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Wie viel Zerstörung erträgt eine Gesellschaft, eine Familie, ein junger Mensch? Sie sagen, der Wald ist verboten. Sie fürchten, er rückt immer näher. Aber du tust alles, um hineinzukommen. Sie nennen sich das Rudel und keiner traut dem anderen. Doch Juli ist froh, dass die abgerissenen Gestalten, die am Rand der Normalität leben, sie überhaupt aufgenommen haben. Nachdem ihr der Zugang zur Welt der Pheen verwehrt wird, hat sie keine Heimat mehr. Schlimmer noch, innerhalb der Normalität wird sie als letzte lebende Phee und gefährliche Mörderin gejagt. Verzweifelt versucht Juli, die Brücken zu ihrem früheren Leben wiederherzustellen. Doch bald muss sie erkennen, dass die Freunde von einst zu Feinden geworden sind und Verrat in der neuen Welt an der Tagesordnung ist.

 

Spiegelriss  Autor: Alina Bronsky
Verlag: Arena
Erschienen: Januar 2013
ISBN: 978-3401067995
Seitenzahl: 264 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Juli lebt nun, nach den turbulenten und ihr ganzes Leben verändernden Ereignissen des ersten Bandes, bei den Freaks. Frierend und sogar ohne Schuhe schlägt sie sich mehr schlecht als recht durchs Leben und versucht, nicht zu verhungern. Nach einer Razzia findet sie sich allein mit Kojote, dem Anführer des Freak-Rudels, wieder, der ihr aus irgendwelchen Gründen wohlgesonnen ist - auch wenn man das bei seiner rüden Art nicht immer glauben mag. Gemeinsam mit ihm macht sie sich auf die Suche nach Ksü und Ivan, ihren einstigen Freunden, doch diese haben sich nicht nur äußerlich sehr verändert ...

Den Leser erwartet in "Spiegelriss" eine moderne Hexenjagd, denn die Normalität braucht einen Schuldigen für alles, was schief geht. Dem Grunde nach bietet dieses Buch Stoff für eine spannende und explosive Geschichte, doch was den Leser erwartet, ist eine vor sich hin plätschernde Handlung und eine Hauptfigur, die wenig bis gar nicht interessiert. Auch der enorme Sprung der Zielgruppe von 11 Jahren (Band 1) zu nun 14 Jahren ist unglücklich, denn die jungen Leser des ersten Bandes sind in der Zwischenzeit nicht gleich drei Jahre gealtert ...


Stil und Sprache
Erneut erzählt Juli in der ersten Person dem Leser ihre Geschichte, diesmal jedoch im Präsens statt im Präteritum, wie es im ersten Band der Trilogie der Fall war. Dabei ist die Hauptfigur sich selbst gegenüber so abweisend und ablehnend, dass es schwer ist, Zugang zu ihr zu finden - trotz der gewählten Perspektive, die eigentlich eine unglaubliche Nähe zur Hauptfigur ermöglichen sollte. Doch man bleibt Juli fern, sie wirkt distanziert und lässt nicht einmal den Leser an sich heran.

Die Sprache Bronskys ist einfach und schnörkellos, auf so gelungene Sätze wie auf Seite 60 trifft man leider sehr selten: "Mit Kojote unterwegs zu sein fühlt sich an, als würde man mit einem Igel kuscheln". Viel öfter wirken die Sätze unbeholfen und strotzen vor Wiederholungen und unsauberen Formulierungen: "Wieso denkt hier neuerdings jeder, dass er mich begrapschen darf, denke ich genervt" (Seite 78) oder "Das sichere Auftreten der Stiefel mit festen rutschfesten Sohlen" (Seite 133).

Der Leser stolpert ebenso ziellos durch die Geschichte wie Juli, eher abwartend, denn wirklich interessiert, denn spanend geht es wahrlich nicht zu. Selbst als Juli verraten wird - von wem, wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten -, ist der Leser wenig überrascht und fiebert mit dem Mädchen kaum mit. Die Wandlung der Welt, beherrscht von den Normalen, zu einer Gesellschaft, in der die Normalen von Freaks unterdrückt werden, geht viel zu schnell und nicht unbedingt nachvollziehbar vonstatten - auch wenn der Grundstein zu diesem Bürgerkrieg bereits gelegt war.


Figuren
Wirkten die Figuren in "Spiegelkind" lebendig und authentisch, sind sie nun zu zweidimensionalen Schatten ihrer selbst verblasst. Lediglich Kojote schafft es, das Interesse des Lesers zu wecken und Gestalt anzunehmen. Juli hingegen hat eine Mauer um sich herum errichtet, was zwar generell zu ihrem Charakter und der Situation passt, doch hätte sie dem Leser nicht auch den Zutritt zu sich verwehren dürfen. So ist es unmöglich, mit ihr zu leiden, zu hoffen und zu bangen. Stattdessen interessiert man sich für ihr Schicksal erschreckend wenig, worunter die Spannung des Romans stark leidet.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch mit Schutzumschlag ist düsterer und deutlich weniger farbintensiv gestaltet, als der Auftaktband der Trilogie. Auch wenn mich persönlich die Gestaltung nicht anspricht, passt das Cover dennoch zum Titel des Buches.


Fazit
Nach einem durchschnittlichen Auftakt erwartet den Leser nun eine große Enttäuschung. Blasse Figuren, eine wenig spannende Handlung und eine Sprache, die ebenfalls nicht überzeugen kann.


1 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Spiegelkind

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