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Liebe Susanne. Vielen Dank, dass du dir die Zeit für ein Interview nimmst.
Für dich stand schon mit zehn Jahren fest, dass du Schriftstellerin werden willst. Doch dann hast du dieses Ziel fast zwanzig Jahre aus den Augen verloren. Wie kam es dazu?

Angefangen hat es wohl mit der Pubertät, die mich durchgeschleudert hat wie ein heftiger Orkan. Danach hatte ich den Bezug zu einem wichtigen Teil meiner Persönlichkeit verloren und lange nicht wiedergefunden. In diesen Jahren gab es zwar ein lauerndes Gefühl der Unzufriedenheit, aber ich konnte es nicht festmachen. Erst als ich mich aus dieser Unzufriedenheit heraus mit 28 zum Telekolleg anmeldete, kam mein verschollenes Ich wieder zum Vorschein. Das war der Wendepunkt. Seit dieser Zeit schreibe ich wieder. Erst nur so, für mich, und bald aber mit dem Anspruch veröffentlichen zu wollen. Es war wie „nach Hause kommen“, endlich bin ich da, wo meine Mitte ist. Ich lebe ausgeglichen und zufrieden und schreibe nach Herzenslust.


Wie hast du zum Schreiben zurück gefunden?

Erst übers Telekolleg, da habe ich gemerkt, wie viel Spaß es mir macht Aufsätze zu schreiben. Dann habe ich mit Gedichten meine schreibfreie Zeit aufgearbeitet. Einmal angefangen, konnte ich einfach nicht wieder aufhören. Eins kam zum anderen. Ich habe meine Praxis eröffnet und unter anderem Kurse in Autogenem Training gegeben, das ich selbst schon seit meiner Kindheit praktiziere. Meine Kursteilnehmer wollten das, was ich ihnen mündlich mit auf den Weg gab, gerne auch in Händen halten. Ich schrieb die ersten Heilreisen, bildete mich zeitgleich im Bereich der Belletristik weiter. Der sehnliche Wunsch, Bücher zu schreiben war wieder wach und lauter denn je.


Was fasziniert dich am Schreiben?

Es ist wie eine Sucht. Die Faszination, wie aus einem Gedankenfetzen, einem Bild, das mich nicht mehr loslässt, Stück für Stück eine Geschichte entsteht. Die Figuren, die zum Leben erwachen und manchmal versuchen, meine Planung über den Haufen zu werfen, indem sie plötzlich Dinge tun, die gar nicht vorgesehen waren. Ich liebe es, in diese Welten einzutauchen und meine Finger ein Eigenleben führen zu lassen. Manchmal tippe ich schneller, als ich meine Gedanken bewusst formen kann. Und dann am Ende, nach etlichen Überarbeitungen etwas Geschriebenes in Händen zu halten, damit anderen Menschen Freude zu bringen, ein Lächeln in Gesicht und Herz zu zaubern. Für mich gibt es nichts Schöneres.


Du hast bereits zwei Kurzgeschichten in Anthologien veröffentlicht, ein belletristisches ebook gibt es auch von dir. Was hat dich dazu bewogen, „Die Inselmalerin“ als ebook zu vermarkten?

Ungeduld. Es ist leichter, bei einem ebook-Verlag unterzukommen und da ich das Skript gerade fertig hatte, als ich in einem Forum vom ‚Club der Sinne‘ gelesen habe, hat es einfach gut gepasst. Es war ein erster Schritt für mich. Allerdings gebe ich zu, dass es nicht an das Gefühl herankommt, ein eigenes Werk in Händen zu halten. Ich selbst sitze so viele Stunden am PC, dass ich froh bin, wenn ich ein richtiges Buch lesen darf und meine Hände etwas zum Anfassen bekommen, das Rascheln der Seiten beim Umblättern, das ist für mich einfach nicht ersetzbar.


Dein Brotberuf ist Heilpraktikerin, den du allerdings nur noch in Teilzeit ausübst, um mehr Zeit und Kraft für das Schreiben zu haben. Zwei Sachbücher, „Entspannung für Körper und Seele“ und „Autogenes Training“ hast du bereits veröffentlicht. War es schwer, die Verlage für diese Projekte zu begeistern?

Nein, gar nicht. Es waren beides Auftragsarbeiten, die in laufende Reihen eingebunden waren. Man braucht eine Portion Glück, genau zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein, ein überzeugendes Exposé und natürlich das Fachwissen. Der Rest ist Fleiß und Disziplin.
Ich betreibe meine Praxis zwar momentan noch weiter, aber das Schreiben ist zwischenzeitlich auch mein Brotberuf geworden und es wird ständig mehr. Zusätzlich bin ich ja noch Mitbetreiberin der Senferia, unserer familieneigenen Senfmanufaktur, das schluckt auch ziemlich viel Zeit und macht aber gleichzeitig unglaublich viel Freude.


Was war das für ein Gefühl, als du das erste Mal dein eigenes Buch gedruckt in den Händen gehalten hast?

Mein erstes Buch konnte ich nicht genießen. Damals war alles noch so fremd und da steckte so viel Schweiß drin. Ich hab es wochenlang nicht wirklich aufgeschlagen, immer nur flüchtig drin geblättert. Dennoch war ich natürlich stolz. Aber es war auch noch eine Zeit, als ich nicht aus voller Überzeugung sagen konnte, ich bin Schriftstellerin. Ich hatte es noch nicht verinnerlicht, der Schuh schien viel zu groß.
Beim zweiten Buch fühlte es sich schon etwas vertrauter an, da kam Freude auf.
Das dritte Buch hat einen wahren Freudentaumel ausgelöst. Vielleicht liegt es daran, dass es von Anfang bis Ende meines ist? Ich habe nicht in eine Reihe geschrieben, sondern konnte mich frei entfalten was Inhalt und Struktur anbelangt. Auch beim Verlag ist man begeistert, was für mich natürlich ein großes Kompliment ist.
Das jetzt schon vorhandene Interesse der Öffentlichkeit bestätigt mich in meiner Freude. So durfte ich das Buch bereits als Studiogast beim SWR vorstellen. Und auch ein Bericht in einem Gesundheitsjournal ist schon vorgesehen. Marketing ist ein wichtiger Bereich, der auch zum Schreiben gehört, und eine tolle Erfahrung für die Autoren. Ich genieße das in vollen Zügen und mit einer ordentlichen Portion Bauchkribbeln.


Am 02.04.2009 erscheint ein weiteres Sachbuch von dir: „Heilen mit der Kraft der Gedanken“. Verrätst du uns ein wenig über den Inhalt?

In meinem Buch „Heilen mit der Kraft der Gedanken“ geht es um die Zusammenhänge zwischen körperlichem und seelischem Befinden. Unsere Gedanken haben einen wesentlichen Einfluss auf unser Befinden, das hat auch die Schulmedizin erkannt. Hatte früher die Diagnose „psychosomatisch“ noch einen schalen Beigeschmack, gibt es heute die Psycho-Neuro-Immunologie, die sich mit der Erforschung solcher Zusammenhänge beschäftigt. Daraus entsprungen ist die Mind-Body-Medizin. Ein ganzheitlicher Ansatz, wie es ihn schon seit Jahrtausenden gibt, von der Schulmedizin adaptiert.
In einem großen Kapitel stelle ich viele naturheilkundliche Therapien vor. Dabei habe ich darauf geachtet, dass es Therapien sind, die sich zur Eigenanwendung eignen. Ich möchte dem Leser Mittel an die Hand geben, sich selbst zu helfen.
Ein großes Thema sind die Heilreisen. In einem weiteren Kapitel findet der Leser viele solcher Reisen, aber auch die Anleitung, wie er sich selbst so eine Reise zusammenstellen kann.
In einem Register von A-Z habe ich Beschwerden aufgeführt und mögliche therapeutische Ansätze dazu benannt.


Es scheint, als würde dein Schwerpunkt im Sachbuchbereich liegen. Ist dem tatsächlich so oder ist es schwerer, belletristische Texte bei Verlagen unterzubringen?

Ich hatte einfach den Fuß zuerst im Sachbuchbereich drin, aber in meinem Schreiballtag ist das Verhältnis zwischen Sachbuch und Belletristik ausgewogen. Nur mit den Veröffentlichungen hinke ich im belletristischen Bereich noch hinterher. Aber daran arbeite ich. Schwer ist es in allen Bereichen, man braucht Geduld, viel Ausdauer und ein Quäntchen Glück, das ich bei den Sachbüchern auf jeden Fall hatte. Aber letztlich ist das Schwierigste, ein gutes Buch zu schreiben. Wenn das gelungen ist, wird man es auch irgendwann bei einem Verlag unterbringen. Davon bin ich überzeugt, denn die Verlage suchen immer gute Bücher.


Dürfen deine Leser sich eventuell bald auf einen belletristischen Roman aus deiner Feder freuen?

Das will ich doch sehr hoffen. Ich bin mit meinem Frauenroman bei einer Agentur untergekommen und es gibt auch schon Verlagsinteresse.
Mit meinem Kinderbuchskript bin ich selbst auf Verlagssuche und optimistisch.
Im Moment schreibe ich an einem zweiten Kinderbuch und ein Frauenroman liegt fertig geplottet da und wartet darauf, zum Leben erweckt zu werden.
Am übernächsten Sachbuch arbeite ich auch schon.


Hast du bestimmte Rituale, die du beim Schreiben einhältst, beispielsweise eine feste Schreibzeit oder eine festgelegte Seitenzahl pro Tag?

Nein, eigentlich nicht. An meinem Arbeitsplatz brauche ich Ruhe, Musik im Hintergrund geht gar nicht. Witzigerweise kann ich aber mitten im Chaos sitzen, zum Beispiel im Straßencafé oder am Baggersee und dort schreiben.
Um zu plotten, Gedanken einzufangen oder auch etwas nachzulesen, gehe ich sehr gerne hinters Haus und genieße die frische Luft.
Am besten kann ich morgens schreiben, aber das kann ich mir nicht immer aussuchen. Ich habe meist eine ungefähre Zeit im Kopf, in der ich ein Projekt fertig haben möchte, daran halte ich mich dann auch.


Wieviel Zeit nimmt die Recherche für das Schreiben der Sachbücher in Anspruch?

Nicht so viel, da ich ja aus meinem beruflichen Wissen schöpfen kann. Ich habe zu meinem Themengebiet auch reichlich Literatur im Regal, sodass ich immer schnell etwas nachschlagen kann.
Ein Autor, der sich erst alles mühsam anlesen muss, hat es da ungleich schwerer. 


Wie kann man sich einen Tag in deinem Leben vorstellen, wenn du an einem Buch arbeitest?

Ich setze mich morgens direkt nach dem Aufstehen (meist so um sieben) mit einer Tasse Kaffee an den PC. Dann rufe ich meine Mails ab, gehe eine Runde durchs Netz spazieren und begrüße meine Freunde. Danach nehme ich mir das Projekt vor, das gerade Priorität hat und lese den Text vom Vortag. Dabei verbessere ich manchmal spontan oder markiere auch nur Stellen, an denen ich nachbessern möchte. So komme ich in das Gefühl rein, das der Text braucht. Dann schreibe ich los. Meistens versuche ich Abschnitte am Stück zu schreiben, ein Kapitel oder auch zwei. Wenn ich hängen bleibe, gönne ich mir eine kurze Pause, spiele ein paar Minuten Mahjongg oder surfe ein wenig, dann versuche ich es erneut.
So um zehn hole ich mir was zum Essen und während ich frühstücke, lese ich, was ich zustande gebracht habe. Lässt mein Terminplan es zu, steige ich in die zweite Runde ein. Oft habe ich aber andere Verpflichtungen in der Praxis oder der Senferia. Deshalb ist es mir wichtig, in den frühen Stunden möglichst produktiv zu sein.
Auf diese Art schaffe ich 10 bis 30 Seiten Text am Tag. Damit komme ich ganz gut klar.
Aber auch wenn ich nicht gerade an einem Buch arbeite, schreibe, plotte oder lese ich für andere Autoren gegen. Es gibt in meinem Leben keinen Tag mehr, auch nicht die Sonntage, an dem ich mich nicht in irgendeiner Weise mit Schreiben beschäftige.


Was liest du selbst gerne?

Am liebsten querbeet alles außer Horror.
Cornelia Funke liebe ich wegen ihrer bildreichen poetischen Sprache. Tom Liehr lese ich mit großem Vergnügen, er ist ein toller Unterhalter mit feinem Sinn für Humor. Im Moment lese ich gerade wieder mal „Der kleine Prinz“. Schreibratgeber, die mir ein gutes Gefühl vermitteln und mir Schwung geben, gönne ich mir auch zwischendurch. Ich blättere gerne in Gedichtbänden. Kinderbücher und Fantasy, Harry Potter, die Tintenwelt - es gibt keinen Anfang und kein Ende. Lesen macht einfach Spaß.


Gibt es etwas, das du unseren Lesern mit auf den Weg geben möchtest?

Ich wünsche allen Lesern Freude im Herzen und gute Gedanken.


Ich danke dir für das Interview.

Ich danke dir für dein Interesse.

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