bereits an den Schlachten gegen Herzog Karl den Kühnen von Burgund teilgenommen haben.


Aufmachung des Buches
Das schlichte schwarze Hardcover trägt nur auf dem Buchrücken in weißer Schrift Titel, Autor und Verlag. Dafür ist der Schutzumschlag umso aufwändiger gestaltet: Seine gesamte ausgeklappte Breite zeigt am unteren Rand eine mittelalterliche Schlachtenszene vor dem Panorama der verschneiten Bergwelt. Darüber steht rechts in verschnörkelten, blutroten Lettern der Titel, während links die gleichfarbige „Blutfahne“ den Hintergrund für ein kurzes Porträt des Autors bildet. Die obere Hälfte der Vorderseite nehmen zwei Männer mit Rüstung und Waffen ein. Während der erste durch den Helm unkenntlich ist, entspricht der zweite – barhäuptige – ziemlich genau dem Bild, das man während der Lektüre vom Erzähler „Sturmhans“ vor Augen hat. Eine solche Übereinstimmung zwischen Handlung und Aufmachung eines Buches sieht man leider nur sehr selten, deshalb möchte ich sie besonders hervorheben.

Auf beiden Innendeckeln befindet sich eine Karte des Gebietes der Eidgenossenschaft um 1478. Der Inhalt gliedert sich in 4 Teile mit 51 – meist mit Ortsangaben und Datum versehenen - Kapiteln, einen kurzen Epilog und den Anhang. Dieser ist recht umfangreich und besteht aus der Danksagung und einem historischem Nachwort des Autors zu Handlung, Personen und Zitaten, einem Plan der Schlacht von Yrnis, einer Ballade über dieses Ereignis, Namens- und Ortsverzeichnissen, Erklärungen zu unbekannten Wörtern (Wortschatz) und einer Literaturliste.


Fazit
Thomas Vaucher ist ein glänzender Erzähler. In einer gelungenen Mischung aus historischen Fakten und glaubwürdigen, fiktiven Elementen zieht „Winterhelden“ den Leser in seinen Bann und lässt ihn bis zum Ende nicht mehr los.


5 Sterne


Hinweise
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