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Foto: privat 


Hallo Herr Rothballer. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein Interview genommen haben.
Sie sind promovierter Mikrobiologe und beschäftigen sich mit Bakterien und anderen Mikroorganismen. Wie kommen Sie da ausgerechnet auf das Schreiben von Romanen?

Das ist sozusagen der kreative Ausgleich zu der streng faktenorientierten wissenschaftlichen Betätigung. Aber so verschieden sind die beiden Bereiche gar nicht, denn sowohl beim Schreiben als auch beim Forschen geht es mir um das Entdecken unbekannter Welten, mit dem einzigen Unterschied, dass in der Mikrobiologie diese Welten eben real und sehr klein sind.


Ihr erster veröffentlichter Roman ist „Das Geheimnis der Dracheninsel“. Welche Hindernisse mussten Sie überwinden, bis das Manuskript von einem Verlag angenommen wurde?

Eigentlich war die „Dracheninsel“ ein Projekt, das vom Verlag an mich herangetragen wurde. Zu dieser Zeit lag „Tausendsturm“ schon eine Weile auf deren Schreibtisch, aber eine Entscheidung über die Veröffentlichung war noch nicht gefällt. Da man dadurch aber meinen Namen kannte und auch wusste, dass ich hauptberuflich mit Biologie zu tun habe, lag es wohl nahe, mich zu fragen, ob ich eine Geschichte über Darwin schreiben will. Ich überlegte mir dann ein Konzept, das auch gleich gefiel, und so ist dann die „Dracheninsel“ mein erstes veröffentlichtes Buch geworden, obwohl es erst viel später entstanden ist als „Tausendsturm“.


Was war das für ein Gefühl, das erste eigene Buch in den Händen zu halten?

Den eigenen Namen auf so einem gebundenen Werk zu lesen ist wohl immer ein tolles Erfolgserlebnis. Bei dem Kinderbuch „Dracheninsel“ fand ich die Illustrationen besonders faszinierend, denn das ist für einen Autoren eine einzigartige Möglichkeit die eigene Geschichte mit den Augen eines Lesers, in diesem Fall die Illustratorin, zu sehen. Richtig überwältigt war ich dann, als „Tausendsturm“ bei mir zuhause ankam. Mit einem so imposanten Wälzer in derart edler Aufmachung hatte ich nicht gerechnet.


Wie hat ihre Familie auf die Veröffentlichung reagiert?

Natürlich hat sich meine Frau mindestens genauso darüber gefreut wie ich. Die Anfänge von „Tausendsturm“ gehen ja schon in die Zeit zurück, in der ich meine Frau noch nicht kannte. Aber von dem Moment an, als ich ihr meine Geschichte das erste Mal gezeigt habe, gab sie mir die entscheidende Motivation für meine anfänglich ja nur hobbymäßigen Schreiberei. Das ging so weit, dass ich für sie die Sage von Elban und Irina schrieb („Ein Ring aus Drachengold“, bisher unveröffentlicht), welche gleichzeitig einen Teil der Vorgeschichte zu „Tausendsturm“ bildet, und ihr damit einen Heiratsantrag machte.
Meine zwei Kinder sind noch zu klein fürs selber Lesen, aber ich hoffe natürlich, dass sie später einmal ebenfalls die Geschichten ihres Vaters mit Begeisterung verschlingen werden.


Nun ist in diesem Jahr der erste Band Ihrer Fantasy-Trilogie „Tausendsturm. Vermächtnis der Schwerter“ erschienen. Konnten Sie den Loewe-Verlag schnell von Ihrer Idee überzeugen oder hat es einiges an Überzeugungskraft gekostet?

Also zunächst einmal hat sich eine Freundin von mir als Buchagentin selbstständig gemacht, der ich dann das zu diesem Zeitpunkt etwa zu einem Drittel fertig gestellte Werk gezeigt habe. Sie war sofort begeistert und hat sich dann sehr bemüht einen Verlag zu finden, der es veröffentlichen würde. Beim Loewe-Verlag war das Interesse eigentlich von Anfang an vorhanden, allerdings hat es einige Zeit in Anspruch genommen, bis die endgültige Entscheidung zur Veröffentlichung fiel. Ich denke, für einen Verlag ist es wohl immer ein erhebliches Risiko, einen völlig unbekannten Autor unter Vertrag zu nehmen, und eine solche Entscheidung will wohl überlegt sein. Ausschlaggebend war dann eine externe, auf Fantasy spezialisierte Lektorin, zu der das Buch geschickt wurde und die sich für „Tausendsturm“ stark gemacht hat. Ihr und natürlich dem Loewe-Verlag bin ich wirklich dankbar, dass mir diese Möglichkeit gegeben wurde.


Wie sind Sie auf die Idee zu dieser Trilogie gekommen?

Das hat sich so entwickelt. Zunächst schrieb ich ohne Konzept vor mich hin, einfach aus Spaß. Mich haben Schwerter schon immer fasziniert, also war dieses zentrale Element eigentlich klar. Außerdem wollte ich vor allem echte Charaktere darstellen, keine stereotypen Heldenfiguren. Ein wenig merkt man meinem Buch glaube ich auch den „biologischen“ Hintergrund an. Das war dann schon der anfängliche Rahmen, die Ideen kamen beim Schreiben. Als meine Agentin mir dann erstmals eine mögliche Veröffentlichung in Aussicht stellte, habe ich mich hingesetzt, mir die gesamte Geschichte überhaupt mal überlegt und als Exposé niedergeschrieben.


Wie lange haben Sie an diesem Roman gearbeitet?

Tja, angefangen habe ich mit fünfzehn, aber natürlich arbeitete ich nicht achtzehn Jahre permanent an dem Buch. Etwa das erste Drittel entstand während meiner Schul- und Studentenzeit, wobei ich da alles tausendmal umgeschrieben habe. Während meiner Doktorarbeit ruhte dann die Schreiberei zwangsläufig und erst nachdem die Aussicht auf eine Veröffentlichung bestand, fing ich wieder an, daran ernsthaft zu arbeiten. Den Rest schrieb ich dann in einem knappen Jahr.


Die Hintergrundgeschichte dieser Trilogie ist sehr umfangreich. Haben Sie sich Stammbäume, Exposés, Charakterskizzen usw. angelegt, um selbst den Überblick zu behalten?

All das wurde bereits von mir erstellt, um das Buch das erste Mal dem Verlag vorzulegen. Ich selbst habe eigentlich wenig Probleme, mir die Charaktereigenschaften, verwandtschaftliche Beziehungen u. ä. meiner Figuren zu merken. Stattdessen muss ich mir eher ihre äußerlichen Merkmale und vor allem auch die zeitliche Abfolge der Handlung aufschreiben, sonst laufe ich Gefahr, da was durcheinander zu bringen.


Was mir aufgefallen ist, ist das Fehlen von Elfen, Orks und anderen Wesen, die mittlerweile beinahe jeden Fantasy-Roman bevölkern. War das so geplant? Wollten Sie diesbezüglich aus der großen Masse herausstechen?

Ich habe zwar insgeheim immer davon geträumt, es aber lange Zeit nicht ernsthaft versucht, meine Geschichte zu veröffentlichen. Von daher habe ich mir auch nie überlegt, was ich tun könnte, um mich von anderen abzuheben. Ich orientierte mich nur daran, was ich selbst gerne in einem Fantasy-Roman lesen würde bzw. was ich in denen vermisst habe, die ich bereits gelesen hatte. Das war zum einen die Beschreibung lebensechter, differenzierter Charaktere und zum anderen interessante Wesen und Orte, die ich noch nicht kannte. Und wer den Herrn der Ringe oder gar noch den Silmarillion gelesen hat, der weiß eigentlich alles über Elfen, Zwerge und Orks, was es zu wissen gibt. Ich wollte aber etwas neues „entdecken“, daher hatten diese Wesen in meinem Buch keinen Platz, so gern ich auch Tolkiens Werk gelesen habe.


Der erste Band endet an einer spannenden Stelle, sodass der Leser gleich zu Band 2 greifen möchte. Wie lange wird es ungefähr dauern, bis dies möglich ist?

Wenn alles planmäßig läuft wird der zweite Band Anfang 2009 erscheinen. Die Arbeiten an Band 2 sind schon recht weit fortgeschritten, von daher bin ich optimistisch, dass wir diesen Termin einhalten können.


Können Sie uns schon ein wenig über den nächsten Band der Fantasy-Trilogie verraten?

Rai, Barat und Arton müssen gleich zu Beginn die mühsam erkämpfte Freiheit auf der Insel Andobars gegen Feinde aus den eigenen Reihen verteidigen. Rai gerät dabei in die Fänge eines Fanatikers, mit dem er schon einmal ein unangenehmes Zusammentreffen hatte. Gleichzeitig muss sich Arton der erschütternden Wahrheit über seine Abstammung stellen. Die Erkenntnisse, die er mithilfe des Hohenpriester des Tempels auf der Insel Andobras gewinnt, drohen ihn letztlich von seinen neu gewonnenen Freunden wieder zu entfremden. Arden und die Ecorimkämpfer haben unterdessen keine andere Wahl, als sich dem weit überlegenen Heer des Königs Jorig Techel zu stellen, während ihr Zusammenhalt zunehmend durch die Intrigen eines zwielichtigen Citpriesters geschwächt wird, der sich durch Schmeicheleien und Versprechungen Ardens Vertrauen erschleicht. Diese umwälzenden Ereignisse nutzt Megas, der Anführer des Überfalls auf die Kriegerschule Ecorim, für seinen skrupellosen Aufstieg an die Spitze des Inselreichs Jovena.


Haben Sie bereits angefangen, den dritten Band zu schreiben? Oder existiert dieser vorerst nur in Ihrem Kopf?

Bislang existiert er nur in meinem Kopf, allerdings steht die Rahmenhandlung bereits fest.


Lesen Sie Rezensionen Ihrer Bücher? Wie reagieren Sie auf die Kritik, die dort eventuell geübt wird?

Zum Glück gab es noch keine wirklich schlechte Rezension, die ich lesen musste. Ich sage ganz ehrlich, dass es mir äußerst schwer fällt, Kritik an meinem Buch zu verdauen. Ich habe soviel Herzblut in diese Geschichte gesteckt, dass es mir unmöglich ist, mich emotionell davon zu distanzieren. Andererseits ist Kritik natürlich auch immer eine Chance sich zu verbessern, zumindest wenn sie konstruktiv geäußert wird. Von daher versuche ich schon alle Rezensionen und Kommentare zu lesen, allerdings nur, wenn ich dafür in der richtigen Stimmung bin. Ich denke aber, dass mit fortschreitender Erfahrung als Autor auch die Fähigkeit wächst, aus Kritik nur das hilfreiche herauszuziehen und das andere einfach abprallen zu lassen. Leicht ist das jedoch sicher nie.


Haben Sie bestimmte Rituale, die Sie beim Schreiben einhalten, beispielsweise eine feste Schreibzeit oder eine festgelegte Seitenzahl pro Tag?

Ich habe eine feste Zahl an Manuskriptseiten, die ich pro Tag schaffen muss, das entspricht so in etwa zweieinhalb Buchseiten. Das gilt dann aber wirklich für jeden Tag, d. h. wenn ich mal einen Tag frei haben will, dann muss ich das entsprechend über die Woche oder am Wochenende reinarbeiten.


Planen Sie Ihre Romane erst bis ins kleinste Detail, bevor Sie mit dem Schreiben beginnen oder schreiben Sie einfach drauflos?

Am Anfang habe ich nur drauflos geschrieben, was sehr lustig war, da man sich selbst mit den Ideen überraschen kann, die einem während des Schreibens so einfallen. Da laufen dann plötzlich Personen durch den eigenen Roman, die sich fast wie aus eigenem Antrieb in die Geschichte drängen. Irgendwann muss man sich aber natürlich überlegen, wo das Ganze hinführen soll und vor allem muss man das den Leuten erklären können, die die Geschichte veröffentlichen sollen. Dazu habe ich dann ein Exposé verfasst, das aber bei weitem nicht alle Details enthielt. Diese Einzelszenen fallen mir dann entweder erst beim Schreiben ein, oder aber an den verschiedensten Orten bei den merkwürdigsten Gelegenheiten.


Haben Sie neben Ihrem Brotberuf und dem Schreiben von Romanen noch Zeit für Ihre Familie oder Hobbys?

Also die Familie muss natürlich immer an erster Stelle stehen, sonst würde das alles nicht funktionieren. Wenn meine Frau mich nicht in vielerlei Hinsicht so gut unterstützen würde, könnte ich sicherlich keine zwei Jobs nebeneinander machen. Zeit für andere Hobbys bleibt nur noch wenig, ich mache gelegentlich mit ein paar Freunden Fatasy-Rollenspiele und einmal pro Woche muss ich mich beim Beachvolleyball von all der kopflastigen Computerarbeit erholen.


Wie kann man sich einen Tag in Ihrem Leben vorstellen, wenn Sie an einem Roman arbeiten?

Von meinem Hauptberuf komme ich so gegen 18.00 Uhr nach Hause, dann wird erst mal gegessen und mit den Kindern gespielt. Wenn die dann etwa um 21.00 Uhr (wenn ich Glück habe auch etwas früher) in ihren Betten liegen, kann ich mich an den Computer setzen und noch zwei bis drei Stunden schreiben. Am Wochenende ist das natürlich alles etwas entspannter, da kann ich das Schreiben auf die Mittagszeit verlegen, wobei ich recht häufig noch Schreibdefizite von der vergangenen Woche reinzuarbeiten habe. Der Rest des Tages bleibt für die Familie oder für Arbeiten im Haus, Einkäufe etc.


Was lesen Sie selbst gerne?

Lesen ist unglücklicherweise eines der Hobbys, die wegen der Schreiberei ziemlich auf der Strecke geblieben sind. Und wenn ich doch mal Zeit habe, dann lese ich Erziehungsratgeber und solche Sachen. Man will sich ja als Vater nicht dem Vorwurf aussetzen, erzieherisch nicht auf der Höhe der Zeit zu sein. Nein, im Ernst, wenn es die Zeit erlaubt, lese ich natürlich gerne Fantasy, wie z. B. von Tad Williams, David Eddings und selbstverständlich Tolkiens Meisterwerk, aber auch historische Romane, wie der „Kampf um Rom“ von Felix Dahn. Science Fiction befindet sich aber ebenso in meinem Bücherschrank, besonders die Visionen von Isaac Asimov finde ich unglaublich fesselnd, aber auch Douglas Adams darf nicht fehlen.


Gibt es etwas, dass Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben möchten?

Ich kann aus meiner jetzigen Sicht sagen, dass man immer an seinem Traum festhalten sollte, manchmal braucht es nur ein wenig Zeit, bis er sich erfüllt. Aber ich glaube nicht, dass man so etwas ganz allein schaffen kann, es muss immer jemanden geben, der dich ermutigt, der an dich glaubt und dir eine Chance gibt. Von daher möchte ich noch einmal all denen meinen herzlichsten Dank aussprechen, die zur Entstehung meines Buches beigetragen haben.


Ich danke Ihnen für das Interview.

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