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Ende der trügerischen Ruhe

Das Zeitalter der großen Kämpfe und Katastrophen scheint der Kontinent Ell hinter sich zu haben. Die Nno-bei-Klan erleben unter der Führung Jafdabhs eine neue technologische Blütezeit. Doch die Feinde des Friedens formieren sich bereits: die Hexe Rajuru zieht mit Hilfe der Todsänger eine Armee der Finsternis zusammen. Das bleibt in den Klanlanden nicht unbemerkt und bald müssen die Fürsten reagieren.

Das Buch der Macht muss gefunden werden, um das Gleichgewicht der Welt zu wahren und neues Unheil abzuwenden. Doch die Gefolgschaft, die sich auf die Suche begibt, präsentiert sich alles andere als einig. Einer von ihnen, der Lesverag Tomal, schmiedet seine eigenen Allianzen und schickt sich an, das verlorene Volk aus den Schatten zu befreien …

 

Kryson 4  Autor: Bernd Rümmelein
Verlag: Otherworld
Erschienen: 09/2010
ISBN: 978-3-8000-9526-1
Seitenzahl: 606 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Jahre der Ruhe liegen hinter Kryson, nachdem Jafdabh den Thron bestiegen hat. Der ehemalige Todeshändler führt das Volk der Nno-bei-Klan weise und mit Umsicht, während er die Forschung und Technologie fördert. Hieraus entsteht eine Generation neuer, schrecklicher Waffen. Und die könnten die Klan bald dringend gebrauchen, denn die Rachuren und Chimären schicken sich an, mit einer gewaltigen Armee erneut die Klanlande zu erobern und sich für die schmachvolle Niederlage der Schlacht am Rayhin zu rächen. Jafdabh wendet sich an den einstigen Bewahrer, der damals am Rayhin die Verteidigungstruppen kommandierte …

Währenddessen beginnen sich die sieben Streiter zu formieren, um die Suche nach dem Buch der Macht aufzunehmen. Tomal hingegen geht seinen eigenen Plänen nach.

Bernd Rümmelein führt seinen Epos in die nächste Runde. Bildgewaltig beschreibt er die dramatischen Ereignisse, die sich auf dem Kontinent Ell abspielen, und begleitet seine Leser wieder in die so faszinierende wie gefährliche Welt von Kryson.


Stil und Sprache
Rümmelein beginnt den vierten Band seiner Fantasy-Story mit dem ersten Wächter des Buches, Tarratar, der das Ende seiner seit tausenden Sonnenwenden andauernden Aufgabe kommen spürt – bis es so weit ist, schreibt er die Geschichte des Kontinents Ell nieder. So fasst er nicht nur die Ereignisse der ersten drei Kryson-Bände zusammen, der Leser lernt auch stärker als bisher das Schicksal der Altvorderen und die Zyklen und Auswirkungen der Lesverag kennen. Ein weiteres Kapitel widmet sich dem Atramentor Pydhrab, der eine uralte Schrift Ulljans übersetzt. Aus ihm erfährt man erstmals etwas über das verschollene Volk der Nno-bei-Maya. Diese ersten beiden Abschnitte des Buchs unterstützen geschickt darin, wieder in den Epos hineinzufinden, und geben doch gleichzeitig eine neue Perspektive auf Ereignisse, die bisher vielleicht nur angerissen wurden.

Der vierte Band ist durchzogen von einer äußerst düsteren Stimmung – schnell wird klar, dass der in Ell herrschende Frieden nur trügerisch ist. Sei es die zurückliegende Vernichtung der Tartyk, der erneute Kriegsbeginn der Rachuren gegen die Nno-bei-Klan, die Unterdrückung der letzten Flugdrachen, der Zerfall der Traditionen und Werte in den Orden der Bewahrer oder die schlimmen Konsequenzen für Elischa bei ihrer Rückkehr in den Orden der Orna. Kaum ein Lichtblick durchdringt diese Finsternis. Und doch ist es gerade sie, welche die Spannung maßgeblich bestimmt und vorantreibt und den Leser Seite um Seite voranschreiten lässt. Hinzu kommen die vielen Einzelinteressen und Intrigen, die beispielsweise am Hof von Tut-El-Bayar gesponnen werden.

Mit viel Hingabe und einer reichhaltigen Anzahl an Einzelheiten beschreibt der Autor Orte und Lebewesen in der von ihm geschaffenen Welt, so lernt man hier erstmals die lebensfeindlichen Grenzlande kennen. Staunend reist der Leser mit in die verborgene Stadt Zehyr und sieht die Wunder des alten Volks der Nno-bei-Maya schon fast vor sich. Und doch wird es nicht zu viel an Beschreibung, die Handlungen lassen sich hierdurch nicht ausbremsen. Bernd Rümmelein wechselt mit den Kapiteln auch die Handlungsstränge, um verschiedene Geschehnisse auf Ell verfolgen zu können. So begleitet der Leser ihn nicht nur in das Gebiet der Rachuren oder in die Grenzlande, sondern in nahezu jede Gegend des Kontinents. Wie man es von ihm kennt, zieht er dabei manche Handlungsstränge im Laufe des Buchs nur ein einziges Mal heran, andere dafür deutlich regelmäßiger, so konzentiert er sich unter anderem auf Ereignisse im Kristallpalast Tut-El-Bayars oder auf die Abenteuer Tomals in einem höheren Maß. Doch auch innerhalb der Kapitel kann es abschnittweise dazu kommen, dass Rümmelein verschiedenen Hauptfiguren über die Schulter schaut und aus ihrer Sicht – immer in der dritten Person – erzählt.


Figuren
Viele Wesen und Völker wandeln auf dem Kontinent Ell, in der Welt Krysons. Sie alle haben ihre eigenen Ziele, erleben Momente der Freude und des Leids. Endgültig dahingegangen ist das uralte Volk der Altvorderen, der Tartyk, nachdem der Todsänger Nalkaar mit seiner Vernichtungsmission Erfolg hatte, dafür lernt man nun die als verschollen geltenden Nno-bei-Maya kennen.
Hier alleine nur die Hauptfiguren des Epos zu beschreiben, würde den Rahmen der Rezension sprengen, daher habe ich drei Figuren herausgegriffen. Doch so viel sei noch verraten: egal, ob es sich um Haupt- oder Randfiguren handelt, Bernd Rümmelein versteht sich auf die Entwicklung seiner Charaktere und baut für sie – je nach Bedeutung – mal mehr, mal weniger viel Hintergrund auf. Doch lebensecht erscheinen sie alle.

Jafdabh, ehemaliger Todeshändler und nun Regent von Ell, sticht besonders dadurch heraus, dass er jede Aussage mit „Tja … also …“ oder einer ähnlichen Einleitung beginnt. Charakteristisch für ihn, doch passt dieses Bild möglicher Unentschlossenheit nicht so recht zu seinem ausgeprägten Forschungs- und Tatendrang. Nach Jahren der Ruhe und des Wohlstands ist er nun des Regierens müde und sehnt die Zeiten seiner Reisen durch Kryson zurück.

Einen rätselhaften, undurchschaubaren und in ihren Ansichten teilweise radikalen Charakter hat die wunderschöne Königin der Nno-bei-Maya, Saykara. Sie versteht sich sehr gut darauf, ihre Macht für das Beste ihres Volks zu nutzen – und natürlich für ihre eigenen Ziele und Wünsche.

Bei Vargnar, Prinz der Felsgeborenen des Nordens, ist mir diesmal eine Diskrepanz in der Beschreibung aufgefallen. Auf Seite 212 heißt es: „Die Felsgeborenen kannten keine Furcht […]“, einer der Gründe für ihr Zusammenleben mit den Felsenfreunden. Und doch heißt es auf Seite 229: „Vargnar schrie vor Angst“. Ob es sich hierbei lediglich um eine neue Erfahrung handelt, die der Prinz macht, oder um eine Unbedachtheit des Autors, wird nicht abschließend geklärt.


Aufmachung des Buches
Auch der vierte Band orientiert sich an der Seriengestaltung und ist sofort als Teil von Rümmeleins Epos zu erkennen. Der matt gehaltene Umschlag des Taschenbuchs mit Klappbroschur hebt nur bestimmte Elemente – darunter den geprägten Titel – durch eine Spotlackversiegelung hervor und wirkt insgesamt edel gestaltet. Die Klappen bieten vorne einer weiteren Beschreibung des Inhalts und hinten einer Kurzbeschreibung des Autors sowie den ersten drei Titeln Platz.

Das Schriftbild des Romans ist recht klein, sodass es die Augen beim Lesen stärker ermüden kann, als dies bei einer größeren Type der Fall wäre. Im Anschluss an die Handlungen finden sich in einer umfangreichen Legende wieder Begriffserklärungen.


Fazit
Die Handlungen des vierten Teils der Kryson Saga sind dramatisch, düster und unheilvoll, steuert der Kontinent Ell doch erneut auf einen gewaltigen Krieg zu. Rümmelein fasziniert wieder einmal mit seiner spannenden Welt und einem geschickt aufgebauten Szenario – Kryson bleibt ein besonderes Fantasy-Vergnügen.


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Die Schlacht am Rayhin
Band 2: Diener des dunklen Hirten
Band 3: Zeit der Dämmerung

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