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Duval richtet den Blick auf mich.
„Wovor fürchtet sich meine schöne Kämpferin, frage ich mich.“
„Ich fürchte mich vor gar nichts.“
„Nein?“ Er legt den Kopf schräg und mustert mich einen langen Augenblick, dann erhebt er sich aus dem Sessel.
Ich halte den Atem an, als er zu mir kommt.
„Fürchtet Ihr vielleicht, dass ich näherkommen werde?“
Seine Stimme ist leise, kaum mehr als ein Flüstern.
Mir stockt der Atem, und ich bin gefangen von etwas, das ich liebend gern Furcht nennen würde, aber es fühlt sich überhaupt nicht wie Furcht an.

Eine Klosterschule, die Spionage und Kampfkünste lehrt, eine Novizin, die in feinsten Gewändern Verräter entlarvt, und ein vermeintlicher Verräter mit unwiderstehlichem Charme ...

 

Grave Mercy 

Originaltitel: His Fair Assassin
Autor: Robin LaFevers
Übersetzer: Michaela Link
Verlag: cbj
Erschienen: 10.09.2012
ISBN: 978-3570401569
Seitenzahl: 544 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Die 17-jährige Ismae entkommt einer Zwangsheirat und findet Zuflucht in St. Mortain, wo die Schwestern noch den alten Gottheiten dienen. Noch im Mutterleib, wollte Ismaes Mutter sie aus ihrem Schoß vertreiben - doch Ismae überlebte und trug nur eine Narbe davon. Das beweist, dass sie eine von Mortains Töchtern sein muss. Als solche fängt ihre Ausbildung in St. Mortain an.

Drei Jahre später bekommt sie ihren ersten Auftrag … auf den bald nächste folgen. Denn im Namen Mortains tötet sie Menschen. Einer dieser Missionen ist es, der sie an den Hof der bretonischen Herzogin führt, wo die Intrigen und die Verräter undurchschaubar sind. Immer wichtiger wird jedoch die Frage, ob Ismae Gavril Duval trauen kann, der wie sie die Verräter zu entlarven versucht. Ist er derjenige, der er zu sein vorgibt? Oder ist seine scheinbare Loyalität zur Herzogin nichts als Schauspielerei?

Ein wunderbares Buch! Die Autorin bringt frischen Wind in das Fantasy-Genre, in dem sie nicht nur historische Elemente, sondern auch romantische geschickt miteinander verknüpft.


Stil und Sprache
„‘ Demoiselle! Kommt weg von dort, bevor Ihr Euch den Tod holt! ‘ Ihre Worte bringen ein Lächeln auf meine Lippen. Denkt sie, der Tod sei ein kleiner Vogel, auf der mein Name geschrieben steht und der gegen das Fenster klopft, in der Hoffnung, dass ich ihn mir holen werde?“ (S. 415)

Mit diesem bildhaften Stil entführt die Autorin den Leser in die Bretagne des 15. Jahrhunderts. Geschrieben in der ersten Person in der Gegenwart merkt man bald, dass man sich nicht mehr von dem Buch losreißen kann. Es passiert ständig etwas und gemeinsam mit Ismae lernt der Leser immer mehr über Mortain und darüber, was es heißt, eine seiner Töchter zu sein. Dabei wird auch das Kloster hinterfragt.

Ist es wirklich richtig Menschen, die mit einem Todesmal versehen sind, zu töten? Denn Ismae sieht das dunkle Mal, dass ihr zeigt, wer getötet werden muss. Gibt es einen anderen Weg oder ist dies Mortains Wille? Der Leser wird zum Nachdenken angeregt, denn es ist nicht gleich ersichtlich, welche Absichten die einzelnen Figuren haben. Dadurch machen unerwartete Entwicklungen das Buch zu einem Page-Turner mit einem zufriedenstellenden Ende.


Figuren
Ismae ist noch jung, als sie den Schweinebauern Guillo heiraten soll. Denn ihr Vater, der Ismae noch nie gut behandelt hat, hat eine Vereinbarung mit diesem getroffen. Ismae hat jedoch Glück und kann entkommen. Sie ist erpicht darauf im Kloster zu lernen, wie sie sich selbst verteidigen kann - und mehr noch, wie sie solche, die es verdienen, töten kann. Da man ihre Vergangenheit kennt, ist es nicht nur leicht, sich mit ihr zu identifizieren, sondern sie erscheint dem Leser auch realer. Ihre Handlungsweisen sind nachvollziehbar und alles in allem ist Ismae eine sehr sympathische Protagonistin, die ihren eigenen Weg zu finden versucht.

Besonders interessant ist die Entwicklung zwischen ihr und Gavril Duval. Die beiden misstrauen sich anfangs, denn Gavril weiß, dass Ismae eine Tochter Mortains ist. Doch die beiden realisieren, dass sie gar keine Wahl haben, als sich auf einander zu verlassen.

Obwohl es keine Perspektivwechsel gibt, erfährt der Leser nicht nur genügend über die Vergangenheit Gavrils, sondern ist im Laufe des Buches auch in der Lage, die Handlungsweise der Nebenfiguren nachzuvollziehen. Niemand wird als „gut“ oder „schlecht“ abgestempelt und so lernt auch der Leser, dass nichts so ist, wie es zu sein scheint.


Aufmachung des Buches
Für das Cover des Taschenbuches wurde das Motiv von dem englischen Original übernommen. Zu sehen ist Ismae in einem schweren roten Kleid und einer Armbrust in der Hand. Im Hintergrund sieht man eine Burg; der Titel prangt in großen weißen Buchstaben mitten über dem Cover. Besonders gefällt mir, dass - wie es bei englischen Büchern oft der Fall ist - ein Satz ganz oben auf dem Umschlag steht: „Eine Gejagte wird zur Jägerin …“

Innen befindet sich neben einer Karte ein kurzer Überblick zu den Figuren.


Fazit
„Grave Mercy“ ist sehr empfehlenswert - und das nicht nur für Fantasyfans. Der bildhafte Stil und die spannenden Vorgänge in dem Buch wissen zu überzeugen. Man darf darauf gespannt sein, wie es im zweiten Teil wohl weiter geht ...


5 Sterne


Hinweise
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