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Jakob Jakobi hat das Glück verlassen – wenn der Psychotherapeut denn je welches hatte. Geschieden, pleite, beruflich gescheitert und eine blutige Nase vom Neuen seiner Ex: so gebeutelt trifft Jakobi auf Abel Baumann, einen ebenfalls glücklosen Zirkusclown. Der leidet offenbar an einer kuriosen Persönlichkeitsstörung, denn er hält sich für Gott. Und sucht einen Therapeuten. Jakob ist fasziniert von den vielfältigen, aber seiner Meinung nach komplett irdischen Talenten des sympathischen Spinners. Doch bald ist der Psychologe nicht mehr sicher, mit wem er es wirklich zu tun hat. Und wer hier eigentlich wem hilft…

 

Und Gott sprach wir muessen reden 

Autor: Hans Rath
Verlag: Wunderlich
Erschienen: November 2012
ISBN: 978-3805250443
Seitenzahl: 272 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Mehr Pech als Jakob Jakobi kann ein Mensch kaum haben. Seine Ehe wurde gerade geschieden. Da er als Ehetherapeut arbeitet, sind ihm die Patienten zeitgleich abhanden gekommen und er ist pleite. Als wär das alles nicht genug, steht plötzlich seine Exfrau mit ihrem neuen Freund vor seiner Tür und eh Jakob sich versieht, liegt er mit gebrochener Nase im Krankenhaus. Dort trifft er auf Abel Baumann. Dieser ist Zirkusclown, hat schon ein Flugzeug gesteuert, als Arzt gearbeitet und behauptet er kann das alles, weil er Gott ist. Und trotzdem er Gott ist, braucht er nun einen Therapeuten. Jakob hält ihn natürlich für verrückt, merkt aber schnell, dass er mit dieser Begegnung mehr gewonnen hat als einen neuen Patienten. Vielleicht wendet sich nun nicht nur sein Leben, vielleicht geschieht sogar ein Wunder.

Die Geschichte, die Hans Rath in seinem neuen Roman erzählt, ist ebenso einzigartig wie verrückt. Auf sehr liebevolle und durchdachte Art schildert er die Probleme von Jakob und Abel und schafft es dabei, seine absurde Geschichte nie ins Lächerliche abdriften zu lassen. Seine Darstellung von Gott ist zwar sicher eine der ungewöhnlichsten, aber Hans Rath erklärt seine Version sehr logisch, beurteilt sie durch Jakob herrlich kritisch und schafft am Ende sogar noch den Dreh zu den üblichen Gottesdarstellungen.


Stil und Sprache
Hans Rath erzählt seine Geschichte in der ersten Person Singular aus Jakobs Sicht. Dieser führt den Leser zuerst in sein Leben ein und dann direkt in die wilde Geschichte mit Abel Baumann. Da man die Entwicklung durch Jakobs Augen sieht, bleibt man stets emotional involviert und durchlebt die Hochs und Tiefs ebenso wie seine Zweifel mit ihm. Die Bindung zum Hauptcharakter und seine verrückten Erlebnissen sind es auch, die den Leser beim Buch halten, denn die Spannung vermag das nicht. Immer nur kurzzeitig kommt der Spannungsbogen klarer hervor. Meistens ist die Handlung selbst fast schon Nebensache und fesselt den Leser nicht wirklich. Das gibt auf der Seite den Raum für die Entwicklung der Charaktere, verschenkt auf der anderen Seite aber auch einiges an Potential hinter der tollen Idee. Auch das Ende des Romans konnte nicht überzeugen, denn im Vergleich zu der Geschichte vorher wirkt es zu kitschig.

Der Grund, warum das Buch trotz dieser Schwächen empfehlenswert ist, ist der Schreibstil von Hans Rath. Mit klaren Worten beschreibt er jede Situation und Umgebung und legt gleichzeitig seinen Charakteren eine ungeheuer witzige Schlagfertigkeit in den Mund. Immer wieder lacht man laut auf und schüttelt zugleich verwundert den Kopf über so viel Wortwitz. Diese lustigen Dialoge sind neben der interessanten Idee hinter dem Roman der Grund, warum man das Buch trotz fehlender Spannung nur ungern aus der Hand legt und aufmerksam liest.


Figuren
Jakob Jakobi ist ein sympathischer, relativ durchschnittlicher Mensch. Besonders macht ihn zu Beginn des Romans eigentlich nur sein Unglück. Durch die selbstironische, gewitzte Art mit der er dieses beschreibt, wächst er dem Leser aber sehr schnell ans Herz. Nach wenigen Seiten bereits möchte man ihm am liebsten einen Schubs geben, damit er sein Leben endlich wieder in den Griff bekommt und ist dann richtig froh, als Abel Baumann das tut. Er wirbelt Jakobs Leben durcheinander und bringt ihn gleichzeitig wieder auf die Beine. Der zu Beginn scheinbar hoffnungslose Versager macht eine erstaunliche Wandlung durch, der der Leser sehr gerne folgt.

Abel spielt die zweite Hauptrolle in dem Roman. Ebenso wie Jakob zweifelt man lange daran, dass er tatsächlich Gott sein könnte, aber er scheint ein so gutmütiger Mensch zu sein, dass es eigentlich keine wirkliche Rolle spielt. Sein selbstloses Denken ist zwar zu Beginn etwas ungewohnt, schlägt den Leser aber schnell ebenso wie Jakob in den Bann.

Die anderen Nebencharaktere bleiben weit im Hintergrund. Jakobs Verwandte wirken anfangs durch seine Augen sehr unfreundlich und eindimensional negativ. Erst nach und nach entsteht ein differenzierteres Bild von ihnen. Gleiches gilt für die Exfrau von Jakob. Die bleibt allerdings dauerhaft sehr unsympathisch und man wünscht ihr bei weitem kein glückliches Ende, erst recht keines mit Jakob, denn ohne sie ist er klar besser dran.


Aufmachung des Buches
„Und Gott sprach: Wir müssen reden!“ erschien als broschiertes Taschenbuch. Das Cover zeigt zwei Männer bei einem Glas Wein auf einem Dach sitzend. Sowohl das Bild selbst als auch der Titel sind glänzend von dem matten, dunkelblauen Hintergrund abgehoben. Damit ist das Buch zwar nicht auffällig, aber immerhin sehr passend und ansehnlich gestaltet. Das Innere ist schlicht und gut lesbar. Besonders ins Auge stechen lediglich die Überschriften, die nicht nur größer geschrieben sind, sondern auch jedes Mal eine Aussage über Gott treffen, die zum folgenden Kapitel passt, zum Beispiel „Gott ist komisch“.


Fazit
Hans Rath hat einen so guten und witzigen Schreibstil, dass man die Schwächen seines neuesten Romans gerne vergisst. Es ist zwar schade, dass die spannungsarme Geschichte nicht das volle Potential der interessanten Grundidee ausschöpfen konnte, aber dank seines Wortwitzes bietet „Und Gott sprach: Wir müssen reden!“ trotzdem gute Unterhaltung.


3 5 Sterne


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