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Ein unheimliches Vergnügen

Auf verhängnisvolle Weise kreuzen sich in einem kleinen Vergnügungspark die Wege eines untergetauchten Mörders und eines Kindes. Und mitten im sich überschlagenden Geschehen steht ein junger, unschuldiger Student und weiß: Irgendwann ist es mit der Unschuld vorbei. Irgendwann hört jeder Spaß auf.

 

Joyland 

Originaltitel: Joyland
Autor: Stephen King
Übersetzer: Hannes Riffel
Verlag: Heyne Verlag
Erschienen: Juni 2013
ISBN: 978-3453268722
Seitenzahl: 352 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Im Jahr 1973 arbeitet der junge Student Devin Jones während der Semesterferien in dem Vergnügungspark Joyland als „Happy Helper“ – Mädchen für alles –, um sein Studium zu finanzieren und über seine Ex-Freundin Wendy hinwegzukommen. Dort erlebt er das Abenteuer seines Lebens, das ihn für alle Zeit prägen wird und zwar in vielerlei Hinsicht. Dabei spielen Freundschaft, erste Liebe, Krankheit, Tod und das Geheimnis um ein ermordetes Mädchen in der Geisterbahn eine große Rolle.

Stephen King ist ein meisterhafter Geschichtenerzähler und wer alte Werke wie „Es“ und die Novelle „Die Leiche“ (in der Verfilmung: „Stand by me – das Geheimnis eines Sommers“) liebte, kann auch in Joyland einiges von der Faszination der Jugend und des Erwachsenwerdens wiederfinden.


Stil und Sprache
Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive eines allwissenden, älteren Devin in der Vergangenheitsform erzählt, der auf dieses eine besondere Jahr mit den Erkenntnissen und der Einsicht eines gereiften Mannes zurückblickt. „Wenn man einundzwanzig ist, gleicht das ganze Leben einer Landkarte, auf der alle Straßen zum Ziel führen. Mit fünfundzwanzig regt sich allmählich der Verdacht, dass die Landkarte auf dem Kopf steht, und erst mit vierzig weiß man das mit Sicherheit. Mit sechzig hat man sich dann endgültig verirrt, das kann man mir gern glauben.“ (Seite 26)

Die Erzählweise von Stephen King ist sehr ruhig und träumerisch, man fühlt sich als Leser gut aufgehoben zwischen den Seiten und in Joyland, wenn der Autor seine zahlreichen Figuren vor der detailverliebt beschriebenen Kulisse von Joyland agieren lässt. Und Stephen King wäre nicht Stephen King, wenn es nicht einen Hauch von Grusel in Form eines ermordeten Mädchens in der Geisterbahn und wahr gewordene Prophezeiungen gäbe.
Für den Spannungsfaktor sorgt vor allem das Geheimnis um den Mord in der Geisterbahn, dem Devin auf den Grund gehen muss, und auch die Beziehung zu der jungen Mutter Annie Ross, die mit ihrem kranken Sohn Mike in einem Strandhaus lebt und sich sehr sträubt, wieder Vertrauen zu anderen Menschen zu fassen. Ist die Geschichte zu Beginn noch sehr gediegen, wird gegen Ende ein ordentliches Tempo vorgelegt und die Ereignisse überschlagen sich zu einem schnellen Abschluss. Da hätte ich mir noch ein paar Seiten mehr gewünscht, um der Handlung mehr Raum zu geben.


Figuren
Devin ist ein junger Student, der sich spontan auf einen Job in Joyland bewirbt, als ihm seine Freundin Wendy eröffnet, den Sommer anderweitig zu verbringen. Die Beziehung der beiden besteht zwar schon seit zwei Jahren, doch Wendy ist recht oberflächlich und lässt Devin nicht näher an sich ran. „Jener Herbst war der schönste meines Lebens. Selbst vierzig Jahre später kann ich das noch sagen. Und ich war nie unglücklicher – auch das kann ich sagen.“ (Seite 7). Umgeben von Saisonarbeitern und erfahrenen Schaustellern macht sich Devin durch seine unkomplizierte und hilfsbereite Art schnell in Joyland unentbehrlich. Mit dem hübschen Hollywood Girl Erin, die im Park Erinnerungsfotos der Gäste schießt, und Tom, einem energiegeladenen Happy Helper, freundet sich Devin besonders eng an.

Zusammen wohnen sie in einer Pension in Heaven’s Bay bei Mrs. Shoplaw und ihrem Dauergast, der Scrabble-begeisterten Bibliothekarin Miss Ackerly. Auf seinem Weg das Meer entlang zum Vergnügungspark begegnet Devin immer wieder der verschlossenen Annie Ross und ihrem schwer kranken, aber lebhaften Sohn Mike, die in einem Strandhaus wohnen. Doch auch vor Ort in Joyland gibt es einige interessante Figuren, Schausteller von altem Schrot und Korn, wie den coolen Lane Hardy mit seinem Riesenrad, die Wahrsagerin Madame Fortuna, deren Hellsicht zu 90 Prozent auf Erfahrung und Beobachtung beruht, den grantigen Geisterbahn-Betreiber Eddie Parks, den ausgeglichenen Park-Leiter Freddy Dean und schließlich den Joyland-Besitzer Bradley Easterbrook, einen alten Mann von großer Weisheit und mit wachen Augen. Alle Figuren wirken authentisch und sind mit liebevollen Details passend zur Welt des Vergnügungsparks ausgestattet.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch mit Schutzumschlag zieht mit einem riesigen Autorenschriftzug in hellblau direkt die Blicke auf sich. Stephen King steht mit seinem Namen für zahlreiche Romane verschiedenster Inhalte, doch allen ist eine gewisse Qualität gemein. Wer zu diesem Buch greift, kann sich also in etwa vorstellen, was ihn erwartet. Direkt darunter ist eine nostalgische, typisch amerikanische Neon-Leuchtreklame zu sehen, auf der Joyland und die Bezeichnung Roman prangt. Auf einen dunkelblauen Abendhimmel gesetzt wirkt das Ganze sehr stimmungsvoll, zudem passt sie optimal zum Inhalt. Auf der Rückseite steht ein kurzer Text zur Geschichte und ein Detail aus dem Reklameschild wird wiederholt. Unter dem Schutzumschlag befindet sich das Hardcover in dunkelblauem Einband, auf dessen Rücken der Autorenname in hellblau und der Romantitel in rot steht. Der Innenteil ist schlicht und in gut lesbarer, etwas größerer Schrift gesetzt.


Fazit
Kaum ein Autor schafft es wie Stephen King, immer wieder den Zauber der Jugend und die Magie erster Erlebnisse rund um Liebe, Freundschaft und Tod in seine Geschichten einzuweben. Zusammen mit dezentem Grusel und gegen Ende packender Thriller-Elemente wird Joyland zu einem kurzweiligen, intensiven und beglückenden Leseerlebnis.


4 5 Sterne


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