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Der junge englische Rechtsanwalt Jonathan Harker reist nach Transsylvanien, weil sein Klient, der geheimnisvolle Graf Dracula, ein Haus in London kaufen möchte, und Jonathan soll ihm dabei behilflich sein. Doch kaum ist Jonathan in dem düsteren Schloss des Grafen angekommen, merkt er, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht: Dracula hat kein Spiegelbild und keinen Schatten, er ist ausschließlich nachts unterwegs, und er ist gierig nach frischem Blut! Jonathan beschließt zu fliehen – doch das wahre Grauen zeigt sich erst nach seiner Rückkehr nach London …

Bram Stokers Klassiker der Schauerliteratur als spannender Comic.

 

Dracula Penko Gelev  Originaltitel: Dracula
Autor: Bram Stoker; nacherzählt von Fiona MacDonald
Übersetzer: Anne Braun
Illustration: Penko Gelev
Verlag: Erika Klopp Verlag GmbH
Erschienen: 2008
ISBN: 978-3-7817-3014-4
Seitenzahl: 48 Seiten
Altersgruppe: ab 10 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)


Die Grundidee der Handlung
Unter dem Verlagslabel Klopp Grafix erschienen 2008 einige wenige Romanklassiker als Comicadaption, darunter auch die von Fiona MacDonald nacherzählte, weltberühmte Schauergeschichte Dracula von Bram Stoker. Diese ist so bekannt – unter anderem wurde er seit Veröffentlichung des Buches 1897 über 300 mal verfilmt (mal mehr, mal weniger nah an der Romanvorlage) –, dass man zu den oben beschriebenen Handlungen nicht mehr viel hinzufügen muss. Abgestimmt auf die Zielgruppe – junge Leser ab ca. 10 Jahren – ist der Plot für den Comic natürlich deutlich gekürzt, allerdings ist dies geschickt erfolgt: keine wirklich wichtige Szene fehlt, und entscheidende Details finden sich ebenfalls. Daher ist diese Interpretation von Dracula durchaus gelungen.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Der Comic beginnt mit einer sehr atmosphärischen, nächtlichen und sich über die volle Doppelseite erstreckenden Szene des hoch in den Karpaten liegenden, teils baufälligen Schlosses Dracula. Beleuchtet wird die karge, felsige Umgebung von einem Vollmond, eine Kutsche nähert sich dem Schloss. Eingefügt ist die Illustration eines auf Pergamentrolle erstellten Begrüßungsschreibens  des Grafen an Jonathan Harker. Blättert man um, werden zunächst alle Charaktere, die hier eine entscheidende Rolle spielen, mit Portrait und Namen vorgestellt. Danach beginnt die eigentliche Geschichte, die bei der Zugfahrt Harkers ins heutige Rumänien die Handlungen aufgreift. Erzählt wird diese mit einem Mix aus kurzen, prägnanten Dialogen in Sprechblasen und deutlich umfangreicheren Texten im Präsens unter nahezu jedem Bild, die es gleichzeitig ermöglichen, die Handlungen in verkürzter Form grafisch umzusetzen. Recht knapp – gerade mal auf einer Doppelseite – ist die Jagd auf den Vampir von London nach Transsylvanien abgehandelt. Während die Grafiken – je nach Bedeutsamkeit der Ereignisse – von Szene zu Szene springen können, sind es nicht zuletzt die Erzähltexte, die das Gesamtkonzept abrunden. Durch dieses Konzept ist auch die Lesereihenfolge jederzeit eindeutig. Unbekannte Begriffe, Zitate und Ortsnamen werden per Fußnote erläutert und verweisen teilweise auf den Anhang.

Das Artwork erinnert an die 80er Jahre – vielleicht für versierte Comicleser nicht mehr ganz auf dem Stand des Möglichen, ist es doch in seiner überwiegend filigranen Ausführung recht detailliert. Dabei unterscheidet es sich deutlich von den beiden anderen, moderneren und umfangreicheren Dracula-Comicadaptionen der Zeichner Colton Worley bzw. Pascal Croci und Francoise-Sylvie Pauly, mit denen es nicht ganz mithalten kann. Bilder wie diejenigen, die sich des Schlosses Dracula annehmen, sind dennoch sehr imposant und verdeutlichen die einsame und sehr spezielle Lage dieser alten Festung. Ähnlich beeindruckend ist z.B. die Kapelle im Schloss gezeichnet. Die Umgebung in Whitby hingegen ist deutlich einfacher ausgeführt.

In Transsylvanien treffen wir auf einen Grafen, dessen spitze Ohren und Fingernägel, dürre Hände und spitze Zähne schaurig wirken, während sein Gesicht die Spuren seines Alters wiederspiegelt. In London ist er deutlich verjüngt, seine Gesichtszüge wirken aber noch grausamer, die gelben Augen unheimlich. Seine drei Vampirinnen haben schöne Gesichter, langes voluminöses Haar, zarte Hände mit scharfen Nägeln und sind in leichte Gewänder gekleidet, die an griechische bzw. römische Frauenkleidung der Antike erinnert. Auch die übrigen Figuren sind gut und ihrem Charakter entsprechend getroffen, sei es nun die flirtende, eher offene Lucy, die ernste, fleißige und herzensgute Mina, die nach den nächtlichen Ereignissen in Dr. Sewards Klinik deutlich verzweifelter ist. Oder die fünf Männer, die sich entschließen, Jagd auf Dracula zu machen. Insgesamt sind die Figuren überwiegend fein gezeichnet, eher selten – wenn sie in dem Panel zu klein werden – lässt die Genauigkeit nach.

Positiv ist mir aufgefallen, dass auch die brutalen Szenen, wie in der Grabkammer Lucys, angenehm zurückhaltend und praktisch unblutig dargestellt sind, so dass sich dieser Comic insbesondere auch für junge Leser eignet.


Aufmachung des Comics
Als fest eingebundenes Album in den Maßen 26 x 18 Zentimeter überzeugt das Buch mit einer wertigen Gestaltung. Schon der Umschlag aus festem Karton zeigt auf dem Hintergrund mit rot-blauem Farbverlauf mehrere Szenen aus dem Comic. Der Titel ist in großen, goldglänzenden Lettern geprägt. Auch das Papier im Innern sowie der Druck sind von guter Qualität.

Ein dickes Lob gibt es auch für den umfangreichen Anhang. Hier findet sich zunächst eine umfassende Beschreibung des Lebens und Wirkens Bram Stokers sowie seiner weiteren Werke. Danach folgen zusammengetragene Mythen zum Vampirismus, hierzu werden auch verschiedene Fragen aufgeworfen, leider jedoch nicht immer beantwortet, wie beispielsweise bei „Sind echte Vampire wirklich böse?“ (gemeint sind hier zuvor vorgestellte, bluttrinkende Parasiten). Einzelne Aspekte sind stilsicher durch eine Fledermaussilhouette getrennt. Eine Karte von Europa zeigt die Reisewege Jonathan Harkers und Draculas. Da Stokers Roman eine Mischung aus Schauergeschichten, Mythologie und Realismus war, geht es mit zwei Chronologien – einer zu berühmten Schauer- und Horrorgeschichten von 1764 bis 1891, eine zu wichtigen Erfindungen aus ähnlichem Zeitraum – weiter. Den Abschluss bildet ein Artikel zu Transsylvanien sowie eine Auflistung einiger der bedeutendsten Dracula-Verfilmungen. Hervorzuheben ist noch der recht günstige Kaufpreis von 8,50 EUR - hierfür wird eine Menge geboten.


Fazit
Eine Comicadaption der berühmten Horrorgeschichte, gezielt auf junge Leser ausgerichtet und inhaltlich zumeist gekonnt komprimiert. Der Zeichenstil ist filigran und detailliert, auch wenn er nicht mehr ganz modern ist, zudem gibt es als Comic-Interpretation Draculas zwei harte Konkurrenten. Dennoch empfehlenswert!


3 5 Sterne


Hinweise
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