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Bei meinem dritten Versuch, mich umzubringen, nahm ich einen Strick. Weil Owen aber auch dieser Versuch misslingt, sucht er im Netz nach Gleichgesinnten und trifft auf Frank, Audrey und Jin-Ae. Sie beschließen zusammen Richtung Death Valley zu fahren, um sich dort gemeinsam umzubringen. Auf dem Weg dorthin besuchen sie Grabstätten berühmter Selbstmörder. Und sie schreiben Listen mit Dingen, die sie vor ihrem Tode noch erleben wollen: für Sports Illustrated schreiben, Sex haben oder Gitarre spielen lernen. Vielleicht lohnt es sich ja trotz allem, zu leben.

 

zehn Gruende die todsicher fuers Leben sprechen 

Originaltitel: Crash into me
Autor: Albert Borris
Übersetzer: Eike Schönfeld
Verlag: Carlsen
Erschienen: Mai 2013
ISBN: 978-3551582768
Seitenzahl: 253 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Vier Jugendliche beschließen gemeinsam zu sterben. Owen, Audrey, Frank und Jin-Ae haben sich über das Thema Selbstmord im Internet kennen gelernt und alle schon versucht, sich umzubringen. Immer wurden sie aufgehalten, aber diesmal wollen sie es wirklich zu Ende bringen. Zuvor besichtigen sie aber noch in einem Roadtrip durch Amerika verschiedene Gräber berühmter Selbstmörder und erstellen Listen von Dingen, die sie vor ihrem Selbstmord noch erledigen wollen. Je weiter sie fahren, umso mehr Dinge schreiben sie auf die Listen, Dinge, für die es sich eigentlich zu Leben lohnt. Aber manchmal sind die inneren Kämpfe ausgelöst durch längst vergangene Ereignisse stärker als Listen…
Alber Borris spricht in seinem Jugendroman ein sehr schwieriges und zugleich aktuelles Thema an. Es gibt schon einige Bücher, die sich mit dem Selbstmord befassen, auch und gerade mit Gruppen, die sich dafür zusammenschließen. Seine Herangehensweise über den Roadtrip und mit diesen Charakteren ist jedoch bisher einzigartig, leider aber nicht immer hundertprozentig gelungen.


Stil und Sprache
Owen erzählt die Geschichte der vier Jugendlichen in der ersten Person singular und beschreibt nicht nur ihre gemeinsame Reise, sondern auch ein paar weiter zurück liegende Ereignisse aus seinem Leben. So nötig diese Hintergründe auch für die Handlung sind, machen sie doch den Einstieg in das Buch schwierig. Die zeitlichen Wechsel werden nur durch einen neuen Absatz markiert und verwirren den Leser am Anfang mehr als dass sie weitere Hintergründe aufklären. Zum Glück gibt sich das nach einiger Zeit und man kann sich auf die Handlung konzentrieren. Diese ist auch durchaus interessant und bietet immer wieder kleine und große Überraschungen für den Leser. Die Ereignisse der vier Jugendlichen auf der Reise bieten weit mehr, als man von der ersten Reiseplanung her vermutet hätte, und die lange zurück gehaltenen Beweggründe für den Todeswunsch halten besonders bei Owens Geschichte den Leser am Buch. Leider fehlt jedoch eine Grundspannung, die einen tatsächlich fesseln kann. Immer wieder gibt es kurze Passagen, aber im Großen und Ganzen plätschert die Handlung mehr, als dass sie rennt. Als sich das zum Ende hin endlich bessert und der Leser die letzte große Überraschung präsentiert bekommt, sorgen dann leider wieder ein paar Zeitsprünge für kurze Verwirrung und nehmen den Schwung raus.
Albert Borris schreibt sehr angenehm und auch für Owens Perspektive durchaus glaubwürdig. Man kann sein Buch sehr gut weg lesen, ohne durch Bandwurmsätze oder eine absurde Wortwahl behindert zu werden. Mit prägnanten, kurzen Sätzen bringt er die Handlung ebenso gut rüber, wie die Gefühlswelt von Owen.
Ergänzend zum eigentlichen Inhalt wird die Geschichte immer wieder durch Chatausschnitte und Top-10-Listen unterbrochen (z.B. die zehn bizarrsten Todesorte von Promis). Diese Unterbrechungen bieten weitere Hintergründe der Charaktere und auch so manch lustige Information für den Leser. Insbesondere die Top-10-Listen sind auch inhaltlich an sehr passenden Stellen eingebaut.


Figuren
Ein Großteil der fehlenden Spannung liegt sicher auch in der Charaktergestaltung der vier Hauptpersonen begründet. Während der Leser Owen eigentlich schon nach dem ungewöhnlichen ersten Satz des Buches ins Herz schließt, bleiben die anderen drei lange schwer zu greifen und ihre Hintergründe unklar.
Da Owen der Erzähler der Handlung ist, lernt der Leser ihn sehr schnell und sehr ausführlich kennen. Auch wenn seine genauen Beweggründe für die Selbstmordversuche lange absichtlich unklar bleiben, wirkt er sehr glaubwürdig und auf seine außergewöhnliche Art passend. Man hat Mitleid mit ihm, bevor man überhaupt weiß, weswegen sein Leben so läuft, wie es nun mal läuft, und nimmt ihm seine Selbstmordgedanken auch vollkommen ab. Seine Gefühle werden sehr ausführlich und realistisch beschrieben.
Die anderen drei kommen nur in den Chatausschnitten selbst zu Wort und trotzdem sie beinahe durchgängig dabei sind, bleiben sie im Hintergrund. Ihre Verhaltensweisen wirken teilweise überspitzt und nicht immer wirkt ihre Selbstmordabsicht glaubwürdig. Das war wohl der Hauptgrund für die fehlende Spannung, denn auf der einen Seite berührte ihr Schicksal nicht wirklich, so dass man ihnen nicht unbedingt weiter folgen musste. Zum anderen nahm man ihnen den Todeswunsch nicht ab und hat lange nicht daran gezweifelt, dass sie sich nicht umbringen werden. Erst zum Ende hin, als Owen sie auch besser kennen gelernt hat, kann man sich langsam in sie hinein fühlen und den Ernst der Lage erkennen.
Weitere Charaktere treten, wie bei Roadtrips üblich, wenn überhaupt nur als kurze Statisten auf. Lediglich Owens Familie wird ein bisschen ausführlicher beschrieben, jedoch auch nur durch ihre Handlung in Owens Vergangenheit.


Aufmachung des Buches
„Zehn Gründe, die todsicher fürs Leben sprechen“ ist als gebundenes Buch erschienen. Im Inneren sind die Chatausschnitte kursiv markiert und die Top-10-Listen hervorgehoben. Ansonsten ist die Gestaltung sehr schlicht. Auch das Cover ist schlicht und in dunklen Tönen gehalten und fällt zugleich sofort durch das Bild ins Auge: Zu sehen ist der Blick aus einem Grab, also viel Erde und nur ein kleiner Ausschnitt Himmel, umrahm von Gras. Im Himmelsausschnitt steht der Titel des Buches. Auf der Rückseite ist dann passend der Blick in ein Grab abgebildet. Damit ist das Cover ebenso ungewöhnlich wie die Idee hinter dem Buch und passt ganz hervorragend gut zum Inhalt.


Fazit
Albert Borris wagt sich in seinem Jugendroman an ein schwieriges Thema heran und versucht es dabei mit einer sehr innovativen, neuen Idee. Leider kann die Umsetzung trotz dem sehr sympathischen Erzähler Owen da nicht mithalten. Ganz gute Leseunterhaltung, aber leider nicht das, was die Idee an Potential versprochen hatte.


3 Sterne


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