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Rom. Aufstieg und Untergang einer Weltmacht erzählt die Geschichte des mächtigsten Reiches, das die Welt je gesehen hat. Indem er sechs Zeitabschnitte herausgreift, die den Verlauf der römischen Historie entscheidend beeinflussten, gelingt Simon Baker eine packende Schilderung von Aufstieg und Untergang der ersten Supermacht der Welt, deren genialer politischer Instinkt ebenso beispiellos ist wie ihre Skrupellosigkeit und ihr Machthunger.

 

ROM  Originaltitel: Ancient Rome. The Rise and Fall of an Empire
Autor: Simon Baker
Übersetzer: Ursula Blank-Sangmeister, Anna Raupach
Verlag: Reclam Verlag
Erschienen: 2007
ISBN: 978-3-15-010623-5
Seitenzahl: 456 Seiten


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Nach dem detaillierten Inhaltsverzeichnis beginnt das Buch mit einem Vorwort von Mary Beard. Aus ihm ergibt sich, dass die Geschichte Roms hier nicht vollständig wiedergegeben wird – was wohl anhand eines fast 1000 Jahre bestehenden Stadtstaats, davon 700 Jahre Herrschaft über den Mittelmeerraum, auch utopisch wäre –, sondern dass die beschriebenen Umbruchzeiten als exemplarische Beispiele gewählt wurden, um den geschichtlichen Verlauf dieses gewaltigen Imperiums darzustellen und „einige der wichtigsten Persönlichkeiten der römischen Geschichte lebendig werden“ (Seite 11) zu lassen. Sie führt diverse Quellen, die auf Roms Leben und Politik zurückschließen lassen, auf und stellt den Bezug dieses Buches zur BBC-Serie Rom und seine großen Herrscher her.

Anschließend übernimmt Simon Baker das Wort. Er hat sich an dieses umfangreiche Werk gewagt, welches sich sowohl an Studenten und Schüler, aber auch an der römischen Geschichte interessierte Leser richtet. Gegliedert ist es in neun Abschnitte:

  • Rom, die Stadt der sieben Hügel
  • Revolution
  • Caesar
  • Augustus
  • Nero
  • Rebellion
  • Hadrian
  • Konstantin
  • Untergang

Die großen Abschnitte beginnt Baker regelmäßig mit einer Einführung, gliedert sie in sinnvoll strukturierte Kapitel und beendet sie mit einem Epilog. In diesem fasst er noch einmal zusammen, führt weiter aus, bringt einiges Neues, eine Einschätzung von Historikern oder seine eigene Ansicht mit ein und leitet mit einigen gut platzierten Sätzen in das nächste große Kapitel von Roms Geschichte über. Sein Stil ist locker, unterhaltsam und liest sich flüssig. Immer wieder greift er zu tollen, bildreichen Vergleichen, um Bezüge herzustellen, Situationen zu erklären oder schlicht die Lesbarkeit aufzulockern, so z.B. auf Seite 180 zu den Säkulärspielen des Augustus (17. n. Chr.): „Die Palette des Augustus war antik, doch die Farben, die ihm zur Verfügung standen, waren alle neu, kräftig und strahlend“. Für Nichthistoriker eher unbekannte Begriffe – wie beispielsweise die Ämter des Quästors oder Ädils – werden nachvollziehbar erläutert. Spannend machen Bakers Ausführungen vor allem auch die Details, die er an allen Stellen einbringt, wie Zitate aus historischen Überlieferungen, kleinere Ereignisse, die z.B. als Omen gewertet wurden, oder spezielle politische und militärische Züge. Hierdurch erhält die Geschichte Roms eine Lebendigkeit, die dem Leser die Geschehnisse wie ein Film vor sein inneres Auge führt.

Ab Seite 102 wendet sich der Autor einigen großen Imperatoren des römischen Reichs zu, begonnen bei Gaius Julius Caesar. Er erklärt, wie es dazu kam, dass die römische Republik zusammenbrach und sich schließlich einem Diktator zuwandte. So kommt er auch auf die tyrannische und tragische Figur des höchstdekadenten und dem Größenwahn verfallenen Nero zu sprechen, auf den er umfangreich eingeht, seine Liebe zur Kunst, seine Mordkomplotte und den Verrat vieler, einstiger römischer Ideale – und damit das völlige Entgleisen kaiserlicher Gewalt – beschreibt. Sehr ausführlich und detailliert geht Baker schließlich auf die letzten ca. 100 Jahre des Weströmischen Reichs und die Ereignisse ein, die zum Untergang dieses ca. 700 Jahre bestehenden Großreichs führten. Er führt die Ziele und Motivationen der vielen Völker, die daran ihren Anteil hatten, auf und berichtet über die politischen und militärischen Situationen zu jener Zeit.

Die Chronologie mit Jahres- und – selten – auch taggenauen Angaben zieht sich zwar wie ein roter Faden durch Bakers Arbeit. Es finden sich aber hunderte beschriebener Einzelereignisse, die zwar partikulär geschildert, jedoch zeitlich nicht benannt werden, so dass sie nur im Kontext zum jeweiligen Abschnitt historisch eingegrenzt werden können. Ein Grund dürfte darin liegen, dass die genauen Daten dieser Geschehnisse nicht überliefert sind und von Historikern nur ungefähr zugeordnet werden können. Ein anderer Grund könnte sein, dass der Autor die Leserschaft nicht mit Zeitangaben überfrachten möchte. Immerhin verzichtet er auch dann nie auf die Benennung der Quellenangaben. Im Rahmen seiner Arbeit zieht Simon Baker zwar hunderte verschiedener, antiker Quellen heran, nimmt diese aber nicht als gegebene Fakten hin, sondern setzt sich mit ihnen – getreu dem Motto: Die Sieger schreiben die Geschichte – und auch mit den Motiven der antiken Autoren kritisch auseinander, hinterfragt diese Überlieferungen, wirft Fragen auf und diskutiert diese und benennt ebenso Passagen der Geschichte, zu denen die historischen Quellen schweigen.

Simon Baker ist es mit seinem Buch gelungen, ein umfassendes Bild dieser Weltmacht, ihrer gigantischen militärischen, architektonischen und intellektuellen Errungenschaften, aber auch ihrer Schattenseiten wie Machtbesessenheit, Dekadenz, Gier und Rücksichtslosigkeit zu zeichnen – welches sich darüber hinaus noch faszinierend liest.


Aufmachung des Buches
Die mir vorliegende Fassung wurde 2007 als gebundenes Exemplar aufgelegt. Der weiß gehaltene Schutzumschlag macht in seiner schlichten, aber eindringlichen Gestaltung sofort klar, worum es geht – in den Konturen eines römischen Feldherren wurde ein Bild prasselnder Flammen hinterlegt, sehr passend für die Erfolge, aber auch die Zerstörungswut dieses antiken Großreichs. Auf der Rückseite ist zudem ein Bild, vermutlich aus der BBC Dokumentation entliehen, zu sehen, das römische Legionäre im Angriffssturm zeigt. Das Buch unter dem Schutzumschlag ist schlicht in Rot gestaltet.

Gelegentlich finden sich in dem Buch – passend zu den jeweiligen Abschnitten – Karten, anhand derer sich die Entstehung und Entwicklung des römischen Imperiums gut nachvollziehbar lassen, auch zeigen einige Grafiken die Stammbäume der römischen Elite und ihre Verbindungen auf. Ungefähr in der Mitte des Buches finden sich zudem 16 seidenmatte, farbig gedruckte Seiten mit Fotografien von Büsten, Figuren, Ruinen und Innenansichten römischer Gebäude, mit Gemälden und Bauskizzen, versehen mit den jeweiligen Erläuterungen.

Den Abschluss bildet ein umfassender Anhang, der – wieder nach den Abschnitten gegliedert – die vielen historischen Quellen benennt, eine Danksagung und einen Abbildungsnachweis enthält und über ein ausführliches Register verfügt.


Fazit
Rom – Aufstieg und Untergang einer Weltmacht ist eine umfassende, detaillierte, aber auch kritische Dokumentation der Geschichte dieses antiken Großreichs. Dem Autor ist der Spagat gelungen, einerseits zu faszinieren und unterhalten, andererseits ein beeindruckendes, historisches Werk zu schaffen. Sehr empfehlenswert!


5 Sterne


Hinweise
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