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Dank digitaler Vernetzung ist die Menschheit kommunikativer, produktiver, kreativer, flexibler, informierter...kurz: schneller, besser, weiter als je zuvor. Oder jedenfalls wäre sie das gerne.
Bereitwillig haben wir den Verheißungen der Neuen Medien geglaubt und uns zu Erfüllungsgehilfen unserer Endgeräte degradieren lassen – online beobachtet, interaktiv bedrängt und sozial irritiert. Und trotzdem halten wir das elektronische Dauerrauschen immer noch für den Ausdruck gestiegener Lebensqualität.
Eine fulminante Abrechnung mit den Lebenslügen der digitalen Gesellschaft – pointiert, klug und angriffslustig.

 

  Autor: Astrid Herbold
Verlag: Droemer
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-426-27492-7
Seitenzahl: 190 Seiten 


Stil und Sprache
Dieses Buch beinhaltet eine schon recht radikale Abrechnung mit unserem Mediennutzungsverhalten, das sich ja im Verlauf der letzten 10 Jahre stark geändert hat. Sicher stärker als wir es gemeinhin zugeben wollen. Arbeit und Freizeit beginnen sich immer stärker zu ähneln, miteinander zu verschmelzen. Dass aber der Spaß im Netz häufig bei näherer Betrachtung darin besteht, Datenpakete hin- und herzuschieben oder sich für Leute zu inszenieren, die eigentlich vorwiegend daran interessiert sind, sich selbst ebenfalls in Szene zu setzen, im Rahmen z.B. sozialer Netzwerke, entgeht dem User oft. Ein bisschen kommt hier wieder der alte Sammeltrieb zum Vorschein, man sammelt virtuelle Bekanntschaften (Freunde), positive Bewertungen und lässt sich in der bunten Netzwelt treiben, und wird oft genug davon abgehalten auch etwas kreatives oder nutzbares auf die Beine zu stellen. Das, was ursprünglich einmal Unabhängigkeit schaffen sollte, schafft neue Zwänge und hält einen in der virtuellen Welt gefangen, man will ja schließlich wissen „ob sich was getan hat“.
Das Buch lehnt die neuen Medien nicht radikal ab, aber es bedient sich des Stilmittels der Ironie. Hier fühlt man sich einfach oft ein bisschen ertappt, etwa wenn es um die Unmengen digitaler Fotos geht, die auf den meisten Festplatten schlummern, und die sich nie einer richtig anguckt...
Das Buch befasst sich in Form des Essays mit den Themen des „globalen Dorfs“, dem Abschied von der ungeteilten Aufmerksamkeit, Umsonst(-un)kultur im Internet, „Freundschaften“, Informationen, Medienkompetenz von Kindern, „Green-IT“ und der persönlichen Erfahrung, das eben alles seine zwei Seiten hat. Es regt dazu an, sein Internetnutzungsverhalten einmal zu überdenken.


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Die Form des Essays ist hier eine gelungene Möglichkeit die Inhalte zu vermitteln. Das Buch wirkt tatsächlich anregend auch im Rahmen von Diskussionen – einfach auch in Hinsicht darauf, dass weniger manchmal mehr sein kann. Es ist verständlich geschrieben und man merkt, dass die Autorin  weiß, worüber sie schreibt, denn bei solchen Büchern könnte zumindest der Verdacht aufkommen, dass jemand sie verfasst, weil er mit den Neuen Medien einfach nicht zurecht kommt. Zielgruppe sind Leute, die sich als User im Internet bewegen und sich manchmal fragen, was sie da eigentlich tun und wie die nicht unerhebliche Zeit, die man hier aufwendet vielleicht sinnvoller genutzt werden kann.


Aufmachung des Buches
Es handelt sich um ein Buch mit Klappenbroschur. Das Textbild ist angenehm und übersichtlich.
Bilder enthält das Buch sonst keine. Auf dem Cover ist der Titel in leicht verpixelter Ausführung zu sehen, im Hintergrund Bildschirmschrift, die aber nicht zu entziffern ist.


Fazit
Das Buch ist über weite Strecken mit spitzer Feder geschrieben, es liefert Anregungen zum Mit- und Weiterdenken. Manchmal fühlt man sich regelrecht in seinem Verhalten ertappt. Darüberhinaus fand ich das Buch gut unterhaltend und habe es im Verlauf eines Tages durchgelesen. Volle Empfehlung von meiner Seite.


5 Sterne


Hinweise
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