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Liebe, Krieg und Kino 1914. Ein kleines Stadtkino zur Zeit des Stummfilms. Der Filmerzähler Theo und die Konzertpianistin Carla verlieben sich leidenschaftlich. Beide gehen völlig in ihrer Arbeit auf, doch ihr Glück wird überschattet von Carlas verhängnisvoller Vergangenheit. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges reißt das Paar auseinander und stellt seine Liebe auf dramatische Weise auf die Probe.

 

Palast der Schatten 

Autor: Dagmar Fohl
Verlag: Gmeiner Verlag
Erschienen: 2013
ISBN: 978-3-8392-1461-9
Seitenzahl: 243 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Als Carla nach ihrer Flucht mit der Eisenbahn das kleine Stadtkino sieht und entdeckt, dass eine Pianistin gesucht wird, lernt sie den sensiblen Filmeerzähler Theo kennen und lieben. Carla redet nicht über ihre Vergangenheit, die jedoch wie ein düsterer Schatten zwischen ihnen steht. Doch dann bricht der erste Weltkrieg aus und Theo wird zum Militärdienst eingezogen. Nun brechen für Carla und Theo harte Zeiten an. Angst, Hunger und Tod beherrschen nun ihr Leben, ob im Schützengraben oder in der Heimatstadt. Und die Not wird immer größer. 

Die Geschichte selbst würde ich jedoch nicht unbedingt als Kriminalroman bezeichnen, da weder ein Verbrecher gejagt wird, noch die Polizei oder eine Detektei involviert ist. Stattdessen zeigt die Geschichte hauptsächlich das Verhältnis zwischen Carla und Theo, sowie die Schrecken und Wirren des Krieges.


Stil und Sprache
Der Roman ist wie ein Film aufgebaut, wie auch gleich die Überschriften zu Beginn „Vorspann“  und „1.Akt“ deutlich bestätigen. Die fünf Akte sind in zahlreiche kurze Kapitel gegliedert, die alle mit zusammenfassenden Überschriften versehen sind. Ein Nachspann, ein Ausblick, sowie eine Nachbemerkung festigen diesen Eindruck noch zusätzlich.

Das Buch versucht nicht nur die Zeit des Stummfilms und den Zauber der bewegten Bilder wieder aufleben zu lassen, sondern zeigt auch - zwar ausschnittsweise, aber sehr intensiv - den Schrecken und die entsetzlichen Folgen des Ersten Weltkrieges.
Der Schreibstil äußert sich in ungewöhnlich vielen nahezu gleichlangen Sätzen, relativ oft sind eine Reihe kurze Sätze oder auch etwas längere Sätze aneinander gekoppelt. Auch einige auffallend pathetische Umschreibungen sind hier zu finden. Der Schauplatz und die Figuren wechseln gut erkennbar recht oft. Das erhöht zusätzlich das Tempo der Geschichte, das durch die kurzen Kapitel und die schnelle Handlungsfolge schon recht flott ist. Die wenigen etwas längeren Kapitel sind in kurze Abschnitte unterteilt, die jeweils an einer Leerzeile erkennbar sind.

Da der Aufbau des Buches hauptsächlich an einen Spielfilm erinnert, entwickelt sich der Roman auch nicht ganz wie ein übliches Buch. Da das - doch sehr umfangreiche - Thema auf verhältnismäßig wenigen Seiten komprimiert wird, bietet sich durch diese Kürze leider kaum die Möglichkeit, die Wendungen und Entwicklungen in der Beziehung zwischen Carla und Theo fein abgestimmt darzustellen. Daher wirken manche Szenen und Handlungen der Figuren auch etwas abrupt und nicht immer flüssig und ganz stimmig. Ganz besonders fällt das beim Kennenlernen, Verlieben und Zusammenziehen der beiden Hauptpersonen auf, die dazu eine unglaublich kurze Zeitspanne benötigen. Im Gegensatz dazu wurden jedoch die Gräuel des Krieges aus Sicht der Soldaten und der Daheimgebliebenen auf eine äußerst eindrucksvolle und intensive Weise gezeigt.

Im Prinzip ist das Buch eine Aneinanderreihung von kurzen Szenen – mit einigen eingefügten Rückblenden – die wie Perlen auf einer Kette aufgefädelt sind. Obwohl ein paar Übergänge nicht perfekt aneinanderpassen, ergeben sie trotzdem ein gutes Gesamtbild.


Figuren
Das Buch dreht sich um die Hauptpersonen Carla, die zu Beginn als verängstigte, aber taffe Frau vorgestellt wird, und Theo, den poetischen Träumer, für den sein Leben als Soldat zur Hölle wird. Ihre Wünsche, Bedürfnisse und Nöte begleiten den Leser, charakterisieren die Hautpersonen gleichzeitig und zeigen dabei auch, wie sich Carla und Theo im Lauf der Zeit unter den Druck ihrer Umwelt unweigerlich verändern. Carla und Theo haben sehr konkrete Motive, da die Situation, in der sich die Hauptpersonen befinden jedoch sehr ungewöhnlich ist, könnte es sein, dass sich einige Leser nicht wirklich mit den Figuren identifizieren werden können.

Die Nebenpersonen haben nur einen recht begrenzten Raum zur Verfügung und treten dadurch eher als Statisten auf. Ihre Aufgabe beschränkt sich in erster Linie darauf, das Buch zu beleben und die jeweiligen Wendungen und besondere Situationen in der Geschichte einzufädeln. Deswegen beschränkt sich die Charakterisierung der Nebenpersonen auch auf das Notwenigste. 


Aufmachung des Buches
Der Titel sowie das schwarz-weiße Coverbild des broschierten Taschenbuches passen hervorragend zum Thema und auch der Rückseitentext führt gut in die Geschichte ein. Vor dem Beginn der Geschichte finden sich auch eine bebilderte Kurzvita der Autorin sowie eine kurze Liste ihrer bisherigen Veröffentlichungen. Die Story selbst besteht aus 243 Seiten und ist in fünf Akte unterteilt, die ihrerseits in weitere, mit Überschriften versehene Kapitel gegliedert sind. Die Formatierung ist gut zu lesen, da sie sich oft bei Briefen, Gedichten oder auch Gedanken ändert. Im Anschluss werden noch einige andere Bücher der Autorin Dagmar Fohl und einige Werke ihrer AutorenkollegInnen aus dem Verlagsprogramm vorgestellt.


Fazit
Leser, die gerne auch unkonventionelle Bücher lesen, die sich von der breiten Masse abheben, am ersten Weltkrieg interessiert sind und auch Filmfreunde werden mit dieser intensiven Geschichte bestimmt viel Spaß haben. Bücherfreunde, die auf einen spannenden Krimi mit Verbrechern und Ermittlern hoffen, werden mit diesem Buch vermutlich nicht viel anfangen können.


3 5 Sterne


Hinweise
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