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Ein Einbrecher stolpert über eine Leiche: Der Besitzer der Wohnung, ein angesehener Professor, liegt in einer riesigen Blutlache und wurde ganz offensichtlich ermordet. Feinde hatte er nicht. DCI Jacobson und DS Kerr stehen vor einem Rätsel.

 

  Autor: Iain McDowall
Verlag: dtv
Erschienen: 03/09
ISBN: 978-3-423-21124-6
Seitenzahl: 255 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Die ersten Fliegen schwirren schon um die Leiche, die mit dem Gesicht nach unten in einer riesigen Blutlache liegt. Das Opfer: Dr. Roger Harvey, 36 Jahre alt, Historiker, ein absolut unauffälliger Bürger. Der gut aussehende Professor scheint nur für seine Karriere gelebt zu haben: der Aussage seiner besten Freunde John und Annie Kent zufolge hatte es in seinem Leben zwar durchaus Frauen gegeben, doch seit einer gescheiterten Liebe hatte er nur noch lockere Beziehungen geführt. Mit einem Wort: Es gibt kein augenfälliges Motiv, ihn das Hirn zu Brei zu schlagen. Für Detective Chief Inspector Jacobson und sein Team ist das Ganze ziemlich rätselhaft. Auch die Befragung im sechsstöckigen Wohnblock bringt nicht viel. Nur eines ist sonderbar: Der direkt gegenüber wohnende Nachbar Dave Mitchell ist seit der Mordnacht spurlos verschwunden ...


Stil und Sprache
So sollte ein Kriminalroman beginnen, die Leiche ist schon da, im eigenen Blut liegend, und die Polizei rückt an. So direkt und schnörkellos, wie der Roman beginnt, ist auch die Sprache von Iain McDowall.
Er lässt vor dem Auge des Lesers das fiktive Städtchen Crowby entstehen, gerade so, dass auch noch Raum für die eigene Phantasie bleibt.
Trotz des passenden Einstieges bleibt die gesamte Geschichte irgendwie farblos. Die Handlung vermag den Leser nicht zu fesseln, obwohl jede Menge Verdächtige auftauchen, mit mehr oder minder guten Motiven. Die ermittelnden Beamten gehen den einzelnen Spuren in Form von mehreren Handlungssträngen nach und der Leser geht halt mit. Es gibt, wie von einem guten Krimi erwartet wird, jede Menge falscher Fährten und manche Begebenheiten erscheinen auf den 2. Blick doch ganz anders, als zunächst gedacht. Es gelingt dem Autor jedoch nicht, einen Spannungsbogen aufzubauen und zu halten.
Die Geschehnisse des Buches umfassen einen relativ kurzen Zeitraum. Am Donnerstag wird die Leiche entdeckt und die Ermittlungen kommen ins Rollen, am Sonntag ist der Mörder überführt.
Die Geschichte wird in der 3. Person erzählt und der Leser begleitet die verschiedenen agierenden Figuren. Die Sprünge zwischen den einzelnen Szenen sind manchmal sehr abrupt. Einige Male habe ich beim Lesen inne gehalten um kurz zu überlegen, mit welcher Figur ich jetzt gerade unterwegs bin.
Das Ende wiederum ist ziemlich überraschend, aber gut nachvollziehbar. Auf diese Person als Mörder wäre ich im Leben nicht gekommen. Ich habe mich doch etwas zu sehr von den falschen Fährten ablenken lassen.


Figuren
Die Hauptfiguren sind, neben der Leiche natürlich, die beiden ermittelnden Beamten DCI Jacobson und DS Kerr. Über das Aussehen der Beiden erfährt der Leser so gut wie nichts. Es bleibt seiner Phantasie überlassen. Beide sind jedoch mit Hintergrundgeschichten, Ehe, Familie und Kinder, musikalische Vorlieben, Freizeitbeschäftigungen ausgestattet. Manchmal sind diese Erläuterungen jedoch etwas zu viel des Guten, etwa wenn Jacobson sich auf knapp zwei Seiten über seine Fernuniversitätskurse über Babylon und die Sumerer auslässt. Dem Leser fällt es schwer, sich auf die beiden Beamten einzulassen. Ich bin mit ihnen nicht so richtig warm geworden.
Die Tatverdächtigen sind besser und weiter ausgearbeitet. Auch sie verfügen über gewisse Hintergrundgeschichten, die sich gut in das Geschehen einpassen und durchaus das ein oder andere Motiv ergeben.
Insgesamt lässt der Autor zu viele Figuren mitspielen. Es gibt unzählige Polizeibeamte, Nachbarn und Arbeitskollegen des Opfers und der Tatverdächtigen, die alle ihren kurzen Auftritt haben, aber zum größten Teil für den Fortgang der Geschichte irrelevant sind. Muss ich als Leser wissen, wie die Beamten heißen, die die Nachbarn befragen? Nein, zu viele Namen und Personen verwirren nur.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuches zeigt eine Häuserzeile, wie sie wohl in vielen englischen aber auch deutschen Städten zu finden ist, kleine zweigeschossige Häuser, keine Vorgärten, nur ein schmaler Gehweg, eine schmale Straße schlängelt sich zwischen den Häusern hindurch. Auf der Straße ist niemand zu sehen, es scheint zu regnen. Über den Häusern liegt ein leichter Nebel. Typisches englisches Schmuddelwetter? Vielleicht, auf jeden Fall passend zum Städtchen Crowby.
In großen schwarzen Buchstaben steht oben der Name des Autors, darunter, etwas kleiner in rot der Titel und der Hinweis „Kriminalroman“. Titel und Name des Autors sind in leicht erhabenen Buchstaben gedruckt.
Auf der Rückseite ist eine kurze Inhaltsangabe.

Der Text ist in 12 Kapitel unterteilt. Diese Kapitel sind auf 3 drei Tage, von Donnerstag bis Samstag, verteilt. Wenn die Erzählperspektive sich ändert, ist immer ein kleiner Absatz eingeschoben. Diese Absätze lockern das Textbild ein wenig auf.


Fazit
„Gefährliches Wiedersehen“ ist ein Kriminalroman nach guter alter Sitte: eine Leiche, etliche Verdächtige, viele Motive, einige überraschende Wendungen, falsche Fährten und zum Schluss ein Mörder, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Diese guten Eigenschaften täuschen aber nicht darüber hinweg, dass der Leser von dem Geschehen nicht wirklich gefesselt wird. Es ist ein guter, solider Krimi, aber mehr auch nicht.


3 5 Sterne


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